Auff die glückliche Eroberung der Festung Ofen in Hungarn

[14] Freue dich du edles Land/

Welches von den wilden Scythen

Und des Türcken strenger Hand

So viel Qual bißher erlitten!

Deine schwere Fässel springen/

Und du kanst gewonnen! singen.


Gütt und Treue sind bereit

Deine Gräntzen zu umschlüssen/

Frieden und Gerechtigkeit

Werden sich ins künfftig küssen/

Wütten/ Würgen/ Rauben/ Brennen

Wirst du nur von ferne kennen.[14]


Unsre Sonn aus Oesterreich/

Welche keine Nebel dämpffen/

Machet Oßmans Monden bleich;

LEOPOLDS gerechtes Kämpffen/

LEOPOLDS beglücktes Kriegen/

Weiß von nichts als lauter Siegen.


Mechmets Hochmutt fällt dahin/

Und der Christen Volck hat Ofen/

Hatwan/ Erla/ Segedin/

Weissenburg sind seine Zofen/

Temeßwar/ Canischa zittern/

Essecks Brücke muß zersplittern.


Türcke/ Waradein war dein/

Bald verehrt es unsern Käyser/

Wo der Bulgarn Gräntzen seyn/

Blühn ihm frische Sieges-Reiser.

Adrians erschrockne Thürne

Bitten uns mit Furcht die Stirne.


Bullions berühmtes Blutt

Läst sich keine Mühe dauren/

Denckt mit unerschrocknem Mutt

Allbereit auff Solyms Mauren/

Bojus weist/ wie Deutsche Fürsten

Stets nach Ruhm und Ehre dürsten.


Wittekinds und Brennus Sohn

Lassen ihre Waffen schauen/

Deutsch und fremde Nation

Ficht die Wett' auff Pannons Auen.

Märcker/ Schwaben/ Sachsen/ Francken

Streiten/ stürmen sonder wancken.


Zwar das Grab wird hier bestellt

Manchem theuren Christen-Ritter/

Aber/ wer so rühmlich fällt/

Dem ist Wund und Tod nicht bitter;

Auff dem Ehren-Bette sterben

Heist unsterblichs Lob erwerben.[15]


Nicht nur vieler Jahre Zahl

Und die Reyhe grauer Ahnen/

Nicht ein prächtig Ehren-Mahl

Und die stoltzen Leichen-Fahnen/

Tugend muß dabey das Leben

Und den wahren Nachruhm geben.


Was ist eine Hand voll Zeit/

Die wir länger Athem ziehen/

Gegen langer Ewigkeit?

Uns ereilt doch was wir fliehen.

Besser jung mit Ruhm gestorben/

Als durch langes Weh verdorben.


Edlen steht der Degen an/

Land und Kirche zu verfechten:

Wer hier seine Pflicht gethan/

Trägt die Krone der Gerechten.

Vor dem Christen-Feinde sterben

Heist das Reich der Christen erben.


Nur der Cörper fällt in Sand/

Nur die Asche wird begraben;

Fama schreibt in Diamant

Welche wohl gefochten haben/

Späte Nachwelt wird die Helden/

Die vor Ofen blieben/ melden.


Lasst dem Höchsten/ ders gethan/

Danck- und Freuden-Lieder schallen/

Zündet Freuden-Feuer an/

Lasst Mußquet und Stücke knallen/

Heget Spiele/ last die Säiten

Tödten alle Traurigkeiten.


LEOPOLD du grosser Fürst/

Wir erkiesen schon mit Freuden/

Wie du künfftig herrschen wirst/

Wo der Thracer Heerden weiden.

Oesterreich wird ewig blühen/

Und zu Stambol Erben ziehen.[16]


Unsre Pflicht soll Leib und Gutt

Dir zu treuen Diensten weyhen/

Und der hegt kein deutsches Blutt/

Der nicht wird mit Freuden schreyen:

Oesterreich soll ewig blühen

Und zu Stambol Erben ziehen!

Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 3, S. 14-17.
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