CCXXXVI.

[341] 1. Es hett ein Schwab ein töchterlein,

krause mause;

Es wolt nicht lenger ein megdlein sein,[341]

bey dem heiligen dryfus,

gib mir geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz guter netz,

rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben will.

Der Lorentz der Vicentz,

schüttel den kittel,

das hembd geht für,

stirbt die mutter, die tochter wird mir,

so tantz ich mit jungfraw Regina.


2. Sie wolt doch haben einen man,

krause mause,

Der jhr die weil vertreiben kan,

bey dem heiligen dryfuß,

gib mirs geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz, guter netz,

rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben wil.

Der Lorentz der Vicentz etc.


3. Ach mutter gib mir einen man,

krause mause,

Der mir die weil vertreiben kan,

bey dem heiligen dryfuß,

gib mirs geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz, guter netz,

rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben viel (so)

Der Lorentz, der Vicentz, etc.


4. Ach tochter du bist viel zu klein,

krause mause,

Du schleffst noch wol ein jar allein,

bey dem heiligen dryfuß,[342]

gib mirs geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz, guter netz,

Rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben wil.

Der Lorentz, der Vicentz etc.


5. Hast dus versucht mit unserm knecht,

krause mause,

So bistu pfaffen und mönchen gerecht,

bey dem heiligen dryfuß,

gib mirs geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz, guter netz,

rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben wil.

Der Lorentz, der Vicentz etc.


6. Wer ist der uns dis liedlein sang,

krause mause,

Ein freyer schlemmer ist ers genandt,

bey dem heiligen dryfuß,

gib mirs geld in essigkrug,

He, ho, he,

fitz und fetz, guter netz,

rumpelspiel, und des nit viel,

ein frischen freyen mut ich haben wil.

Der Lorentz, der Vicentz,

schüttel den kittel,

das hembd geht für,

stirbt die mutter die tochter wird mir,

so tantz ich mit jungfraw Regina.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 341-343.
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