Der Todt hat auch ein ziemliche Anzahl der Geistlichen in der Wiennstatt zur Ewigkeit befürdert.

[57] Rombt her ihr silber weisse Schwanen / die ihr mit eueren Flügeln dem Schnee zu Trutz auff dem Wasser herumb rudert / vnd so mich der wahre Glaub nicht anderst lehrete / sagete ich ohne Scheuh / daß zwar alle Vögel von dem Allmächtigen auß dem Wasser erschaffen / wie Genes. 1. verzeichnet / ihr aber auß der Milch; kombt vnd leichet mir etliche Federn / damit ich recht ob schon kurtz möge beschreiben die Würdigkeit deß geistlichen Orden; diser / diser ist der[58] Acker / den GOtt hat gesegnet / Deut. 28. diser ist die Statt der Zuflucht / Deut. 29. diser ist der schöne Garten Aßveri / Ester. 7. Diser ist der gebenedeyte Berg Sion / Psalm. 2. Diser ist das Paradeyß deß Wollusts / Gen. 2. Diser ist der heilsame Schwem-Teich zu Jerusalem / Joan. 5. Diser ist der veste Thurn David / Cant. 4. Diser ist der hohe Berg Libani / auff welchem so schöne Cederbäum / das ist so anseheliche Männer hervor stammen. Diser / diser ist ein Arsenal vnd Růst-Cammer / auß welcher die Catholische Kirch die beste Waffen vnd Schild wider die Ketzer nimbt.

Zu Cana Galilæa nach dem ihm gar ein höffliches Ladschreiben zu handen kommen / hat sich vnser HErr vnnd Heyland bey dem Hochzeitlichen Gastmahl eingefunden / vnd mit dem Brauthvolck sambt allen Anverwandten gar sittsamb zur Taffel gesessen /nun ist aber bald geschehen / daß der[59] Wein als die beste Erquickung der Gäst / manglete / es ist glaubig daß es geschehen sey durch absonderliche Schickung Gottes; diesen verdrießlichen Mängl hat der gebenedeyte HErr auff anflehen seiner wertisten Mutter wunderbahrlich ersetzt / in dem er etliche grosse Krüg befohlen hat anzufüllen mit Wasser / welches er nachgehends in den edlesten Wein verwandlet / vnd hat dieser Geseng GOtt erst zum besten geschmeckt / da man gewust hat / daß er kurtz vorhero ein Wasserburger gewest ist. Auß Wein Wasser machen ist leicht /vnd gerath diß einen jeden Lumpelsüchtigen / aber auß Wasser Wein machen ist viel / vnd ein absonderliches grosses Wunderwerck; Ich sage aber auch auß schlimmen gute machen / Vnglaubige in Glaubige /vnd Heyden zu Christen machen / ist auch viel / vnd wer hat diß gethan / als eben die stattliche[60] Ordens-Männer Dominicus in Spanien / Bernardus in Burgund / Xaverius in Indien / Franciscus Paulanus in Franckreich / Severinus in Oesterreich / Berchtoldus in Bayern / Wolfgangus in Schwaben / etc. Auß einen harten Stein Wasser locken / ist viel / das hat gethan Moyses dem Volck Israel; aber auß hartnäckigen Ge můthern Vuß-Zäher erwecken ist auch viel / das haben gethan die Heil. Ordens-Männer; alle Flůß vnnd Wässer durch Egypten in Blut verkehren ist viel / das hat gethan Aaron; aber die verbainte Ketzer schamroth machen ist auch viel / das haben gethan die Heil. Ordens-Männer; mit dem Schatten Wunderwerck würcken / ist viel / das hat gethan Petrus; aber mit der schwartzen Dinten die Leuth weiß machen /ist auch viel / das haben gethan / die Heil. Ordens-Männer durch ihre Schrifften; daß also rechtmessig solche Heil. Orden können genennt[61] werden / ein Schutz / ein Schatz / ein Schantz / ein Freud / ein Fried / ein Freund / der Catholischen Kirchen.

Was ist würdiger als die Societet JESU? welche wie ein strahlende Soñ in der Catholischen Kirchen glantzet / dahero kein Wunder / daß neidige Nachteulen / vnd Ketzerische Federmäus oder Fledermåuß ihre Mißgönner seyn / dann ja solchem Geflůglwerck das Liecht ein Marter ist; Paulus der wunderthåtige Apostel / diese Welt-Posaunen / dieser Seelen-Fischer / dieser Schützer der Glaubigen / vnd Stürtzer der Unglaubigen / diese Säulen der Kirchen / hat sich einmahl schon im dritten Himmel befunden / hat schon gesehen / hat schon gehört / hat schon genossen / was ein menschlicher Witz nicht fassen kan / O was Glory! Phantaseyen / Schnellfingerl / Dockenwerck /Kinderrollen / Grillen vnd Pfrillen seynd alle Lust vnd Gust der Welt / gegen dem was Paulus[62] gekost / vnnd dannoch ist dieser wider in die Welt zu ruck kehrt; Sagt mancher / es solt mich kein Teuffel mehr herunter bringen / wann ich einmahl so weit droben wehre /Paulus ist dannoch wider herunter / dann als er zu ruck dachte / daß noch viel seiner Apostolischen Lehr von nöthen hatten / vnnd durch ihn könten bekehrt werden / also hat er Himmel lassen Himmel seyn /vnnd wider auff die Erd gestiegen / Seelen zu fangen /Seelen zu bekehren / laß einer das ein Eyffer seyn! Dise Apostolische Innbrunst / spůrt man nicht wenig in der Societet JESU, in dero viel vnzahlbahre Männer gezehlt werden / welche Vatter vnd Vatterland verlassen / ja alles was angenehm / beurlauben /sich in weit entfernte Länder begeben / Seelen zu gewinnen / wo auch die Welt ein End setzt / dort hat ihr Eyffer kein End; Was thun die Jesuiter zu Peru? Pegu? zu Malaca? Malucco? zu Magor,[63] Palipor? zu Paquim, Nanquim? zu Scay, Isafay? zu Callecuth? an solchen Orthen wo Menschen schier nicht Menschen seynd? Eben das was Paulus gethan / sie gewinnen Seelen / bekehren Seelen / nicht nur hundert tausend / nicht nur hundertmahl hundert tausend / nicht nur tausend mahl tausend tausend / sondern noch mehr / ja so viel / daß auch einen Arithmetico zu zehlen schwer fallt / deßwegen würdig alle Ehr von der Welt zu empfangen / deßwegen Paulus der dritte / Pius der vierdte / Pius der fünffte / Gregorius der dreyzehende / Gregorius der vierzehende Römische Papst mit stattlichen Lob / vnd außerleßnischen Preiß-Nahmen die Societet begnadet.

Was ist würdiger als der Orden deß Heil. Benedicti? In dem Evangelio Matth. 13. geschicht außführliche Meldung von einem Saamen / den ein Ackersmann außgeworffen / ein Theil dieses Saamens ist gefallen auff[64] den Weeg / den haben die Vögel deß Luffts verzehrt / diß ist ein Lehr allen Jungfrauen / die da wollen Ersahm vnnd Tugendsahm verbleibẽ / daß sie die Weeg vnd Gassen nicht viel betretten / sonst thun ihnen die Vögel / verstehe Ertz-Vögel / Spay-Vögel /Spott-Vögel Schaden zu fügen; ein ander Theil dieses Saamens ist gefallen auff die Stein / der zwar bald auffgangen / aber wegen deß seichten Grund von der Sonnen Hitz bald wider verwelckt; Diß kan ein Lehr seyn / allen denen / die nicht wol in der Vollkommenheit gegründ / daß sie sich nicht leicht der Gefahr sollen vertrauen / wann sie dem Stolpern vnd Fallen wollen entweichen: Ein ander Theil dises Saamens ist gefallen vnter die Dörner / welcher darvon / wie leicht glaublich / ersticket. Ich aber zeige einen Saamen der mitten vnter denen Dörnern auffgangen / vnd tausendfältige[65] Frucht tragen; Dieser Saamen ist Benedictus der Heil. Patriarch / so die Schneeweisse Rosen seiner Unschuld zuerhalten / sich blosser in den Dörner herumbgeweltzet / dieser gebenedeyte Saamen ist der gestalten auffgesprossen / daß die Zahl seiner Frucht fast die Stern übertrifft / welche dem Abraham seynd von GOtt gezeigt worden: Ein vnd dreyssig Römische Päpst seynd auß dem Orden deß Heil. Benedicti erkiesen worden / ist das nicht auffgangen? Hundert vnnd achtzig mit Purpur gezierte Vätter vnnd Cardinal auß disem Orden / drey tausent fünff hundert vnnd eylff Bischöff / fünffzehen tausent vnnd mehr Abten /so wegen Doctrin vnd Wissenschafft berühmt / ist dann der Saamen nicht auffgangen? Vier vnnd vierzig tausent vnd etlich zwantzig Canonicierte Heyligen auß dem Orden deß H. Benedicti zeigen die Schrifften / ist der[66] Saamen vnter den Dörnern nicht auffgangen? Zachæus damahl noch Zach zun geben / vnd hurtig zunehmen / mit einem Wort / noch damahl ein Partiteschmidt / stiege auß guten Gedancken Christum zusehen / auff einen Baum / ich aber weise mehr auß dem Orden deß H. Benedicti, welche vom Baum herunter gestiegen / Christum besser in der Nieder zusehen /wil sagen / das viel / vnd aber viel ihren hohen Stammenbaum verlassen / vnd in disem vollkommnen Orden GOtt gedient / zwölff Orientalische Kayser / so den Purpur mit der Münchs Cappen vertauscht / vierzehen Orientalische Kayserin / so die guldene Cron mit dem niderträchtigen Kloster-Weyhl verwechßlet /ohnzahlbar viel Königliche vnd gefürste Persohnen /so alle disen heiligen Orden eingetretten / vnd darinn einen vollkommnen Wandl geführt / dahero nicht leicht zubeschreiben / wie lobwürdig /[67] wie liebwürdig / wie seegenreich / wie siegreich / wie Gottseelig / wie glückseelig diser wohl recht gebenedeyte Orden Benedicti.

Was ist würdiger als der Orden deß H. Dominici? Exod. 28. Hat GOtt der Allmächtige dem Hohenpriester Aaron anbefohlen / auff was Weiß seine Kleydung sollen geformbt seyn / erstlich solle er einen Rock antragen von Himmelblauer Seiden / vnd an statt deß Brams sollen von gedachter Farb seidene Knöpff auff Granatapffel Manier angehefft werden /zwischen denen jedesmahls ein guldene Schellen hange / auff daß der Priester / so er in den Tempel eintritt / einen Klang von sich gebe: Muß bekennen /das der übermüthigẽ Welt der Zeit ihre Kleydung in tausenterley lächerliche Modi sich vermaßkern vnd tragt man fast ein gantzes Jahr hindurch die Faßnacht auff dem Rucken / aber solcher von GOtt angegebene Priesterliche [68] Ornat ist gleichwohl ein wenig wunderlich vnd seltzamb; Quanta Profunditas misteriorum! nunquid de vestibus cura est Deo? Spricht der Heilige Thomas Villanovanus, O was seynd das für grosse Geheimnussen? GOtt wolte durch solchen Priesterlichen Auffzug andeuten / vnd durch solches guldenes Geleut an den Priester / daß diser in dem Tempel fein einen guldenen Schall solle von sich geben / merckts wohl / ein Priester soll ein guldenen Hall vnd Schall von sich hören lassen: Diser Hohepriester Aaron ist ein eigentliche Figur gewest deß H. Dominici, dann wer hat in der Catholischen Kirchen ein solchen guldenen Hall vnd Schall hören lassen / als eben Dominicus durch seinen Heiligen Orden / welcher auch derentwegen den Nahmen führt der Prediger Orden /dann ihr Apostolische Stimm alle trübe Wetter /[69] so über die Catholische Kirchen ko en / vertriben / dañ ihr eyffriger Predigschall / alle Wölff so in den Schaffstall Gottes beginten einzureissen / verjagt /dann ihr erklingende Lehr wie ein starcker Schild /alle Ketzerische Pfeil / so auff das Schiffel Petri zugeflogen / auffgehalten. Petrus ist ein Apostel gewest / Petrus de Tarentesia auß dem Orden deß H. Dominici auch ein Apostolischer Mann. Joannes ist ein Apostel gewest / Joannes Taulerus auß dem Orden deß Heiligen Dominici auch ein Apostolischer Mann. Matthæus ist ein Apostel gewest; Matthæus Ursenus auß dem Orden deß Heil. Dominici auch ein Apostolischer Mann: Thomas ist ein Apostel gewest / Thomas Aquinas auß dem Orden deß Heil. Dominici, auch ein Apostolischer Mann. Philippus ist ein Apostel gewest / Philippus Gezza auß dem Orden deß H. Dominici auch ein Apostolischer Mann; [70] Bartholomæus ist ein Apostel gewest / Bartholomæus de Ledesma auß dem Orden deß Heil. Dominici auch ein Apostolischer Mann / etc. Vnd wann schon Aaron ein Schlangen in ein Ruthen verkehrt / so haben auch dise viel gifftige Sünder in Bußfertige verwandlet; Und wann schon Josue die Stattmauren zu Jericho mit dem Posaunen Schall vmbgeworffen / so haben auch dise mit ihrigem Predig-Schall / manche Stein harte Gemühter erobert; vnd wann schon ein Elisæus sauers Wasser / in ein süsses verkehrt / so haben auch dise mit ihrer Lehr / auß Gottlosen / Gottseelige gemacht; ja ich will nicht mehr loben disem lobwůrdigsten Orden / weil ihn an stadt meiner loben Bonifacius der Neunte / Clemens der Sechste / Alexander der Vierdte / Innocentius der Vierdte / Gregorius der Neunte / Honorius der Anderte / etc.[71]

Was ist würdiger / als der Seraphische Orden deß Heiligen Francisci? Jener Blinde / welchem der Heyland mit so wunderlicher Manier das Gesicht erstatt /in dem er ihme eine durch Speichel befeuchtigte Erden an die Augen gerieben / welches sich dem Menschlichen Vrtel nach so wenig reimbte / als ein Faust auff ein Aug / als er von Christo gefragt worden / was er sehe / gabe ein artliche Antwort. Video homines velut arbores, etc. Ich sihe die Leuth wie die Baumer daher gehen / diser Blinde hat nicht übel von der Farb geredt / dann in aller Warheit seynd wir Menschen dem Bäumern ähnlich vnd dem Holtz / dessen Natur ist / das es allzeit oben schwimbt im Wasser / also seynd wir Menschen gesitt vnd gesind / daß wir nur nach Höhe trachten / dahero der Welt ihr Prædicata sich mehristen Theil / auff die Berg retiriren / vnd wil niemand anderst als Back von[72] Backsberg / Böcker von Böckersberg / Buck von Bucksberg heissen / vnd singt die Welt weit lieber den Alt als den Paß; Von dem Heiligen Marco Evangelisten schreibt Hugo Cardinalis, daß er ihme freywillig den Daum habe abgebissen / damit er nicht möchte Bischoff werden / bey der Zeit schneidt ihm keiner mehr die Finger ab / sonder man schleckt wohl die Finger nach Hochheiten / vnd wil ein jeder lieber das Gloria in Excelsis als das De profundis Intoniren. O Mirackl / O Wunder ůber Wunder! Franciscus, vnd Francisci Orden / vnd dises Ordens-Regel / vnd diser Regel zugethane Geistliche zeigen der Welt das Widerspiel / in deme sie mit keinen andern Nahmen prangen / als Fratres Minores die mindere Brüder /aber in der Warheit nicht minder der Catholischen Kirchen nutzen sie als andere Orden / dahero dessen Lob dises wintzige Blattel nicht fähig zufassen /[73] sonder vonnöthen gantze Bücher hierzu. Was sagst du zu dem / wann du hörest / daß durch dise Ordens-Leuth in der Insul Canari allein zehenmahl hundert tausent Menschen seynd getaufft worden / hat doch Moyses kaum so vil durch das Wasser gefůhrt; Diser Seraphische Orden hat durch absonderliche Hülff deß Allerhöchsten der Gestalten sich vermehrt / das wann ich nicht wuste die vnermeßliche Weite deß Himmels /mich schier ein Forcht anstoßte / ich könnte kein Orth mehr antreffen / vor Menge mindern Brüder allda; Diser Seraphische Orden zeigt forderist seine Strengheit in den Capucinern / dero Armuth vnd Demuth der Welt sattsambt bekant; mir kommen sie vor / wie jener Fisch / welchen Petrus auß dem Meer gezogen /in dessen Maul ein paares Gelt gefunden / vnd also diser Fisch mit dem Maul bezahlt; gleicher Gestalten tragen gedachte[74] strenge Ordens-Männer ihre Müntz auff der Zungen / welche nichts anders ist / als Deo gratias, warmit auch der seelige Capuciner Felix grosse Wunder gewůrckt; mit einem Wort / wie vornehm / wie angenehm / wie sinnreich / sittenreich / wie heylsamb / diser Seraphische Orden / kan allein ein Seraphische Zung fůglich vorstellen.

Was ist würdiger / als der Orden der Carmeliter? Diser ansehliche Orden / růhmet sich / als seye er der allerälteste / wie kan das seyn? Lebt doch ihr erster Ordens-Stiffter noch auff der Welt / auch noch nicht gstorben / ist wahr / diser ist Elias der Prophet / welcher auff dem Berg Carmelo das erste Novitiat den Carmelitern auffgericht / der wunder eyffrige Prophet lebt annoch in dem irrdischen Paradeyß / wohin er durch ein feurigen Wagen ist ůberbracht worden /wird aber zur Ankunfft deß Antechristi[75] zweiffels ohne mit Beystand seiner Carmeliter streitten vnnd kämpffen / das Lob dises H. Orden / soll nicht mit Dinten sonder Gold beschrieben werden.

Was ist würdiger als der Orden deß H. Francisci von Paula? Diser H. Ordens-Stiffter hat wohl gewust / das auff die Vigill vnd Fastag ohnfehlbar das Fest folge / dahero er den seinigen ein immerwehrende Fasten aufferlegt / damits desto sicher das ewige Fest zugewarten håtten; so gar hat er in seiner Regel Schmaltz vnnd Butter verbotten / damit sie etwan in Wiederkämpfung der feindlichen Anstoß nicht wie der Butter an der Sonn möchten bestehen / auch kan wohl seyn / daß deßhalben der Heil. Fundator die seinige mit strengster Fasten also außmergelt / damit sie nicht faist wurden / vmb willen die Porten deß Himmels gar eng / angusta Porta, vnnd feiste Schmeerbäuch kü erlich hineinkönnen;[76] Durch solche strengste Messigkeit ist gleichsamb ohnmessig worden dieser Heil. Orden / daß also derselbe von vil Röhmischen Bäpsten vnd gecrönten Kayser vnd König in grösten Ehren gehalten worden.

Was ist würdiger als der Ordẽ der Serviten? Die Welt hat zwar keinen Abgang an Serviten, vnd so ich hundert auff der Gassen solle mit einen Gruß empfangen / so wird in der gegen Antwort entweder Servus oder Servitor oder Diener zu vernehmen seyn / bey denen aber die Dienstbarkeit so wolfeil / wie bey den Schwanen die schwartze Federn / vnd triefft offt zu mit jenem Spruch auß den Heiligen Evangelio: Serve nequam: Weit andere Servos vnd Diener zehlet diser H. Orden / in welchem da lauther Diener der seeligsten Mutter Gottes anzutreffen / die in der schwartzen Trauer-Libere zur Gedächtnuß der beschmertzten Mutter / in dem Leyden ihres Sohns /[77] zur grössern Vollkommenheit steigen; Und hat schon dazumahl ein sichere Propheceyung geschienen / weil diser Heil. Orden von sieben Florentiner herstammet / daß er auch absonderlich in der Catholischen Kirchen floriren werde.

Was ist würdiger als der Orden der Barnabiten genannt? von deme mit wenig Worten vil kan geschrieben werden / daß er seye ein Schul deß Wissens vnd Gewissens / warin die Heiligkeit mit der Doctrin nicht ohne grossen Nutzen der Christlichen Kirchen vermåhlet ist.

Was ist würdiger als der Orden der Barmhertzigen Brüder? So ich nicht wuste / daß die von dem seeligen vnd wunderthåtigen Joanne Dei herkommeten /glaub ich es wehre ihr Ordens-Stiffter gewest / jener Samaritan in dem Evangelio / welcher dem armen halb todten Menschen Wein vnd Oehl in die Wunden gossen / vnd[78] selbsten barmhertzig verbunden / diser Orden bleibt so lang gesund / wie lang er den Krancken dienet / vnd werden ihme alle Wunden der Krancken für Wunderwerck außgerechnet.

Was ist endlich würdiger als der Orden deß H. Vatters AUGUSTINI? mit dessen Lob gantze Bücher angefůllt; gewiß ist es / daß AUGUSTINUS und folgsamb AUGUSTINI Orden ein Aug der Braut Christi / verstehe der Catholischen Kirchen / kan genennt werden / wie hoch vnd theuer aber diß Aug zu halten / laß ich es andern über / weil ich weiß / daß eignes Lob nach Knoblauch riechet /sonst wolte ich den Schein dises herrlichen Ordens nach můglichkeit entwerffen / muß demnach der Feder den Arrest anerbieten / vnnd ferners Lob mit der Verschwiegenheit einschrancken.

Was ist endlich würdiger als alle heilige Orden vnd Ordens-Männer /[79] welche der öden vnd schnöden Welt den Rucken gewend / wohl wissend / daß das Wörtl Welt von dem Wörtel Wild ein geringfügigen Unterscheid in dem Nahmen / gar keinen aber in der That erweise / dann was ist die Welt anderst als ein Garten voller Brennessel / ein verzuckertes Gifft / ein verguldter Misthauffen / ein zerlöcherter Sack / ein außspalirte Keichen / ein angenehme Kopffraiß / ein silberner Angel mit Grillen überkädert / ein Handels-Gwölb voller Narren-Kappen / ein Apotecken voller Tillitalli Latwergen / ein verblůmte Schelmerey / vergulte Pfui Pillulen / etc. Dahero viel tausend vnd vnzahlbar haben ein Eckel vnd Grausen gefast ob der nunmehr schepernden Welt / vermerckt daß selbe so wohl fruchtloß / als zuchtloß / derentwegen freymůtig sich den strengen Regl vnd Satzungen vnterworffen /in die Fußstapffen[80] der Apostel getretten / mit frischer Erinnerung / daß der Heyland JEsus das Reich Gottes verglichen habe / einem reissen Senffkörnl / vnd nicht einem Zuckercandl / daß solches Reich Gottes gleich seye einem Sauertaig / vnd nicht einem Sůssen. Der Ursach halber sie gar wohl vnd recht den engen vnd strengen Weeg angetretten / solcher gestalten die Vollkommenheit erreicht / daß dero höchstgepriesene Tugenden wehrt vnd würdig seyn / von männiglich verehrt zu werden / wie dann ihnen der eigenthumbliche Titul Euer Ehrwürden gebühret.

Als Petrus / damahl noch ein treuer Diener / wahr genommen / daß sein liebester HErr von den Scherganten vnd Hebreischen Lothers Knechten / wie ein Lambel von den Wölffen / feindlich angegriffen worden / vnd dise allen Muthwillen an ihme verübten /gedachte er an seine gegebene Parola,[81] fasset ein stattliche Curachi, zieht von Leder / vnd hauet einem meisterlosen Spitzbuben Nahmens Malcho ein Ohr ab / worüber Petrus nicht allein kein Lob / so er ihme ohnaußbleiblich eingebildet / sondern neben einen scharffen Verweiß / noch darzu einzustecken befelcht worden / vnd der gebenedeyte Heyland alsobald ohne Pflaster vnd Wundsalben dem Bößwicht das Ohr angeheilet: Ach HErr soll jemand sagen / laß geschehen / daß Petrus auch das andere Ohr / auch die Nasen /auch gar den Kopff absåble / dañ ja ein solcher nicht werth ist / daß er ein Kopff trage / der ein Maußkopff ist: Viel Scribenten wollen / es seye diser Ursachen halber geschehen / daß der Heyland einen solchen heilsamen Wund-Artzten abgeben / weil diser Malchus ein Laquey ware / vnd ein Diener eines Hohenpriesters / deßhalben wolte nicht der HErr / daß diser sollte entohnert werden / wann er[82] were ein Nachtretter / oder Vortretter / oder ein ander Diener einer Dama oder eines Herrn gewest / hätte etwan der HErr nachgesehen / so ihme auch der Kopff were zerspalten worden / aber eines Hohenpriesters Bedienter hat müssen respectirt werden. Auß dem kan ein jeder /auch der mindeste in einem Dorff / Sonnen klar abnehmen / weil GOtt die Dienstboten so gar der Geistlichkeit wil verehret haben / wie viel mehr Ehr solle dem Geistlichen Standt selbst ertheilt werden: Bekant ist / daß einmahl der böse Feind vor der Kloster-Porten auffgepast / vnd einen Bauren so mit schmutzigem Maul herauß tretten / wie ein grimmiger Löw angefallen / mit dem Verlaut / wann er nicht hätte in dem Kloster geschmarotzt / vnd annoch bey sich im Hosensack ein Klosterbrodt tragte / so wolte er ihn zu tausend Stückl zerreissen. Chron. Cassi. lib. 3. c. 39. Diß vnd alle andere bestettigen gnugsamb / wie[83] Ehrwürdig der geistliche Standt / deßwegen keineswegs in Zweiffel zu setzen / daß nicht auch der Todt / ob schon allerseits vnhöfflich / doch sich gegen disem Standt werde manirlich verhalten; Ich antwort / der Todt / weiß vmb kein einige Höfflichkeit: Als mir anfänglich aufferlegt worden / ich solle die Geistliche Euer Ehrwürden tituliren / so hab ich / ohne das halb gehörloß / Euer Erdwürden verstanden / dahero von selbiger Zeit sie sambt andern in die Erd einscharre / vnd laß mich von solcher meiner Arth nicht abschrecken / wann schon jenem die schwere Bůrd der Excomunication vnnd geistlichen Banns auff den Rucken gebunden wird / welcher gewalthåtige Hand an solchen Stands-Persohnen anleget / so entschüt ich mich doch aller solcher Straff / ja bin noch darůber so keck / daß ich die geweichte Platten gar in das Grab wirff / wer an dem zweiffelt /[84] dem kan die Wiennstatt auß dem Traum helffen.

Weilen die schöne Residentz Statt Wienn Volck halber mehr einem Land gleichet / dahero find man neben einer ziemblichen Anzahl Wirthshäuser auch viel herrliche Gottshäuser / deren an der Zahl sambt den offentlichen Capellen in vnd vor der Statt fünff vnd funffzig gezehlt werden / in denen die eyfferige Priesterschafft dem Allerhöchsten GOtt das heilige Altar-Opffer mit aufferbaulicher Andacht täglich ableget / gehe nun der Klang der vngezähmten Mäuler von der Wiennstatt / wie er wil / guacksen doch auch die grünhosende Frösch mit auffgespannter Pfundtgoschen den Himmel an / so sie nur ein trübes Wölckel daran ergaffen: Was ist Wunder daß etliche Mißgöñende Schlangen-Zungen gedachte Haubtstatt gar zu hefftig verschwertzen / als seye zu Wienn fast ein jeder Pflasterstein ein Lasterstein /[85] ich kans zwar nit gäntzlich verneinen / daß nicht solches Orth deß Patriarchen Jacobs Lambl åhnlich seye / die da nicht gantz weiß waren / sondern mit schwartzen Flecken vntersprengt; Wo ist dann ein Baum auff dem nicht auch wurmstichendes Obst wachst? wo ist dann ein Summa Geld wo man nicht auch bleyene Fünffzehner antriffet? warumb soll dann Wienn allein einen Schein tragen? seynd doch wohl andere Stätt auch nicht Canonicirt; vnnd zu dem kan mans nicht laugnen / daß der Saamen deß Unkrauts / so zu Wienn etwan auffspriesset / mehristen theil anderst woher kommet / vnd also frembde Länder der Wiennstatt die Laster leihen; Viel Ubelthaten / ja / grosse Unthaten /ja / viel Schandthaten / ja / find man / hört man / sieht man zu Wienn / so muß man aber auch das Gute mit neidiger Verschwiegenheit nicht verhüllen / sondern zu wissen ist / daß nicht bald ein[86] Statt in Teutschland zufinden / allwo so grosse Andachten vnd andächtige Solenniteten in den Tempel vnnd Gottshäusern gehalten werden / als wie zu Wienn. Es seynd in erstgedachter Haubtstatt neben sieben Gott gewidmeten Jungfrau-Kloster / neben hohen Stifftern / Pfarreyen /vnnd vornehmer Prælaten-Höff / in denen mehristen Theil auch geistliche Jugend den Studijs obliegen /neunzehen schöne vnd wohlerbaute Klöster / in welchen die andächtige Ordens-Männer mit aufferbaulichem Wandel Gott vnd dem Nechsten dienen / also zwar daß die Anzahl der Geistlichen / so wol inner als ausser der Klöster sich in die dritthalb tausend erstrecket / welche nichts anders verrichten / als daß sie mit dem guten Hirten das verlohrne Lambl suchen /mit dem Joanne die Buß predigen / mit Petro die Krancken trösten / mit Paulo die Laster straffen / vnd mit dem David GOTT[87] vnaußsetzlich loben / auch Tag vnnd Nacht mit heiligem Lobgesang Gott innbrünstig preysen. Allhier stehen mir die Augen voller Wasser /wann ich zu Gemüth führe den tůrmischen Todt / wie er seine Sensen so scharff gewetzet hat wider die Geistlichkeit zu Wienn / vnd welches noch mehr zubetauren / daß die Priesterschafft mehristentheil den Todt geerbet hat / an demselben Orth / allwo sie pflegt den Todten Seelen das Leben ertheilen / verstehe in der Kirchen / in dem Beichtstuhl / bey dem Altar. Anno 1606. zu Franckenstein in Schlesien haben etliche Todtengräber vnerhörte Ubelthaten begangen / vnd bevor sie durch glüende Zangen vnd verdiente Straff seynd hingericht worden / haben sie bekennt / wie daß sie die Todten Menschen / welche schon zwey oder drey Jahr vnter der Erden gelegen /widerumb außgegraben / Pulver darauß gemacht / solches hin vnd wider[88] außgestreuet / zuvor an Schaffen /Viech / vnd ihren eignen Kindern / solches Gifft-Pulver probirt / vielen vnter dem Schein eines absonderlichen Præservativ vnnd Artzney-Mittl in warmen Bier einzunehmen gerathen / das halb gefaulte Fleisch der außgegrabenen Todten wie ein Papp zusammen gestossen / vnd darmit alle Stůhl in der Kirchen angeschmieret / warvon geschehen ist / daß die Leuth in die Kirchen frisch vnd gesund seynd gangen / darauß aber mit Verlurst der Gesundheit vnd Pestilentzischen Leib kommen; Von dergleichen vnmenschlicher Boßheit weiß man nichts zu Wienn / wohl aber daß der Todt die Stůhl in den Kirchen vnd forderst die Beichtstühl zu seinem Vortel hatte / vnd ist schier die Pestilentzische Seuch auff kein andere Weiß in die Klöster gerathen / als durch das Beichthören / auch der Todt selten durch die Kloster-Porten / sondern öffter durch[89] die Sacristey-Thür eingeschlichen / dahero ein Religios nach dem andern erkrancket vnd welche andere frey vnnd loß gesprochen von den Sünden / seynd selbst vor dem Todt nicht befreyet gewesen / diß ist die Ursach / warumb nicht nur hundert / nicht nur zweyhundert / nicht nur dreyhundert / sondern mehr Priester vnnd Geistliche dem Todt zu Theil worden /welche aber alle glůckseelig gestorben / zumahlen ihnen der Todt nur ein Thür ware / durch welche sie in die himmlische Freuden eingangen.

Ein Unkeuscher stirbt nicht wohl / ein solcher war Heliogabalus der Kayser / welcher in den Wollüsten also Viehisch versencket ware / daß er mit Gewalt die Medicos vnd Artzten wolte zwingen / die sollen ihn vermittelst ihrer bewehrtister Wissenschafft vnd Artzney-Mittl in ein Weib verkehren / Cæli. lib. 4. O Heliogabl vielmehr ein Höllgabel! Ein solcher stirbt nicht[90] wohl / aber ein Geistlicher stirbt wohl / welcher ob dem verzuckerten Venus Confect einen Grausen geschöpfft / sich mit einem Gelübt ewiger Keuschheit verbunden / fein die leibliche Sinnligkeiten dem Verstandt als einem Ober-Pfleger vnterworffen / welcher einem gleich zeiget daß kein Orth in einer Statt erger muffe / als der Fleischmarckt / oder die Fleischbänck /vnnd daß der Himmel nur dieselbige Soldaten besolde / welche zu Reinfelden vnd nit welche zu Magdeburg auß der Guarnison sein.

Ein Geitziger stirbt übel; Ein solcher ist gewest jener reiche Handelsmann / von deme Menochi p. 2. H. 3. schreibt / als derselbe bereits in die Zügen gegriffen / vnd die halb vergläserte Augen den nahenden Todt angekündet / hat er dannoch seines Geld-Schatz nicht können vergessen / dann als ihme der Priester nach Christlichen[91] Brauch die letzte Oehlung ertheilte / darmit auch die Hände deß Krancken zu salben /sihe / da hat er auß der rechten Hand keines wegs den Schlüssel zum Geld lassen wollen / welches dem Priester ein satsame Ursach gegeben / daß er ihme endlich die heilige Oehlung geweigert; Aber ein Geistlicher stirbt wohl / welcher sein Leben in freywilliger Armuth zugebracht / allem Weltkraffel den Rucken gezeigt / wohl wissend / daß sein JEsus nicht gestorben / vnter einem mit seidenen Fransen vmbhengten Himmelbeth / sondern arm vnd bloß am Creutz.

Ein Gottslästerer stirbt ůbel / ein solcher ist jener fünff jähriger Knab gewest / von deme der Heil. Gregorius Dial. 4. schreibet / daß diser von den Eltern solches Laster erlernet / dañ wann ein grosser Stein von dem Berg herunter fallet / so folgen ihme auch kleine nach / wie kan es seyn / daß die alte Frösch ihr abgeschmaches Qua[92] Qua schreyen / vnd die junge Froschmäuler sollen wie Canari singen? Obberührter Knab auß anartiger Gewonheit Gottslåsterte dergestalten / daß der höchste GOtt ihn schon zeittig fůr die Höll ersehen / deßwegen gestattet / daß er von dem bösen Feind auß deß Vatters Armen ist hinweg geführt worden; Ein solcher stirbt nit wohl / aber ein Geistlicher stirbt wohl / der nicht allein sein Zung von dergleichen Frevels-Reden vnd schädlichem Fluchen in Zaum gehalten / sondern noch Tag vnd Nacht durch steten Chor GOTT gelobt / auch der Harpffen David zugesellt seine andächtige Psalmen / warinnen er gar offt schon einen Vorgeschmack der ewigen Freuden verkostet.

Ein Hoffärtiger stirbt nicht wohl / wie ein solcher gewest der Printz Absalon vnd seines gleichen Galienus / der allemahl seine Haar vnd Barth mit guldener Streu eingepulvert / dardurch[93] sich halb zu vergöttern phantisieret. Ein solche ist gewest die stoltze Jezabell / welche ihr verbuhltes Angesicht mit hunderterley Anstrich verglätt hat / ein solche ist gewest Poppea deß Neronis Gemahlin / die allzeit so offt sie reiste /ein gantze Herd Eselin mit sich führte / zu keinem andern Ziel / als daß sie sich mit dero Milch könte abwaschen: es gibt annoch solche feine Weltmuster /welche ihr madiges Larven-Gsicht sorgfältig zu verbessern / allerley Farben mischen / ja alle Tag andere Kleyder anziehen / vnnd können die Würm ihre Mistbutten zudecken nicht gnug Seiden spinnen / da vnterdessen GOtt / wessen Abbildung der arme / halb nackender auff der Gassen seuffzet / solche sterben nicht wohl / aber ein Geistlicher stirbt wohl / der in seinem niederträchtigen Habit allen Welt-Pomp verlachet /den Leib mit etlichen Ellen Tuch verhüllt / damit dises Unthier nicht gar zu zartlich gezieglet[94] werde /dann je mehr man es liebkoset / je mehr beist es: Man kutert vnd hönet jetzt einen Geistlichen auß mit seiner gespitzten Kappen / mit seiner runden Kappen / mit seiner breiten Kappen / mit seiner schmalen Kappen /etc. aber wann es zum Abtrucken kommet / vnd das eytle Welt-Wesen abflieget / wie die Mucken auß einer kalten Kuchl / so dann wüntscht ihm mancher /sein Kopff were in einer Münch-Kappen gesteckt /wurde also leichter sterben.

Ein Schlemmer stirbt nicht wohl; Ein solcher ist gewest der reiche Prasser / der nur darumb gelebt /damit er essen könt / vnd nicht darumb gessen damit er leben möcht / dem das Maul stets feucht ware wie ein Badschwam / der einen Magen gehabt / wie dieselbe Thier / welche den Lambl ihre Peltz zertrennen /der auß dem Tag ein Nacht gemacht / verstehe Faßnacht / der auß der Nacht ein Tag gemacht /[95] verstehe Kirchtag: Ein solcher ist auch gewest Clodius Albinus von deme Sabellicus l. 20. notiret / daß er Keller vnd Kuchl für seinen Himmel gehalten / den Schmeerbauch aber fůr seinen Abgott / welchem er nur gar zu häuffig geopffert / absonderlich dazumahl / als er in einer Mahlzeit neben andern Speisen / fünffhundert Austern / vnd zehen Capauner geschlickt; Ein solcher stirbt nicht wohl / aber ein Geistlicher stirbt wohl /der allzeit seiner Seelen ein Vatter / dem Leib aber ein Stieffvatter abgeben / der fast alle Tag zu Freytag gemacht / damit er desto gewisser einen ewigen Sabbath oder Ruhe zu hoffen hätt / der sich der Nüchterkeit beflissen / wohl wissend / wann ein Schiffl überladen / daß selbiges nechst bey dem Untergang seye; Es ist demnach wohl höchst zubetauren / daß so viel Geistliche vnd Gott gewidmete Priesterschafft dem ohnmilten Todt in die Hånd gerathen / absonderlich[96] weil dieselbige der Statt vnd ihren Heil. Orden zu fernerem Nutzen wären wohl angestanden: weilen sie aber wohl gestorben / vnd das zeitliche Leben mit dem Ewigen vertauscht / ist mehr Ursach zu frolocken als trauren; O wie mancher frommer Religios seufftzte auff seinem Todtbettl folgender gestalt / O GOtt! ich verlasse gern das jenige / auff das sich niemand verlassen kan; Ist doch die Welt nichts als ein Eysen / so allbereits gar zu rostig / ist sie doch nichts als ein Eyß / auff deme mancher so vnbehutsamb geschlipffert / ist doch die Welt nichts / als ein Statt / dero Ringmauer Elend vnd Jammer / ist doch die Welt nichts als ein Gestadt / so gantz vntergraben vnd gefährlich / ist doch die Welt nichts als ein Schlingen / vor dessen Gefahren sich schier niemand retten kan / ist doch die Welt nichts als ein Schlangen / die da voller Gifft / Adio wie gern dann reise ich in die[97] Ewigkeit; O süssester JEsu / du streckest darumb deine Armb am Creutz auß / damit du mein arme Seel vmbfangest / O güttigster Heyland / es seynd deine fünff purpurfarbe Heil. Wunden / fünff schöne rothe Petschier / welche für mich bey dem himmlischen Vatter gnugsame Bürgschafft leisten; O gütigster GOTT! der Baum an dem du hangest / wird hoffentlich mir ein Steeg vnd ein Weeg seyn / in die Glory: Fahre demnach auß O allerliebste Seel / vnd beschleunige mit Freuden deinen Außgang / auß dem Leib / der nichts anders ist / als ein Gefängnuß / vnd verdrießliche Arrest Stuben /zertrenne gern dise Gespanschafft mit dem Leib / in Erwegung / daß diser Spißgesell am jüngsten Tag mit vnaußsprechlicher Glory dir wird wider vereiniget werden: Adio! behüt euch Gott meine liebe Patres vnd Ordens-Mitbrüder / ist mir leyd / daß ich euch wegen meiner abscheulichen Kranckheit[98] nicht kan vmb das Bettl sehen / nimb demnach Urlaub von euch / vergebet mir vmb Gottes willen von Hertzen / so ich euch etwan im Kloster / in dem Chor / in dem Refectorio, oder in der Zellen hätte beleydiget / O wie hart dunckt es mich / daß ich nicht kan mit meinen liebsten Ordens-Genossen ruhen vnd faulen in vnser Grufften / sondern an statt dero vnter einer verdorrten Hollerstauden mein Grab etwan erwarte / aber aber frisch auff mein Seel / bekümmere dich dessen nicht so sehr / die jenige / so da anjetzo verlassest / werden in der Glory vnter einem Fahnen deß glorwürdigsten Ordens-Stiffter mit dir GOtt loben vnd benedeyen / Adio! so seyß dann / O JEsu dir leb ich / O JEsu dir stirb ich.

Auff gleiche Weiß seuffzte mancher geistreiche Religios vnd Priester / vnd ware seine einige Hertzstärck der süsseste Nahmen JEsus vnd Maria.

Man hat sonsten in der Apotecken[99] gewisse Zeltel die da Manus Christi, das ist / Händ Christi / genennt werden / wer ihnen den Nahmen hat geben / muß ein Nasenwitziger Tropff vnnd Gewissenloser Gesell gewesen sein / seytemahlen sie nur von Zucker vnd Rosenwasser gemeiniglich zugericht werden / solche Manus Christi hätten fürwar manchen Geistlichen ein geringe Labnuß geben / wofern sie nicht anderst gestärckt hätten die wahre Hånd Gottes / in die sie sich sambt Leib vnd Seel befohlen / welcher allein ist der jenige der alle Betrübte kan trösten.

Da muß ich hierzu setzen / was man mich für ein Warheit auß dem Lazareth bericht hat / vnnd es die Siehknecht fůr ein Gewißheit bekennt / als sie im Anfang deß Septembers dises Jahrs vnterschiedliche Todten auff den Gassen vnd Strassen haben angetroffen / seye vnter andern ein Priester kein Ordens-Mann / todter gefunden[100] worden bey der Blancken deß Spanischen Klosters in der Vorstatt / welcher da halben Theil knyete / mit der rechten Hand die Blancken haltent / vnd in der andern Hand ein kleines Büchel /welches insgemein das Diurnum genennt wird / die Siehknecht aber / als welche ohne das auff allen Raub begierig / wolten ihme solches Büchl auß der Hand reiben / könten aber mit allem möglichen Gewalt solches nicht zu wegen bringen / sondern waren gezwungen ihn sambt dem Büchl zubegraben: Wer solches nicht für ein gutes Zeichen achtet / muß wenig glauben geben / ich bin der vnverruckten Meinung / als seye diser sambt andern Geistlichen / deren etlich hundert dises Jahr zu Wienn vnter die Erden gerathen / Freudenvolle Kinder der Seeligkeit.[101]


Der Todt hat auch ein ziemliche Anzahl der Geistlichen

Mortua est Rahel Gen. 48.


Allo! hinweck Allabaster Gesicht /

Mit Spiegel vnd mit Kampl /

Eur schöne Gestalt überredt mich nicht /

Mir ist schön wie der Trampl /

Fort Helenæ, Penelope,

Und was dergleichen Contraphe /

Mit sambt deß gemeinen Plunders /

Dann sterben müssen alle Leuth /

Man macht euch wohl nichts besonders.
[102]


Als wissens die Weibs-Bilder gar wohl / daß deß Adams Stammen-Hauß die Laimbgruben / vnd die Werckstatt in dero deß Manns Leib zusammen pabt worden / der Damascenischer Acker / vnnd folgsamb der erste Mann von Gey herein / sie aber mit mehrerm Favor im Paradeyß auß feinerer Materi erschaffen /dahero ihnen von selber Zeit die Leibs Schönheit annoch erblich zufalle: Der Warheit zu steur / muß ich bekennen / daß ein abtruckter Pfeil nicht also nach dem Zweck / daß ein frey geweltzter Stain nicht also nach dem Centrum, daß ein durstiger Hirsch nicht also nach dem Brunnquell trachte / wie ein Weib nach der Schönheit.[103]

Die Heilige Schrifft thut dißfalls meine ob zwar etlichen mißhellige Meinung bestettigen: Ein arme Frau / dero Mann kurtz vorher den gebührenden Lebens-Zinß abgelegt / vnd in GOTT entschlaffen / wurde von ihren Schuldnern immer hefftig zur Bezahlung angestrengt / so gar daß ihre zwey Söhn den Abgang deß Gelds mit harter Dienstbarkeit ersetzen sollten: In der Warheit ein Wittib vnd ein Barth haben ein Arth /Barba cum Barbara: So lang ein Barth an dem Mann hafftet / so lang wird ihme alle Höffligkeit erwisen /geschichts / daß der Barbier solchen mit dem Messer abschneid / alsdann wirfft man ihn auff die Erd vnd wird mit Füssen getretten: Wie lang ein Frau ihren lieben Mann hat / so lang gniest sie allerseits Gunst vnnd gůnstige Augen / so bald der Todt aber solchen mit seiner Sensen hinweg zuckt / alßdann tritt man die arme[104] Wittib mit Füssen / vnd wer weiß; ob nicht auch die jetzige Ruthen zu Wieñ hab GOtt eingewaicht in den Threnen der Wittib vnd Waysen? Als nun gedachte Matron ihres Kummers kein Außgang ersinnen kunte / fallt ihr endlich ein die guthhertzige Bekantschafft deß Propheten Elisæi, dem sie dann ihr Elend gantz vmbständig bericht / mit nassen Augen / Elisæus last sich bald erweichen von solchen Wittib Threnen / fragt was sie dann im Hause habe: Gedencke jemand vmb Gottes willen! Sie antworth / nihil, nisi parum olei quo vngar, ich hab nichts im Hauß als ein wenig Oehl / darmit ich mich salbe / ey so salb! Gedenckt wunder / in der äusserstẽ Armuth hat sie sich noch beflissen / daß ob sie schon war ein arme Hauth / noch möcht seyn ein schöne Hauth! Die Schönheit mit einem Worth ist das einige Begnügen deß weiblichen Geschlechts.

Was lange Höltzer / was kurtze[105] Höltzer / was grosse Höltzer / was kleine Höltzer / was dicke Höltzer /was schmale Höltzer / was runde Höltzer / was eckete Höltzer / was gerade Höltzer / was krumpe Höltzer hat man nicht braucht zu bauen den Thurn Babel? Wie viel grosse Stein / wie viel kleine Stein / wie viel runde Stein / wie viel gevierte Stein / wie viel rauche Stein / wie viel glatte Stein / wie viel weisse Stein /wie viel rothe Stein / wie viel gemeine Stein / wie viel Marmelstein / waren nicht vonnöthen zu dem Bau vnd Zier deß Thurn Babel? fast gleiche Beschaffenheit ereignet sich mit der Baberl / wie mit dem Babel / was taffetẽ Zeug / was sameten Zeug / was glatten Zeug was geblümbten Zeug / was frischen Zeug / was schmalen Zeug / was breitten Zeug / braucht dise nicht? welcher Zeug einen warhafften Zeugen abgibt /was nicht kost ein Baberl? vnd gereicht alles dises zu keinem andern[106] Zihl / als schön seyn / schön geheissen seyn / schön genennt seyn: Da fallt mir ein was wunderlichs / so sich mit etlichẽ jungen Töchtern zutragen / dise wascheten auff ein Zeit bey einem klar rauschenden Bach / mit einem gar vnmanirlichen Auffputz / wie bey gleicher Begebenheit pflegt zu geschehen / ihre Arm waren biß über die Ellenbogen entblöst / vmb den Halß hüpsch schleuderisch wie ein Tantler-Butten / die Kittel so hoch auffgeschürtzt /daß einem hätte mögen einfallen / sie wolten durch den Fluß Jordan waden / mit einem Wort / sie waren in allem mit 3. F / deren gesambten Wäscherin Gebrauch nach gezeichnet / nemblich / frech / frisch /frey. Nun hat es sich begeben / daß ohngefehr allda seinen Weeg vorbey genommen / der von grosser Heiligkeit berühmte Mann Jacobus Nisibitanus, den da frembder Bekleydung vnd demütigen Auffzugs halber dise Naßkittel maulaffent[107] angeschaut / vnd nicht allein wie es die liebe Erbarkeit erheischte / ihre Röck nicht hinunter gelassen / sondern noch darüber den Heil. Mann außgelacht / vnnd wer weiß / was vngewaschene Mäuler dise Wäscherin angehängt / der Heil. Mann solche Frechheit zurechnen / erhalt vom Himmel geschwind dise Gnad / daß der fliessende Bach vrplötzlich außgetrucknet / vnd damit auch dero übermütiges Verhalten / nicht Zoll frey ablauffe / ist durch sein Gebett geschehen / daß gedachte junge Töchter wider alles Vermuhten Augenblicklich Eyß grau worden auff den Köpffen / es schaut eine die andere an / erstumbten ins gesambt über solchen vnve rhofften Schimmel vnd Schimpel / lauffen schnur gerad dem Hauß zu / vnd erzehlen gantz zitterend wie ein Laub von der Espen / was ihnen begegnet; was in dem fall meistens zuverwundern / ist dises / daß obbeneñte junge alt Mütterl nimmermehr wolten[108] offentlich erscheinen / wegen Verlurst ihrer verschwundenen Schönheit / worauß erhellet / daß schön seyn /schön heissen / vnd schön bleiben / den Weibern also angelegen / wie den Pfauen das Prangen / den Raben das Fangen / den Schaben das Hangen / auch im Fall ihnen die Natur in einem oder dem andern mißgönnet / oder von dem lauffenden Alter das glatte Fell in ein rauches Hackbrettl verwend wird / so müssen kurtzumb anderwerts entlehnte Farben daß geraspelte Gesicht vergletten / wie auch die theur erkauffte Anstrich / vnd Falten-Popolitanischer Firneyß luckenbüsser abgeben / welche die alte Jahr Mirakel weiß / oder besser geredt Makelweiß / wie die Sonnen-Uhr deß Achab zu ruck ziehen sollen / dafern aber dises Schmieren vnd Zieren / nicht vil wircket / so muß der arme Spiegel diser gläserne Richter für ein Lugner gehalten werden / vnnd wird er Spiegel[109] in einem Annagramatismo oder Buchstaben Wechsel für ein Gispel gespöttelt. Zu was aber ihr üppige Welt-Docken /dient solcher euer vnmässiger Auffputz vnd angemasste Schönheit? Ist nicht wahr? damit man euch nur solle loben / lieben / vnd mit Centner schweren Respecten laben / dann euch gar wohl bewust ist / daß die Schönheit ein Angel / ein Engel / ein Agstein / ein Eckstein / ein Brunn / ein Brunst / ein Wiesen / ein Waasen / ein Bach / ein Pech / ein Taffel / ein Teuffel: Ein Teuffel / von dem sich ein jeder gern lasst holen / ein Taffel / bey der ein jeder gern thut schmarotzen / ein Pech / an dem ein jeder wil kleppen / ein Bach in dem sich ein jeder wil baden / ein Waasen /auff dem ein jeder wil grasen / ein Wiesen die ein jeder wil mähen / ein Brunst / bey der sich ein jeder wil wärmen / ein Brunn / auß dem ein jeder wil trincken / ein Engel / von dem sich[110] ein jeder gern lasst laithen / ein Angel / von dem sich ein jeder gern last fangen.

Samson derselbe starcke Held / der mit höchster Verwunderung gantze schwere Stattporten getragen /ist endlich von einer stattlichen scilicet Portnerin überwunden worden / derselbe / so mit dem Eselskinbacken / zu Boden geschlagen etliche gewaffnete Compagnien / ist von einer schlimmen Compagnin überwunden worden / derselbe / so die fruchtbahre Philisteische Traydt-Felder mit breñenden Fuchsschwaiffen in Aschen gelegt / ist von einem losen Schlepsack entzündt worden / derselbe / so mit seiner allbekanten Stärcke Löwen vnd wilde Thier zerrissen / ist von einer wilden Diern überwunden worden / derselbe / der von GOtt ein vngewöhnliche Stärcke in den Haaren erhalten / hat durch Anleitung seiner Liebsten nit ein Haar vmb sein Gewissen gefragt / wer ist dann Ursach alles dises? Frag nicht lang /[111] die vorgebildte Schönheit der Dalile.

David ein Mann nach allem Wuntsch / welcher ob schon klein von Leibs-Statur, hatte doch eine absonderliche Großmühtigkeit in dem Hertzen / vnd wie es von rechtswegen sich geziemet / daß wie das Haubt der Bildnuß Nabuchodonosor von puren Gold / also ein jedes Oberhaubt guldene Sitten an sich zeigen solle / welche man sattsahm kunte abnehmen in dem Wandl deß Davids; Zu dem so hat die günstige Natur kein Frucht mit der Cron begnadet / als den Granatäpffel / welcher inwendig nichts als rothe Hertzel in der Schoß traget / als solle es ein Lehr sein dem jenigen / so gekrönt / nichts als hertzig vnnd hertzhafft sich erzeigen / welches alles in disem Israelitischen Fürsten ansehelich erhellete; vnd wann auch darumb von den Bäumen in göttlicher Schrifft die Dorn-Stauden zur Cron erkiesen worden / vmb willen selbe in den geschärpfften[112] Dörnern die ernsthaffte Justitz vorbildet / so find man ebenmessiges Lob bey dem König David / als welcher Degen / vnd Seegen ingleichem Gewicht vnter seinen Untergebenen spüren liesse; gewiß ist es / daß diser einen solchen vnversehrten Tugend-Spiegel abgeben / worein allen gekrönten Monarchen zuschauen / keiner mißrathen wird / vnd dannoch ist diser schöne Cederbaum wurmstichig worden / vnd dannoch ist dise grosse Welt-Saulen gefallen / einen Ehebruch mit dem Todtschlag verdoppelt. Wer ist Ursach alles dises gewest? frag nicht lang / die Schönheit der Bethsabee: Von wem ware Holofernes verblent? Von wem ware Ammon verwent? Von wem ware Abimelech gebrent? Der erste von der Schönheit der züchtigen Judith / der ander von der Schönheit der vnzüchtigen Thamar /der dritte von der Schönheit der keuschen Sara. Daß Jacob vierzehen Sommer grosse Hitz[113] gelitten / vierzehen Winter starcke Kälten empfunden vmb der Rahel Schönheit willen / veranlasst mich zu einer Verwunderung / daß aber Anno 1567. Ericus König in Schweden sich mit einer Schergens Tochter vermählet / ihrer Schönheit halber / vnd also seyn Sta en-Hauß dem Stockhauß einverleibt / das bringet mich gar zum Lachen. O was Respect hat nicht allerseits die Schönheit! so wird dann ohne Zweiffel auch der Todt deß Respects nicht vergessen.

Es sagt der vnhöflliche Tod / ich hab den Respect nicht gelehrnt / ich hab ihn nicht geübt / ich hab ihn nicht gewohnt; wer Demuth sucht bey dem Pfauen /wer Auffrichtigkeit sucht bey dem Fuchs / wer Fastag sucht bey dem Wolff / der sucht auch bey mir Respect, nicht ein Pfund / nicht ein halb Pfund / nicht ein Vierting / nicht ein Loth / nicht ein Quintl Respect ist vnter meiner Wahr anzutreffen / ich mache es wie die vngebertige Lottersbuben[114] bey nächtlicher weil /die nicht allein die grobe vnd gemeine Fensterscheiben einwerffen / sondern auch die durchsichtige; also raube ich / höfflicher geredt / raume ich auß dem Weeg nicht allein die mostige / rostige / tostige Kuchel Diern / sondern auch die glatte Polster-Katzen /vnd ist mir ein Putzte / wie ein Geschmutzte / acht auch den Unterscheid nicht deß Saalbisems oder Stallbisems. Mir ist gleich ein Sabina oder Christina /mir gilt gleich ein Monica oder Veronica / mir gilt gleich ein Anna oder Susanna / mir gilt gleich ein Brigitta oder Margaritha / mir gilt gleich ein Lampel oder Trampel / ohne Respect, wer es nicht glauben wil / befüg sich nacher Wienn / vnd nehme allda außführlichen Bericht ein.

Nicht allein vngeformbte Gesichter / Csopische Larven / schroffige Mißgeburthen der Natur / seynd zu Wienn in die Gruben vnnd Gräber geworffen[115] worden / sondern auch schöne Gestaltẽ / wegen deren mancher ohnbehutsahmer zu einen Götzen Diener worden; als man in allen Gassen die Todten-Wägen hat angetroffen / ist gar offt zusehen gewesen / wie die Taffete Röck herab floderten / wie die seidene Schlayrl hinauß hangten / wie die verbandlirte Har-Zirathen gezett wurden / vnd weil die Todten-Cörper durch besondere Leuth / welche man die Siehknecht nendte / musten auß den Cammern zogen werden /also hat gar offt solches gewissenlose Luder-Gesind alle gegenwertige kostbahre Kleydungen entzuckt /vnd ist die Seiden schon so gemein worden / daß mancher solcher Troßbub die Chatarrische Nasen an den Taffet gewischt. Es ist zwar nicht zu laugnen /daß nicht solche tödtliche Seuch ohne allen Unterscheid habe grassirt / so hat doch aber mehristentheil dises Ubel das weibliche Geschlecht verfolgt / auß Ursachen / weil[116] selbiges der Forcht vnd übermessigen Einbildungen mehr vnterworffen / dañ ja keinem verborgen ist / was Wundersachen die grosse Einbildungen außbrüten. Der Heil. Damascenus bezeuget / daß zu seiner Zeit eine Frau seye glücklich genesen vnd Kinds-Mutter worden / das Kind aber ware am gantzen Leib gantz haricht vnd zottet / als habe ihm der Esau sein rauche Haut geliehen / ist aber solches von nichts anders herkommen / als daß die Mutter die Bildnus deß Heil. Joannis mit einer Cameelhaut bekleidter in der Schlaff-Cammer gehabt / dessen öffteres Anschauen ihr solche Einbildung verursachet.

Sebast. Munsterus lib. 3. suæ Comogr. schreibt /als vnweit von der Churfürstlichen Statt Maintz einsmals zwey Weiber auff der Gassen mit einander redeten / vnd weiß nicht was für Kuchl Discurs. vnd Pfañen-Rathschläg führeten / ein andere Muthwillige[117] vnvermerckt hinzu geschlichen / vnd deren beede Köpff zusammen gestossen / weil nun eine auß disen groß Leibs ware / vnd nicht lang hernach niederkommen / hat sie zwey Mägdlein gebohren / deren beede Köpff biß auff die Nasen an einander gewachsen /vnd haben solche in das zehende Jahr gelebt / was nicht der Schrocken thut! Cornel. Gemma lib. 1. suæ Cosmog. betheuret / wie daß in Niederland sich habe ein Frau bey einer guten Gesellschafft eingefunden /vnd als die Red gangen von ihren groß schwangern Leib / habe sie gemelt / wie daß ihre Rechnung auß seye auff das Fest der Heil. drey König / welches alle bewegt / daß sie überlauth gewuntschen / sie möchte mit drey König erfreuet werden / darauff sie mit lachenden Mund widersetzt: Ey GOtt gebs! vnd weil ihr nachgehends dise Wort ziemlich in der Gedächtnuß haffteten / vnd sie zu benannter Zeit nieder kommen /[118] hat sie drey Knaben auff die Welt bracht / deren einer ein gantz kohlfärbiges Angesicht dem Mohren gleich hatte / was die Einbildung nit würcket! Vor etlichen Jahren als in einer Reichsstatt spatzirte eines vornehmen Burgers seine Frau über den Marckt / die groß schwanger ware / thät ein Kayserl. Soldat hinter ihr ein Schuß auß einer Mußqueten / dessen die gute Frau sehr erschrocken / vnd anderst nicht meinte / dann er hab sie mit der Kugl in die Lenden getroffen / als sie nun in gar weniger Zeit durch Gottes Hülff ihrer weiblichen Bürde entlediget wird / befindt sich in den Lenden deß Kinds ein Loch / anders nicht formirt / als obs warhafftig mit einer Mußqueten-Kugel geschossen worden were. Ludovic. Hörnik Quæst. 65. was der Schrocken vnnd die allzu grosse Einbildung nicht kan bey den Weibern! Wegen solcher haben viel tausend junge Weibsbilder[119] allhie zu Wienn das Valete von der Welt genommen: zuweilen geschahe es / daß eine in ihren Kleyder-Kasten die Favor Bänder zusammen raumte / welche sie etwann von disem oder jenem vergafften Gesellen vmbsonst erworben / als sie aber das Klapffern vnd Schottlen eines Wagens vernommen / vnd sie der anartige Vorwitz zum Fenster zogen / da ist sie deß traurigen Todten-Wagens ansichtig worden / vnd darüber also erbleicht / daß den Augenblick die Pest an dem Leib an auffgefahren / worůber sie die neckerfarbe Bandlerey vnd Tandlerey beyseits gelegt / schwartze Maschen vmb die Händ gebunden / vnd den Weeg zum Lazareth /nachgehents zur Ewigkeit genommen: O wie manche Eltern thäten offt ihre Gedancken abmatten / vnnd verkürtzten ihren Schlaff / in Beratschlagung / wie sie etwann möchten ihre gewachsene Töchter nach Wuntsch versorgen / indem[120] sie vielleicht schon an ihnen erblickt haben / daß sie besondere Maschen am Rosenkrantz tragen / bey denen offt mehrer Verdacht als Andacht / vnnd ist gar nichts neues / daß offt Ellen lange Bändl zehen Klaffter lange Liebe nach sich ziehen: O liebe Eltern / ein gute Nacht / schlafft fein wohl / macht euch nicht übermessige Phantaseyen von Heyrath Stifftung eurer Töchter / es wird sich bald ein prafer Gesell einfinden / der sie freyen wird / diser ist der Todt / welcher dann in der Warheit nicht nur hundert / nicht nur tausend / sondern viel tausend junge Mägdlein in die Gruben geworffen.

Muß bekeñen / daß bald kein kleiners Gassel allhier zu Wieñ / als das Jungfrau Gassel / auß dem aber folgt nit / daß solche Lilien-Zahl soll gering seyn /sondern glaublich / daß wir auch mit der Heil. Ursula sambt ihrer weissen Armee könten zehlen / vnd find man annoch viel adeliche vnnd vnadeliche[121] Töchter /bey denen Zucht vnd Erbarkeit das beste Kleynodt /vnd die silber weisse Ehr der grösste Schatz / nit weniger viel Erbahre Matronen / die auch Tugend halber der Römischen Lucretia nicht viel nachgeben / weil aber noch wenig Garten seyn gefunden worden / in denen nicht auch vnnütze Brennessel seynd auffgewachsen / vnd haltet auch das beste Weinfaß trübes Boden-Gleger / so kan mans auch dem Himmel vorrupffen / daß nicht lauter gute Engel darin gewesen seyn / was ist dann Wunder / daß nicht manche Haubtstatt frey ist / von gar zu freyen Leuthen; vnd kan nicht gelaugnet werden / daß nicht zuchtlose Schleppsäck vnnd einige verführende Höll-Zeisel in Wienn anzutreffen gewest / die aber der embsige Todt meisterlich auff die Seiten geraumbt / vnd ist nur diß zu tauren / daß in einer Grüben manche Tugendvolle Jungfrau muß auff der Seyten eines solchen[122] geilen Misthammel verfaulen.

Moyses nachdem er von dem Berg Sinai herab gestiegen / fande nit ohne absonderliche Gemůths-Bestürtzung / daß seinem Volck der Würbel in den Kopff gerathen / in dem dise Mammelucken ein guldes Kalb für einen Gott angebetten / O Ochsenköpff! wie kans euch doch einfallen / daß ein Kalb euer Gott soll seyn / dahero der Eyffer volle Mann Gottes alsbald die steinerne Taffel zertrümmert / vnd auff solche weiß der erste gewest / der die zehen Gebott gebrochen / nachgehends das guldene Kalb gantz zu Aschen verbreñt; Wann ich wäre gegenwärtig gewest / so hätte ich dem Heil. Mann gantz glimpffig eingerathen / er wolle diß guldene Kalb nicht zwar dem Fleischhacker / wohl aber dem Müntzmeister einhändigen / damit er bahres Geld darauß brackte / worvon den armen Leuthen könte Beyhülff geleist werden / es ist ja immer Schad / daß solches[123] kostbahres Metall in vnnutzbahren Aschen solle gelegt werden; Moyses aber hatte hierin ein weit anders Außsehen / vnnd verbrante darumb dises guldene Kalb zu Aschen / damit die vnbesonnene Tilltappen sehen sollen / was sie bethöret haben angebet.

Kombt her ihr Welt-Affen / ihr Gesichter-Narren /ihr Venus Genossen / geht mit mir an vnterschiedliche Orth zu Wienn / allwo grosse Gruben mit vielen tausend Todten-Cörper angefüllt / schaut ein wenig das jenige was ihr habt angebett / vor dem vielfältige Ceremoni geschnitten / dem ihr habt mehr geschmeichlet / als die Egyptische Katzen im Brauch haben / mit dem ihr in die Lustgarten gefahren / vnd allda in der kühlen Grotta bey dem klaren Wasser trübes Gewissen / darvon tragen / die ihr offt mit rothen Röcken vnd Kleyder versehen / vnnd darfür das Weisse außgezogen / schaut die jenige / die euch vmb Schaff vnnd[124] Schlaff / vmb Kuhe vnd Ruhe / vmb Wissen /vnd Gewissen gebracht / geht her / schaut recht in die Gruben / darin viel tausend liegen / dort ligt diselbe /die dich mit ihren gekrausten Harlocken gleichsamb verzaubert / jetzt seynd diselbige Laußstauden nicht mehr von der Biesemschachtel eingepulvert / sonder vor Rotz vnd Eyter bicken sie zusammen wie die erharte Fürneiß Pemsel / sihe / dort liegt die jenige / die mit ihren Magnetischen-Augen dein Hertz gezogen /dero Klarheit du über Diamant erhoben / nunmehr stecken selbe in dem Kopff vertieffter / vnnd seynd nichts als außgehölte Wurm-Nester / sihe / weck mit dem Schnuptůchl von der Nasen / damit du besser könnest sehen die jenige / dero Rosen in den Wangen dich offt zu einem Goldkäffer hattẽ; gehet weiter mit mir / da ist ein andere Gruben / dariñen viertausend Menschẽ nicht anderst liegen / als wie daß eingeschlagene[125] Wildpred in dem Faß / mit dem Unterscheid / daß an stadt deß Saltz der vngelöschte Kalck / sihe dort ligt diselbe / dero rothe Leffzen dir über Zuckercandel gewest / nunmehr hat der vngelöschte Kalck diselbe Lecker-Bißl verzehrt / daß anjetzo die Zähn hervor blecken / wie einem murrenden Hund an der Ketten; Kombt herzu / schaut das jenige / was euch angereitzt / was euch bezaubert / was euch bethört / was euch verzuckt / was euch ergetzt / was euch erfreut / jetzt ist alles ein stinckende Allabatritta, ein Hauffen Wust / ein Versamblung Koths / ein Keder der Würmen / ein graußliches Eiterwesen / ein Zusammenrottung deß Unflats / nembt ein einiges Tüchl voll dises Gestancks / tragts mit euch nach Hauß / vnd betracht / was das ist vmb ein solches Pfui / ewig leyden / ewig / O ewig! gedencke wie es manchem solchen stinckenden Gründschüppel[126] vmb das Hertz ist / der in deinen Armen gelegen vnd nunmehr leydet in dem Höllischen Pechstrudel. O was wurde für Buß ergreiffen / ein solche elende Tröpffin /so ihr noch wurde ein Außgang gestatt werden / ist aber vmbsonst / ewig / ewig / ewig / O ewig! ewig immer / ewig nimmer / nimmer herauß auff ewig /immer darin auff ewig.

Ich kan auch nicht vmbgehen / sondern gleichmessig bekennen / wie daß der Todt auch den Eyßgrauen Haren nicht verschont habe / vnd ebenfals nach der Fechhauben griffen / als nach dem Jungfrau Börtel /vnd also zwischen den glatten Gesichtern vnnd grunzelten Stirnen geringen Unterscheid spüren lassen / ja so gar auch siebenzig / achtzig / neunzig / vnd wohl hundertjährige Mütterl mit solchem vergifften Pfeil getroffen worden / so ist auch beynebenst vnlauglich /daß nicht weit mehrer junge Töchter haben[127] müssen den Todten-Tantz hupffen. Es hat Pestilentzen geben wie Fabi paul de prœele lib. 2. verzeichnet / darin allein die Männer vnd keine Weiber geblieben. Item so seynd eine gewest / wormit allein gewisse Nationen seynd angesteckt worden / wie dann zu Basel ein Pestilentz regierte / dardurch allein die Schweitzer seynd vmbkommen / nicht aber die Hispanier / Frantzosen vnd Italianer / so eben in selber Statt sich befanden / Philip. Mac. probl. de pest. In den Occidentalischen Indiẽ ist ein Geschlecht der Pest / welche allein die Indianer auß dem Weeg raumet / vnd allen andern V \lckern verschonet / Alex Trajan: lib. 2. d. mor. gal. In der Belägerung Breda Anno 1627. als auch die Pest allda grassirte / seynd allein die Calvinisten von derselben angefochten worden / der anderen fast wenig.

Aber die Pest allhie / so vns dises Jahr betrangt /hat zwar ihre Zähn[128] an alle gerieben / doch mehristen Theil die Weibsbilder vnd ledige Menscher verfolgt /also daß sieben tausend ledige Menscher allein gezehlet worden / die alle vom Todt nicht ledig waren / die Ursach wird von denen Medicis der grossen Forcht zugemessen / wordurch in dergleichen Leuthen die Pest leichtlich gezieglet wird / weil nemblich das von Forcht vnnd Schrocken ermüte vnd außgematte Hertz nicht gnugsame Kräfften hat dem Gifft zu widerstehen / wie auch durch die grosse Forcht vnd Schrocken wird die natürliche Wärme sehr geschwächt / vnd dahero die lebhaffte Geister häuffig dasselbe zuerhalten eylen / vnd so etwañ dieselbige das geringste von dem Gifft-Lufft gefangen / thun sie alßbald solche böse Qualiteten dem Hertz mittheilen / vnd verursachen also die Pest; O wie viel arme Tröpfinnen auß Befehl ihrer Herrschafft / gute Bissel einzu kramen / seynd auff den Marckt gangen /[129] vnd von dem nechsten Krancken vnd bleichen Schwefel-Gesicht also erschrocken / daß sie nachmals die Victualien / in dem Korb / die Pest aber an dem Leib nach Hauß getragen.

Wolte wüntschen / ihr junge Töchter / ihr hätt ein solche Forcht vnnd Schrecken gefast an der Sünd /wie euch eine die Pest eingejagt / so würd ihr weit besser bey dem gerechtisten Richter bestanden seyn /hoffe aber den gütigsten GOTT / dessen Milde kein Maß / kein Zihl / kein Zahl / kein End haltet / werde eure Schwachheit vnd schlüpfferiger Willen bewegt haben / zu einem Ablaß vnd Verzeihung / deren du auch liebster Leser mit einem tröst sie GOtt vnnd Requiescant in Pace wollest gedencken.[130]


Der Todt hat auch ein ziemliche Anzahl der Geistlichen

Mortuus est autem & dives Luc. 16.


Fort / fort / du reicher Batzen-Gesell /

Mit deiner Müntz vnd Lage,

Es ist nicht beständig deine Stell /

Du gehörst in mein Pagage,

Was helffen die Marsupia,

Und guldene Aucupia,

Du must doch alls verlassen /

Dann sterben müssen alle Leuth /

In dem Spiel gibts nicht passen.


Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Mercks Wienn. Das ist des wütenden Tods ein umbständige Beschreibung [...], Wienn: Peter paul Bivian; der Löbl, 1680 [Neudruck: Tübingen: Niemeyer, 1983, [Deutsche Neudrucke: Reihe Barock; 31], S. 57-131.
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Mercks Wienn. 1680

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