[Das junge Jahr bekrönt unlängst ein Blumen-Strauß]

[103] Das junge Jahr bekrönt unlängst ein Blumen-Strauß/

Es legte seine Pracht im bunten Mayen aus;

Bald wieß es mehr erstärckt der Felder gelbes Haar/

Der Leib/ der von der Gunst des Himmels fruchtbar war/

Schickt/ an der Seuffzer statt/ aus seiner heissen Schoß

Die Dünste nach der Lufft/ draus Thau und Regen floß.[103]

Bald kleidet sich sein Herbst mit braunen Früchten an/

Gab was uns sättigen/ gab was uns träncken kan.

Nun ist sein frostig Haubt voll Runtzeln und beschneyt:

So eilends ändert sich auch unser Stand und Zeit!

Der Jugend Blütte geht/ den Blumen gleich/ vorbey/

Der Mannschafft Sommer fühlt/ was Kummers Hitze sey/

Wenn sich der Jahre Herbst will schicken zum Genuß/

Erstarrt der Glieder Eiß/ und folgt des Lebens Schluß.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 2, S. 103-104.
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