Die Erscheinung

[25] Eine alte Tradition, in mehreren Urkunden der Vorzeit, jedoch abweichend von einander, und namentlich von Becherer noch in seiner Thüringschen Chronik erwähnt, gab mir den Stoff zu dieser Erzählung. Die Sage behauptet, daß die fromme Stiftung, wodurch Rheinswiga die Asche ihres Gatten zu heiligen, und seine Seele aus der Pein des Fegefeuers zu erretten suchte, das St. Nicolai Kloster gewesen sey, das früher auf dem St. Petersberge bei Eisenach gelegen war. Dort soll sie in stiller Andacht und Treue, in Almosenspenden und Seelenmessen bis an ihr Ende verharret, und dem von unstäten Qualen umhergetriebenen Geist ihres Gemahls endlich durch ihr anhaltendes Gebet Ruhe im Grabe verschafft haben.

Später wurde im Jahre 1140 dies Kloster durch Adelheid, Landgraf Ludwigs in Thüringen[25] Tochter, Enkelin Ludwigs des Springers, erweitert, nach Eisenach versetzt, und von ihr als Aebtissin bis an ihren Tod bewohnt.


Es herrschte einst ein mächtiger König in Albion in der Blüthe seiner männlichen Jahre, als der Tod ihm unvermuthet erschien, ihn hinweg zu führen aus dem Kreis der Lebendigen.

Ungern schied er daraus, denn sein Sinn hing an den Freuden der Welt, die gleich einem einzigen Kranze ihn mit allem umgaben, was das irdische Daseyn schmückt, und die schönste Blüthe desselben war Rheinswiga, seine Gattin, deren Huld und eheliche Liebe sich nur würdig mit ihr selber vergleichen ließ.

Vom Schmerz seines drohenden Verlustes wie von den Krallen der Verzweiflung ergriffen, beschwor sie vergebens die finsteren Mächte, ihr Leben als Opfer für das seinige anzunehmen. Denn aus der verhängnißvollen Urne, die die Schicksale der Sterblichen bestimmt, war das schönere Loos ihm gefallen, von der Geliebten beweint, leise dahin zu schlummern in jene bessere Welt, und ihr wurde das schrecklichere zu Theil: ihn verlieren und überleben zu müssen.

Als nun die erste Heftigkeit ihrer Betrübniß allmählig in mildere Wehmuth sich verlohr, und sie ihr Auge nicht mehr starr und unbeweglich in die[26] Tiefe seines Grabes senkte, sondern sie von lindernden Thränen erschöpft, Trost suchend es zum Himmel erhob, da flüsterte eine innere Stimme ihr zu, daß es doch noch ein Band gebe, sie auch getrennt von dem geliebten Gemahl auf ewig mit ihm zu vereinigen. Die Todtenfeier nemlich und die Treue, mit der sie sein Andenken ehre, bis ihr selbst die heiß gewünschte Stunde schlage, die ihren zarten Lebensfaden lösen werde, um ihn wiederum mit dem seinigen in einer besseren Welt zu verknüpfen.

Da berief sie ihre Diener und Frauen zusammen, deren Anblik sie lange in ihrer Einsamkeit gemieden hatte, und indem sie unter sie trat, umwallt vom dunklen Wittwenschleier, wie der bleiche Mond vom nächtlichen Gewölk, blickte sie schmerzlich lächelnd, obwohl mit weinenden Augen auf sie nieder, und sprach:

Ihr Getreuen, die Ihr meinen Kummer theilt, theilt auch das Mittel mit mir, das ihn zu lindern vermag. Viel – ja Alles hat das Schicksal mir genommen, denn wer seiner Liebe Glück verlor, dem ist fortan das Leben öde, wie eine Wüste, in der der Quell der Hoffnung und der Freude versiegt ist. Und doch muß ich die unsichtbare Macht verehren, die mein Herz zerriß, denn ihre Rathschlüsse kommen von oben, und eine höhere Weisheit lenkt jeden unserer Schritte auf dieser irdischen Dornenbahn. Daher beuge ich mich in demüthiger Unterwerfung unter die Hand, die mir so unheilbare Wunden schlug, aber ich hoffe, ewiger Schmerz, und nie zu stillende Trauer werde mir als einem schwachen Weibe gestattet[27] seyn, und die Gottheit nicht als Murren gegen ihren heiligen Willen beleidigen. Um nun nicht mit meinen unfruchtbaren Thränen bloß die Gruft des Geliebten zu benetzen, habe ich Euch zusammenberufen, um mich mit Euch zu einer würdigen Feier seines Todes zu vereinigen. Diese Lampe die ich ihm zum immerwährender Gedächtniß stifte, soll mich vierzig Tage und vierzig Nächte an seinem Grabe knien sehen, und nur wenn die Schwäche der Natur durch einen kurzen Schlummer unwillkührlich mein Auge schließt, oder karge Fastenspeise meine Lippen netzt, weil leider der sterbliche Mensch der Nahrung bedarf, nur dann sollen die Gebete unterbrochen werden, durch die ich den Himmel um die Ruhe seiner Seele beschwören will.

Und Ihr, meine Getreuen! Ihr sollet mich geleiten auf diesem ernsten Gange, und mit mir beten diese erste Nacht, und dann zurück gehen, um Allmosen auszuspenden an Arme und Verlassene, damit ihr Flehen im Geräuch der Welt sich mit dem meinigen in der Einsamkeit vereine.

Also sprach die Königinn, und Alle knieten vor ihr nieder mit tief bewegtem Gemüth, und baten, nicht nur diese eine Nacht, sondern während der ganzen, von ihrer treuen Zärtlichkeit bestimmten Zeit ihr betend zur Seite seyn zu dürfen; aber sie lehnte es ab mit sanften, jedoch ernsten Worten, und es blieb daher ihrem bereitwilligen Gefolge nichts übrig, als der Herrin zu gehorchen.

Als nun der Abend dämmerte, ergriff sie die Lampe, die bis dahin fromme Priester geweiht hatten[28] durch Segen und Gebet, und wandelte still, wie ein seliger Geist durch die Hallen ihres Schlosses der Schaar ihrer Diener voran, bis sie die Pforte des Grabgewölbes erreichten, in welchem die Gebeine ihres Herrn ruhten. Jeder ihrer Begleiter trug ein Fackel in der Hand, unter deren wehenden Flammen das stille Licht der Lampe gleich einem blassen Mondstrahl, der eine Feuersbrunst beleuchtet, seinen silbernen Schein verbreitete, und als sie der Gruft nahe waren, winkte Rheinswiga den übrigen schweigend, in einiger Entfernung zurück zu bleiben, knieete auf die Stufen des Grabmals nieder, und blieb liegen allda in stummer Trauer, bis der Hahnenruf ihr die Morgendämmerung verkündete, und sie sich erhob, um ihr Gefolg zu entlassen.

Traurig überließen ihre Getreuen sie der grauenvollen Einsamkeit, und ehrten durch stummen Gehorsam den fest ausgesprochenen Willen der Königin, die, als sie sich allein sah, ihren Thränen und Seufzern nicht mehr wehrte. Ach – die Krone war ihrem Haupte verblieben – aber den Aehrenkranz des häuslichen Glücks, die Myrthen zarter Liebe hatte das Schicksal ihr entblättert, und wie ein dunkler Strom, durch keinen Sonnenstrahl mehr erhellt, zog das Leben mit seiner untergegangenen Glorie in kalten Wellen ihrem müden Blick vorüber.

Da, als die dritte Mitternacht begann, drückte zuerst ein leiser Schlummer ihr das matte Auge zu, und knieend, ihr Haupt auf dem weißen Marmor des Grabes gestützt, schwand ihr Bewustseyn in wunderbar[29] verworrenen Träumen dahin, und überirdische Hoffnungen mischten sich in ihren Schmerz, so wie zuweilen, von den Engeln gesendet, Ahnungen himmlischen Glücks die Macht der Schwermuth lindern.

Da war's, als ob ein leiser Ton an ihrem Ohr vorüber schwirre, gleich dem Winde, der die Saiten der Harfe melodisch durchstreift, und ein stärkeres Klingen folgte nach, wie wenn Waffen sich berühren. Doch nicht rauh war der Ton, und nicht ungestüm wurde sie durch ihn aus ihrem kurzen Schlummer ermuntert.

Sie richtete sich auf, und blickte umher, aber alles war still, und sie vermeinte nur geträumt zu haben, als sie über sich einen grauen Duft gewahrte, gleich einer Wolke gestaltet. Ist's der Athem der Lampe, der sich so wunderbar gesammelt hat, dachte sie, oder dringen die Nebel der Frühe herein, die draußen über dem Meere duften – oder will ein Blendwerk mich vielleicht irre leiten in dem heiligen Berufe, den ich übe? – Sie schlug ein Kreuz an ihrer Brust, und zwang das erschrockene Auge fest und immer fester auf der Wolke zu verweilen, die sich leise niedersenkte, und menschliche Bildung annahm, aus der nach und nach die erblaßten Züge ihres Gatten sich entwickelten.

Dieser Anblick, statt ihr Entsetzen zu vermehren, durchschauerte nur durch die Wallungen einer frommen, hoffnungsvollen Freude ihr Herz bei'm Wiedersehen des Heißgeliebten. Denn sie wähnte, der Himmel habe ihn ihren Gebeten wiedergegeben.[30] Hoch aufathmend, wollte sie ihm nahen, und den Erstandenen an ihre Brust ziehen, aber wie der Hauch der Frühlingsluft entschwand er seufzend ihren Armen, und blieb vor ihr stehen, ein bleiches Dunstbild, nicht mehr dem Leben angehörend.

Da sträubte Schauder ihr Haar, und von grauenvollem Beben ergriffen, trat sie zurück, und rief Gott und seine Heiligen um Schirm und Schutz in dieser bänglichen Stunde an. Zittere nicht, Rheinswiga! ertönte eine dumpfe Stimme, zittere nicht, es ist kein Trugbild der Hölle, das Dich zu ängstigen Dir naht – es ist mein Geist, dem Deine treue Liebe vergebens Ruh im Grabe zu erbeten trachtet. Das Flehen reiner Unschuld beschwört selbst die himmlischen Mächte, und so ist es Dir gelungen, den Bann zu lösen, der jenseits des Meeres mich zur Strafe meiner Sünden in den Schoos eines öden Gebirges versenkte. Doch nicht, um mir bereits den Eingang zu jenem heiß ersehnten, ewigen Frieden zu eröffnen, der nur frommen, und Gott versöhnten Dahingeschiedenen zu Theil wird – sondern damit ich Dir die Stelle nur nenne, an die ich in steter Qual gefesselt bin, und damit dort Dein andächtiges Streben mir Linderung bringe – wenn ich sie auch nicht verdiene.

Nicht ohne schmerzliche Wehmuth vernahm Rheinswiga diese Worte, die wie aus einer Jammerbeladenen Brust zu ihrem Ohr drangen. Welch schweres Verbrechen sollte wohl Euer Gewissen belasten, mein theurer Herr, entgegnete sie, da Ihr doch im Leben der treueste Freund, der liebevollste Gatte,[31] der großmüthigste Herrscher über Eure Unterthanen waret? – Ihr habt nichts als Seegen neben der bitteren Trauer über Euren Verlust hinterlassen. Und hätte auch die Unvollkommenheit, die eine Bedingung unseres irdischen Wandels ist, in sündhaften Gedanken den reinen Spiegel Eurer Seele befleckt – die Beichte, der Ihr so oft Euer Herz erschlosset, würde ihn ja längst wieder ausgehellt haben, wie sie selbst in der Todesstunde Euch zu beruhigen schien.

Traurig schüttelte der königliche Schatten das Haupt. Wohl, sprach er, erleichtert die Beichte sündhaft beschwerte Gemüther von ihrer Bürde, wenn der Mensch frei in ihr und ohne Verstellung sein Innerstes enthüllt. Allein wie das ätzende Gift einer eiternden Wunde, dem der Ausfluß verwehrt ist, tiefer unter sich frißt, und allmählig jede Kraft der besseren Säfte zernagt, bis der Körper dahin sinkt in gräßlicher Zerstörung, so auch verstärkt Falschheit gegen Gott und seine Diener jedes Vergehen, bis zu spät die Reue aufwacht, und Verzweiflung das Gemüth in einen bodenlosen Abgrund hinab stürzt. Falsche Scham hielt mich zurück, mein Verbrechen zu bekennen, und ich meinte lange, wenn ich es aller Welt verschwiege, auch selbst dem Priester gegen über, der an des Ewigen Statt es nur zu verzeihen vermochte, es könne dadurch gleichsam ungeschehen aus der Reihe wirklich da gewesener Dinge verschwinden. So starb ich dahin, verstockt und unversöhnt mit dem Himmel, und jetzt, von ewiger Pein gefoltert, soll eine zwiefach schmerzliche Buße, als[32] mir im Leben hätte werden können, meine Strafe seyn, indem ich Dir, Du Reine, bekenne, wie unwerth ich Deiner Liebe war.

Grausend rieselte ein Fieberfrost durch Rheinswigas zarte Glieder, und in banger Erwartung, was sie vernehmen werde, verharrte sie in ihrem Schweigen.

So höre denn, fuhr der König fort, wie ich Dein Vertrauen betrog, und in schrecklicher Verirrung meiner Sinne den Fluch des Meineids über mich brachte. Liebe hatte unseren Bund geknüpft, und Jahre vergingen, ohne daß selbst in meinen leisesten Gedanken, Treue, diese ihre himmlische Stüzze in mir wankte. In frevelhaftem Uebermuth glaubt' ich mich, von Deinem Bilde erfüllt, über jede Versuchung erhaben, und statt der Gefahr auszuweichen, oder mich mit Verachtung von ihr abzuwenden, bot ich ihr überall keck die Stirne, und meinte in kühner Verblendung, ich sey unverführbar, wie der Felsen im Meere selbst der rauschendsten Brandung trotzt. Keine der Frauen und Jungfrauen, die Dich umgaben, wie eine Glorie von Strahlen die Sonne umgiebt, machte Eindruck auf mich – ich sah nur Dich, die sie alle überglänzte, und die durch den unvergänglichen Werth ihres Herzens mit jedem Tage mir theurer ward. Da überraschte mich einst auf der Jagd, in öder Wildniß, ein Weib – – oder war's ein höllisches Gespenst, von einem arglistigen Teufel abgesandt, um mich zu demüthigen in dem Glauben an meine Unfehlbarkeit, und mich so tief zu beugen, als thörichter Stolz[33] mich erhoben hatte. Verrätherisch vergaß ich in diesem Augenblik das Gelübde meiner ehelichen Treue, Deine himmlische Liebe, die mich so lauter beglückte, mich selbst – – und von zügelloser Leidenschaft hingerissen, brach ich den Eid, mit dem Herz und Sinn Dir zugeschworen hatte, Dir allein anzugehören. – –

Da zog Rheinswiga den Schleier über ihr erröthendes Angesicht, und obgleich verhüllt durch ihn, senkte sie dennoch sittig das Auge, das mit glühenden Thränen sich netzte – zu reden aber vermochte sie nicht.

Als ich aus dem wilden Rausche dieser lasterhaften Trunkenheit wieder zu mir kam, sprach der König weiter, bemächtigten sich Schaam und Reue, den Furien gleich, meines Innern. Verzweiflungsvoll überdacht' ich die ganze Größe meiner Schuld, doch, wie selten ein Laster allein bleibt, sondern gewöhnlich wuchernd sich vervielfältigt in der Seele, die ihm Raum gab, so wandte sich der brennende Unmuth, der mir gegen mich selbst geziemte, gegen die Verführte, die ich als Verführerin betrachtete, und indem ich in der Empörung meines rasenden Zorns mein Schwerdt ihr durchs Herz stieß, gesellt' ich zu der schweren Sünde, die ich begangen, auch noch die Sünde der Mordthat.

Seitdem vermochte reine Freude, wie ich sie sonst empfunden, nicht mehr meine starre Brust zu erwärmen, aber Dich, Rheinswiga! liebt' ich inniger noch, als vorher, denn Schmerz und innerer Vorwurf machten mein Gefühl für Dich nur noch ehrfurchtsvoller[34] und lebendiger, und in Deiner engelgleichen Lauterkeit, in dem kindlichen Vertrauen, mit dem Du immer liebender Dich an mich Unwürdigen anschlossest, erblickt' ich Dich wie ein höheres Wesen über mir, eines tadellosen Gatten werth.

Oft drängt' es mich, zu Deinen Füßen das schreckliche Geständniß meiner Unthat Dir auszusprechen, um vielleicht Deine Vergebung als milden Balsam auf die nimmer heilende Wunde meines Gewissens zu empfangen. Aber die Furcht, dadurch wahrscheinlich auf immer den schönen Frieden Deiner Seele zu zerstören, Dein Vertrauen, Deine Achtung, Deine Liebe zu verlieren, war noch stärker in mir, als das Verlangen, durch diese herbste aller Selbstzüchtigungen vielleicht den Zorn des Himmels zu versöhnen.

So bemüht' ich mich denn, zu vergessen, und ohne selbst in meiner Todesstunde es zu beichten, nahm ich das Bewustseyn meiner Schuld mit hinüber in jenes dunkle Land, dessen Pforte das Grab ist, wo die Vergeltung mit gerechter Wage unserer wartet. Da fiel mir das Loos, schwer zu ertragen, und doch vielleicht noch zu gelinde für die Größe meiner Sünden, von Deutschlands wilden Wäldern umrauscht, in dem klippenvollen Schoos des Hörselbergs bey Eisenach, die Qualen des Fegefeuers ohne Linderung zu dulden, bis frommes Mitleid, ach, das ich von Dir kaum zu hoffen wage, an der Stelle, wo ich leide, eine der Buße geweihte Capelle errichten, und durch Seelenmessen und Werke[35] der Mildthätigkeit die Verzeihung des Himmels auf mein schuldiges Haupt herabflehen wird.

Es ziemt mir nicht, Euch zu richten, wohl aber, Euch zu verzeihen, mein theurer Herr! entgegnete endlich Rheinswiga, muthig der Liebe den Schmerz zum Opfer bringend, der ihre zarte Brust zerriß, und sich aufrichtend in dem Gefühl, auch nach dem Tode, und nach diesem Bekenntniß noch, das bitterer als der Tod war, ihm ihre unwandelbare Neigung beweisen zu können. Wenn menschliches Streben Eure Pein zu lindern vermag, o so rechnet fest darauf, daß die Liebe Eures Weibes nimmer ermüden wird, und daß alle Tage meiner Zukunft, so viele mir Gott auch zuzählt, nur Euch, der Trauer um Euren Verlust, und dem Gebet für die Ruhe Eurer Seele geweiht seyn sollen.

Da kündigte der Ruf der Hähne den Morgen an, und der Geist des Geliebten zerfloß wie Luft vor ihren Blicken. Und als es Tag ward, berief Rheinswiga ihre Getreuen, und ordnete alles an, was der ewige Abschied erforderte, den sie von ihrem väterlichen Eiland zu nehmen entschlossen war. Und in stiller Demuth zog sie hin über's Meer, und suchte die Stätte auf, die der König ihr bezeichnet hatte, wo sie Wort hielt, und durch ihre Frömmigkeit endlich den Himmel mit seiner Schuld versöhnte.[36]

Quelle:
Charlotte von Ahlefeld: Gesammelte Erzählungen. Schleswig 1822, Band 2, S. 25-37.
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