Sal Vitri

[994] Sal Vitri.

Sal vitri.

frantzösisch, Sel de verre. Salin. Ecume de verre.

teutsch, Glasgalle, Glasschmutz.

Ist saltziger Schaum, der sich vom Glase sondert, indem es in den Glasöfen in dem Flusse stehet. Diese Materie wird davon abgenommen und abgekuhlet. Vor diesem ward sie bey den Materialisten in dicken, dichten und steinharten Stücken gefunden und verkaufft: seit einigen Jahren aber ist sie in Franckreich gantz und gar verboten worden. Sie ist fast eitel Saltz, und gar sehr wenig Erde drunter zu befinden. Dieses Saltz hat etwas von der Art des Steinsaltzes, und brudelt nicht, wann etwas von gemeinen sauren drauf gegossen wird: welches wircklich zu bewundern, dieweil es von der Suda kommt, die doch ein mächtig alkali ist. Seine Löchlein müssen sich bey diesem heftigen schmeltzen, die es ausstehen müssen, zum theil geschlossen haben, und darum kan es auch nicht also leichtlich, als wie ein Sal alkali, gefeuchtet werden. Im Feuer spritzelt es ein wenig, doch nicht so starck, auch nicht mit solchen knistern, wie das Meersaltz thut. Vor diesem ward es, wie das Seesaltz gebrauchet, die Häute oder Leder gut zu halten.

Es muß trocken und schwer seyn, auswendig weißlicht grau, inwendig gantz weiß sehen, und starck gesaltzen schmecken.

Die Glasgalle wird zu Verfertigung des weissen Schmeltzes gebrauchet, und kommt auch zu der Glasur, welche sie zu Fayence brauchen.

Sie zertreibet und machet dünne, ist durchtringend, und zertheilet. Sie wird zu Vertreibung des Staars der Pferde gebrauchet, zu Pulver gestossen, und in die Augen geblasen.

Diese Materie wird darum sal vitri genennet, dieweil sie vom geschmoltznen Glase abgezogen wird:[994] sie ist aber nichts anders, als der der gröbste Theil von Suda, der mit dem Uberreste nicht zu Glase werden können.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 994-995.
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