Die Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern

[205] In alten Zeiten und längst verschollenen Vergangenheiten lebten in einer Stadt Persiens zwei Brüder, deren einer Kasim hieß und der andere Ali Baba; bei ihres Vaters Hintritt hatten sie das wenige, was er ihnen hinterließ, in zwei gleiche Hälften geteilt, und sie hatten keine Zeit verloren, alles auszugeben und zu verschwenden. Der ältere jedoch nahm sich alsbald ein Weib, die Tochter eines reichen Kaufmanns, so daß er, als sein Schwiegervater[205] einging in die Gnade des allmächtigen Allah, Besitzer eines großen Ladens wurde, der angefüllt war mit seltenen Gütern und kostbaren Waren, und eines Vorratshauses voll wertvoller Stoffe sowie vielen Goldes, das in der Erde vergraben war. Daher kannte man ihn in der ganzen Stadt als einen wohlhabenden Mann. Die Frau aber, der Ali Baba sich vermählte, war arm und bedürftig; und sie lebten also in einer erbärmlichen Hütte, und Ali Baba verdiente sich sein kümmerliches Brot, indem er Feuerholz verkaufte, das er täglich im Sumpfwald sammelte und auf seinen drei Eseln in den Basar trug.

Nun begab es sich eines Tages, als Ali Baba tote Zweige und trockene Reiser in genügender Menge gebrochen und die Last auf seine Tiere geladen hatte, daß er zu seiner Rechten eine Staubwolke erblickte, die sich hoch auftürmte in der Luft und rasch auf ihn zukam. Und als er genauer hinsah, entdeckte er einen Trupp Reiter, die scharf ausgriffen und ihn bald erreichen mußten. Ob dieses Anblicks war er höchst bestürzt, und da er fürchtete, es möchte eine Räuberbande sein, die ihn erschlagen und seine Esel forttreiben würde, so begann er in seinem Entsetzen zu rennen; doch da sie schon so nahe waren und er nicht mehr aus dem Walde entfliehen konnte, so trieb er die mit dem Feuerholz beladenen Tiere abseits ins Gebüsch und kletterte den dicken Stamm eines riesigen Baumes hinauf, um sich in ihm zu verbergen; und er setzte sich auf einen Ast, von dem aus er alles unter sich sehen konnte, während ihn von unten niemand zu erblicken vermochte. Dieser Baum nun wuchs dicht neben einem Felsen, der sich hoch zu Häupten in die Lüfte türmte. Und als die Reiter, junge, kräftige und gewandte Männer, dicht vor dem Felsabsturz ankamen, saßen sie sämtlich ab. Ali Baba sah sie sich sorgfältig an, und bald überzeugten ihn ihre Erscheinung und ihr Gebaren, daß sie wirklich ein Trupp Räuber wären, die eine Karawane überfallen und geplündert, die Beute fortgeschleppt und ihren Raub jetzt hierher gebracht hätten, um ihn sicher in einem Versteck zu verbergen. Er zählte ihrer vierzig. Und als sie unter dem Baume waren, schirrte ein jeder von ihnen seinen Gaul ab und fesselte ihm den Vorderfuß. Dann nahmen sie ihre Satteltaschen herab, und[206] er sah, daß sie voller Gold und Silber waren. Der aber, der ihr Hauptmann zu sein schien, trat alsbald mit seiner Last auf der Schulter vor und drang durch die Dornen und Büsche bis zu einer Stelle durch, wo er die seltsamen Worte sprach: ›Sesam, öffne dich!‹ Und im Nu erschien ein riesiges Tor in der Felsenwand. Die Räuber traten ein, als letzter ihr Hauptmann, und hinter ihm schloß sich das Tor ganz von selber. Lange blieben sie in der Höhle, und derweilen sah Ali Baba sich gezwungen, auf dem Baum zu hocken; denn er überlegte sich, wenn er hinabstiege, möchte gerade die Räuberbande wieder zum Vorschein kommen, ihn ergreifen und erschlagen. Schließlich aber hatte er eben beschlossen, eins der Pferde zu besteigen, seine Esel vorwärtszuhetzen und nach Hause zurückzukehren, als plötzlich das Tor wieder aufflog. Als erster trat der Räuberhauptmann hervor, der am Eingang stehen blieb, auf seine Leute blickte, sie zählte, während sie herauskamen, und zuletzt die Zauberworte sprach: ›Sesam, schließe dich!‹ worauf sich das Tor von selber schloß. Und als die Musterung zu Ende war, schnallte ein jeder die Satteltaschen wieder auf und schirrte sein Pferd; als alle fertig waren, ritten sie unter der Führung ihres Hauptmanns in der Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Ali Baba blieb noch eine Weile auf dem Baume und sah ihnen nach, als sie davonritten. Und nicht eher stieg er herab, als bis sie seinen Augen ganz entschwunden waren, denn er besorgte, es könne einer von ihnen umkehren, sich umschauen und ihn erspähen. Dann aber dachte er bei sich selber: ›Ich will doch auch die Kraft dieser Zauberworte erproben und sehn, ob sich auch auf mein Geheiß das Tor öffnen und schließen wird.‹ Er rief also mit lauter Stimme: ›Sesam, öffne dich!‹ Und kaum hatte er das gesagt, so flog das Tor weit auf, und er trat ein. Er sah eine weite, gewölbte Höhle von der Höhe eines ausgewachsenen Menschen; sie war in den lebendigen Stein gehauen und beleuchtet von dem Licht, das durch Luftlöcher und runde Fenster in der oberen Decke des Felsens einfiel, die das Dach bildete. Er hatte erwartet, in dieser Räuberhöhle nichts anderes zu finden als äußerste Finsternis, und er sah mit Staunen, daß der ganze Raum angefüllt war mit Ballen von allerlei Stoffen und vom Boden bis zur Decke[207] vollgehäuft mit Kamellasten von Seide, Brokat, gestickten Tuchen und Bergen über Bergen vielfarbiger Teppiche. Ferner sah er unermeßliche und unzählbare Mengen von Gold- und Silbermünzen, die teils auf den Boden geschüttet waren, teils eingebunden in lederne Beutel und Säcke. Und als er diese Waren und Schätze in solcher Menge erblickte, berechnete Ali Baba sich in seinem Geiste, daß hier nicht nur ein paar Jahre, sondern viele Generationen von Dieben ihren Raub und ihre Beute aufgespeichert haben mußten. Sowie er innerhalb der Höhle stand, hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, doch war er ohne Angst, da er die Zauberworte genau behalten hatte. Der kostbaren Stoffe ringsum achtete er nicht, sondern er hielt sich einzig an die Säcke mit den Goldstücken. Von ihnen trug er so viele hinaus, wie er seinen Tieren glaubte aufladen zu können; und er belud sie damit und deckte seinen Raub mit dem Brennholz und den Reisern zu, damit niemand die Säcke sähe, sondern jeder dächte, er führe seine gewöhnliche Ware nach Hause. Zuletzt aber rief er: ›Sesam, schließe dich!‹ und alsbald war das Tor geschlossen, denn der Zauber wirkte so, daß das Tor sich, sooft jemand eintrat in die Höhle, von selber hinter ihm schloß, und wenn er sie verließ, so tat es sich weder auf, noch auch schloß es sich, bevor er die Worte: ›Sesam, schließe dich!‹ gesprochen hatte. Als er nun seine Esel beladen hatte, trieb Ali Baba sie mit aller Eile vor sich her in die Stadt; und als er sein Haus erreichte, trieb er sie in den Hof hinein. Er schloß das äußere Tor, nahm erst die Reiser und das Brennholz herab und dann die Säcke voll Gold, die er seinem Weibe brachte. Sie betastete sie, und als sie die Münzen fühlte, kam sie auf den Verdacht, Ali Baba habe sich auf den Raub verlegt; und sie begann ihn zu schelten und zu tadeln wegen seiner Missetat. Sprach Ali Baba zu seinem Weibe: ›Wahrlich, ich bin kein Räuber, und vielmehr freue du dich mit mir über unser Glück.‹ Und er erzählte ihr sein Abenteuer und begann das Gold in Haufen vor ihr aus den Säcken zu schütten, und ihr Auge war geblendet von dem Glanz, und ihr Herz war entzückt ob seines Berichtes und Abenteuers. Dann begann sie das Gold zu zählen, aber Ali Baba sprach: ›Du albernes Weib, wie lange willst du die Münzen noch drehen und[208] wenden? Laß mich jetzt ein Loch graben, damit wir den Schatz darein vergraben und niemand das Geheimnis erfahre.‹ Sprach sie: ›Recht ist deine Rede! Doch möchte ich das Geld wägen, um ungefähr eine Schätzung seines Wertes zu haben.‹ Versetzte er: ›Wie du willst, doch achte darauf, daß du niemandem ein Wort von ihm sagest!‹ Da ging sie eiligst in Kasims Haus, um sich Gewichte und Wagen zu borgen, mit denen sie die Goldstücke wägen und ihren Wert berechnen könnte. Und als sie Kasim nicht finden konnte, sprach sie zu seinem Weibe: ›Bitte, leih mir auf einen Augenblick deine Wage.‹ Fragte ihre Schwäherin: ›Brauchst du die größere Wage oder die kleinere?‹ Versetzte sie: ›Die größere brauche ich nicht, gib mir die kleine.‹ Da rief ihre Schwäherin: ›Warte einen Augenblick, damit ich dir hole, was du brauchst.‹ Unter diesem Vorwand ging Kasims Weib davon und bestrich die Schale der Wage heimlich mit Wachs und Talg, um zu erfahren, was Ali Babas Weib wägen wollte, denn sie vergewisserte sich, was es auch sei, daß ein wenig davon an dem Wachs und Fett haften bleiben würde. Diese Gelegenheit ergriff die Frau, um ihre Neugier zu befriedigen; und da Ali Babas Weib nichts davon ahnte, so nahm sie die Wage nach Hause und begann das Gold zu wägen, während Ali Baba nicht abließ zu graben; und als sie das Geld gewogen hatten, trugen sie es gemeinsam in das Loch, das sie sorgfältig mit Erde bedeckten. Dann brachte die gute Frau ihrer Schwäherin die Wage zurück, ohne zu ahnen, daß in der Schale ein Goldstück haften geblieben war. Als aber Kasims Weib das Goldstück erblickte, schäumte sie vor Neid und Zorn und sprach bei sich selber: ›Aha! Sie borgten sich meine Wage, um Goldstücke zu wägen!‹ Und sie staunte sehr, woher so arme Leute solchen Reichtum haben möchten, daß sie ihn mit der Wage wägen mußten. Und als sie die Sache lange überlegt hatte, sprach sie gegen Abend zu ihrem Gatten, als er nach Hause kam: ›O Mann, du hältst dich für einen reichen und wohlhabenden Mann, aber siehe, dein Bruder Ali Baba ist ein Emir gegen dich und bei weitem reicher als du. Er hat solche Berge Goldes, daß er sein Geld mit der Wage wägen muß, während du dich wahrlich noch damit begnügst, es zu zählen.‹ ›Woher weißt du[209] das?‹ fragte Kasim, und zur Antwort erzählte ihm sein Weib die ganze Geschichte mit der Wage, an der sie ein Goldstück gefunden hatte; und sie zeigte ihm das Goldstück, das Bild und Inschrift eines alten Königs trug. Die ganze Nacht hindurch fand Kasim keinen Schlaf ob seines Neides, seiner Eifersucht und seiner Habgier; und am nächsten Morgen stand er beizeiten auf, ging zu Ali Baba und sprach: ›O mein Bruder, allem Anschein nach bist du arm und bedürftig; aber in Wirklichkeit hast du so großen Reichtum, daß du dein Gold mit der Wage wägen mußt.‹ Sprach Ali Baba: ›Was sprichst du da? Ich verstehe dich nicht; sprich deutlich aus, was du meinst‹; und Kasim erwiderte in rascher Wut: ›Stelle dich nicht, als wüßtest du nicht, wovon ich rede, und glaube nicht, mich täuschen zu können.‹ Und er zeigte ihm das Goldstück und rief: ›Tausende solcher Goldstücke hast du verborgen; und mein Weib fand dieses, wie es an der Wage haften geblieben war.‹ Da begriff Ali Baba, daß sowohl Kasim wie sein Weib wüßten, welche Schätze an Gold er besäße; und er sagte sich in seiner Seele, es würde nichts fruchten, wenn er die Sache verborgen hielte, sondern nur bösen Willen und Unheil stiften; und das veranlaßte ihn, seinem Bruder alles über die Banditen zu erzählen, und auch über den verborgenen Schatz in der Höhle. Als nun Kasim die Geschichte vernommen hatte, rief er aus: ›Gern er führe ich von dir den genauen Ort, wo du das Geld gefunden hast, sowie auch die Zauberworte, durch die die Tür sich öffnete und schloß; und ich warne dich, wenn du mir nicht die volle Wahrheit sagst, so melde ich dem Wali deinen Schatz; und so wirst du deinen ganzen Reichtum verwirken und in Schande geraten und in den Kerker geworfen werden.‹ Da erzählte ihm Ali Baba alles, ohne die Zauberworte zu vergessen, und Kasim, der es sich sorgfältig einprägte, brach am nächsten Tage auf, indem er zehn gemietete Maultiere vor sich hertrieb; und bald hatte er den Platz gefunden, den Ali Baba ihm beschrieben hatte. Als er nun zu besagtem Felsen und zu dem Baume kam, in dem Ali Baba sich verborgen hatte, und als er das Tor fand, rief er in heller Freude: ›Sesam, öffne dich!‹ Im Nu gähnte ihm das Tor entgegen, und Kasim trat ein und sah die Haufen von Juwelen und Schätzen, die alle in Reihen[210] geordnet waren; und sowie er zwischen ihnen stand, schloß die Tür sich wie immer von selber. Verzückt ging er umher und staunte ob der Schätze, und als er des Bewunderns müde war, sammelte er die Säcke mit den Goldstücken zusammen, eine Last, wie sie für zehn Maultiere genügte; und er legte sie am Eingang bereit, um sie dann hinauszutragen und auf den Tieren zu verladen. Doch nach dem Willen des allmächtigen Allah hatte er die zauberstarken Worte völlig vergessen, und er rief: ›Öffne dich, Ger ste!‹ worauf das Tor die Antwort schuldig blieb. Über die Maßen erstaunt und bestürzt begann er nun die Namen aller möglichen Getreide zu rufen, nur den des Sesams ließ er aus, denn der war seinem Gedächtnis entschlüpft, als hätte er ihn nie gehört. Schon achtete er in seiner argen Not nicht mehr des Goldes, das er am Eingang aufgehäuft hatte, und er lief hin und her, nach vorn und zurück, ratlos und in schwerer Not. Der Reichtum, der ihm zuvor das Herz mit Freude und Jubel erfüllt hatte, verursachte ihm jetzt bitteren Gram und große Trauer. Und schließlich gab er jede Hoffnung auf, mit dem Leben davonzukommen, das er durch seine Habgier und seinen Neid in so große Gefahr gebracht hatte.

Nun geschah es, daß die Räuber um Mittag des Weges kamen, und da sie schon von weitem die Maultiere an dem Felsentor stehen sahen, wunderten sie sich sehr, wie sie dorthin gekommen waren. Denn Kasim hatte zu allem Unglück auch noch vergessen, sie anzubinden oder ihnen die Vorderfüße zu fesseln, so daß sie durch den Wald geschweift waren und jetzt an allen möglichen Stellen weideten. Die Diebe aber achteten der Verirrten wenig und mühten sich auch nicht, sie einzufangen; sondern sie wunderten sich nur, wie sie so weit von der Stadt hatten fortschweifen können. Und als sie die Höhle erreichten, saßen der Hauptmann und seine Leute ab, und er trat an das Tor und sprach die Formel, so daß es sich auftat. Nun hatte Kasim schon von drinnen das Pferdegetrappel immer mehr nahen gehört; und in äußerster Furcht fiel er zu Boden, da er nicht daran zweifelte, daß es die Banditen wären, die ihn unfehlbar erschlagen würden. Doch schließlich faßte er sich ein Herz, und in dem Augenblick, als die Tür sich auftat, stürzte er hinaus in der Hoffnung,[211] zu entrinnen. Aber der Unselige prallte in vollem Lauf wider den Hauptmann an, der vor der Bande stand, so daß Kasim zu Boden stürzte. Und einer der Räuber, der dicht bei dem Hauptmann stand, zog alsbald das Schwert und spaltete Kasim mit einem einzigen Schlage in zwei Stücke. Dann stürzten die Räuber in die Höhle hinein, und sie brachten die Säcke mit dem Gelde, die Kasim am Tore aufgehäuft hatte, wieder an Ort und Stelle zurück; derer aber, die Ali Baba genommen hatte, achteten sie nicht, so bestürzt und betäubt waren sie ob der Entdeckung, daß ein Fremder eingedrungen war. Alle wußten, daß es jedem unmöglich wäre, durch die oberen Fenster herabzukommen, so steil und hoch war die Felsenwand, die obendrein noch schlüpfrig war; und ebensowenig konnte jemand durch das Tor hinein, wenn er nicht die Zauberworte kannte, auf die es sich öffnete. Doch sie vierteilten alsbald die Leiche Kasims und hingen sie innerhalb der Höhle an das Tor, zwei Teile an den rechten und zwei Teile an den linken Pfosten, auf daß der Anblick eine Warnung kommenden Todes wäre für jeden, der in die Höhle einzudringen wagte. Dann verließen sie sie wieder, schlossen die Schatztür und ritten an ihr gewohntes Werk davon. Als nun die Nacht hereinbrach und Kasim nicht nach Hause kam, wurde sein Weib unruhig, und sie lief zu Ali Baba und sprach: ›O mein Bruder, Kasim ist nicht nach Hause gekommen; du weißt, wohin er ging, und ich fürchte sehr, ihm ist ein Unheil widerfahren.‹ Auch Ali Baba erriet, daß nur ein Mißgeschick ihn gehindert hätte zurückzukehren; doch suchte er trotzdem seine Schwäherin zu trösten, indem er aufheiternd zu ihr sprach: ›O Weib meines Bruders, vielleicht übt Kasim kluge Vorsicht und kommt, indem er die Stadt vermeidet, auf einem Umwege zurück, und bald wird er hier sein. Das, glaube ich, ist der Grund seines Ausbleibens.‹ Diese Worte trösteten Kasims Weib, und sie ging nach Hause und setzte sich und harrte der Heimkehr ihres Gatten. Als aber die halbe Nacht verstrichen war und er immer noch nicht kam, da war sie wie verstört. Doch sie fürchtete sich, in ihrem Grame laut zu weinen, damit nicht einer der Nachbarn sie höre und zu ihr käme und so das Geheimnis erführe; und sie weinte still vor sich hin, machte sich Vorwürfe und dachte bei sich[212] selber: ›Weshalb enthüllte ich ihm das Geheimnis und säte so Neid und Eifersucht auf Ali Baba? Dies ist die Frucht, und daher kommt dieses Unheil über mich.‹ In bitteren Tränen verbrachte sie den Rest der Nacht, und früh am Morgen eilte sie in heller Hast zu Ali Baba und bat ihn, daß er auszöge, seinen Bruder zu suchen; er aber mühte sich, sie zu trösten und brach mit seinen Eseln auf zu dem Walde. Und als er den Felsen erreichte, sah er mit Staunen Flecken frisch vergossenen Blutes, und da er weder seinen Bruder noch die Maultiere fand, so ahnte er ein Unheil nach diesen schlimmen Zeichen. Da trat er an das Tor und sprach: ›Sesam, öffne dich!‹ Und er drang ein und fand die Leiche Kasims, von der zwei Viertel rechts und zwei Viertel links vom Eingang hingen. Obwohl er nun über jedes Maß des Schreckens hinaus erschrak, so hüllte er doch die Teile in zwei Tücher, legte sie auf einen seiner Esel und deckte sie sorgfältig zu mit Reisern und Brennholz. Dann lud er den beiden andern Tieren Säcke mit Gold auf den Rücken und deckte auch sie sorgfältig zu; und als alles fertig war, schloß er das Tor mit den Zauberworten und brach in aller Wachsamkeit und Umsicht nach Hause auf. Die Esel mit dem Golde gab er dort seinem Weibe, dem er befahl, die Säcke gut zu vergraben; aber er sagte ihr nicht, wie er seinen Bruder gefunden hatte. Dann ging er mit dem andern Tier, dem, darauf die Leiche lag, zu dem Haus der Witwe, wo er leise an die Türe pochte. Nun hatte Kasim eine Sklavin namens Mardschanah1, ein Mädchen von scharfem Verstand und großer Einsicht. Die schob ebenso leise den Riegel zurück und ließ Ali Baba mit dem Esel in den Hof des Hauses ein; und er nahm die Leiche vom Rücken des Tieres herab und sprach: ›O Mardschanah, eile dich und mache dich bereit, die Bräuche zum Begräbnis deines Herrn zu vollziehen; ich will jetzt hineingehn, deiner Herrin die Nachricht zu bringen, und dann kehre ich schnell zurück, um dir zu helfen.‹ In diesem Augenblick sah die Witwe Kasims ihren Schwäher und rief: ›O Ali Baba, welche Nachricht bringst du mir von meinem Gatten? Wehe, ich sehe die Zeichen des Grams in deinen Zügen geschrieben. Sag mir schnell, was geschehen ist.‹ Und er erzählte ihr, wie es[213] ihrem Gatten ergangen war, wie ihn die Räuber erschlagen hatten, und wie er die Leiche nach Hause getragen habe. Und er fuhr fort: ›O meine Herrin, was geschehen sollte, ist geschehen, aber es geziemt sich für uns, dies alles geheimzuhalten, denn von der Verschwiegenheit hängt unser Leben ab.‹ Sie weinte mit bitterem Weinen und gab zur Antwort: ›Es ist meinem Gatten ergangen nach der Bestimmung des Schicksals, und jetzt gebe ich dir um deiner Sicherheit willen das Versprechen, die Sache geheimzuhalten.‹ Versetzte er: ›Nichts kann helfen, wenn Allah beschlossen hat. Ruhe in Geduld, bis die Tage deiner Witwenschaft verstrichen sind, dann will ich dich zum Weibe nehmen, und du sollst glücklich und behaglich leben; und fürchte nicht, daß meine erste Gattin dich quälen oder dir Eifersucht bezeugen wird, denn sie ist freundlich und zärtlichen Herzens.‹ Und die Witwe rief, indem sie geräuschvoll ob ihres Verlustes klagte: ›Es sei, wie es dir gefällt.‹ Da nahm Ali Baba Abschied von ihr, die da um ihren Gatten weinte und klagte; und er ging zu Mardschanah, um sich mit ihr zu beraten, wie sie das Begräbnis seines Bruders veranstalten wollten. Und nach vielen Beratungen und Warnungen verließ er die Sklavin und ritt nach Hause, indem er seinen Esel vor sich hertrieb. Als aber Ali Baba fort war, ging Mardschanah schnell in den Laden eines Kräuterhändlers; und um ihn besser täuschen zu können, ohne daß sie ihm die Sache verriete, verlangte sie Hima-Saft, wie man ihn oft anwendet bei gefährlicher Krankheit. Er gab ihn ihr und sprach: ›Wer liegt in deinem Hause so schwer krank, daß er dieses Heiltranks bedürfte?‹ Versetzte sie: ›Mein Herr Kasim liegt krank auf den Tod; seit vielen Tagen schon hat er nicht mehr gesprochen noch auch Nahrung zu sich genommen, so daß wir an seinem Leben verzweifeln.‹ Und am nächsten Tage ging Mardschanah wiederum zu ihm und verlangte von dem Kräuterhändler mehr des Heiltranks sowie auch solche Essenzen, die man den Kranken gibt, wenn sie schon an der Tür des Todes stehen, so daß der Sterbende vor dem letzten Atemzuge noch einmal zu sich kommt. Er gab ihr den Trank, und sie nahm ihn, seufzte laut, weinte und sprach: ›Ich fürchte, er wird nicht mehr die Kraft haben, diesen Trank zu trinken; mich dünkt, es wird mit ihm vorüber sein,[214] ehe ich noch nach Hause komme.‹ Derweilen wartete nun Ali Baba ängstlich darauf, daß er in Kasims Hause die Klänge der Klage und des Weinens hörte, um auf dieses Zeichen hinzueilen und an den Begräbniszeremonien teilzunehmen. Und früh am zweiten Tage ging Mardschanah mit verschleiertem Antlitz zu einem Schneider namens Baba Mustafa, einem hochbetagten Manne, dessen Gewerbe es war, Leichentücher und Wachsleinwand zu machen. Und sowie sie sah, daß er seinen Laden auftat, gab sie ihm ein Goldstück und sprach: ›Lege dir eine Binde über die Augen und komme mit mir.‹ Mustafa tat, als wolle er nicht mit ihr gehen, und Mardschanah legte ihm ein zweites Goldstück in die Hand und flehte ihn an, sie zu begleiten. Da willigte der Schneider aus Habgier ein, und sie band ihm eine Binde eng über die Augen und führte ihn an der Hand bis an das Haus, darin die Leiche ihres Herrn lag. Dort nahm sie ihm im verdunkelten Zimmer die Binde ab und befahl ihm, die Viertel der Leiche Glied an Glied zusammenzunähen; und indem sie ein Tuch auf die Leiche warf, sprach sie zu dem Schneider: ›Eile dich und nähe ein Leichentuch für die Statur dieses Toten, und ich will dir noch ein Goldstück geben.‹ Schnell schnitt Baba Mustafa das Leichentuch in passender Breite und Länge zurecht, und dann bezahlte Mardschanah ihm das versprochene Goldstück; schließlich aber verband sie ihm von neuem die Augen und führte ihn zurück zu der Stelle, von der sie ihn abgeholt hatte. Eilig kehrte sie nunmehr nach Hause zurück, wusch mit Ali Babas Hilfe die Leiche in warmem Wasser, legte sie in das Leichentuch und bahrte sie, zum Begräbnis bereit, an einem sauberen Orte auf. Als das geschehen war, ging Mardschanah in die Moschee und meldete dem Imam, daß der Trauernden in einem bestimmten Hause ein Begräbnis harre, und sie bat ihn zu kommen, damit er die Gebete für den Toten lese, worauf der Imam ihr folgte. Dann nahmen vier Nachbarn die Bahre auf, hoben sie auf die Schulter und zogen mit dem Imam und den anderen, die solchen Begräbnissen beizuwohnen pflegten, hinaus. Und als die Totengebete beendet waren, trugen vier weitere Leute den Sarg davon; Mardschanah aber ging barhäuptig vor ihm her, schlug sich die Brust, weinte und klagte in überlauten[215] Klagen, während Ali Baba und die Nachbarn ihm folgten. In dieser Reihenfolge betraten sie den Totenacker und begruben den Toten; und indem sie ihn Munkar und Nakir überließen, den Totenrichtern, gingen alle ihrer Wege. Dann versammelten sich die Frauen des Quartiers nach der Sitte der Stadt im Trauerhause und saßen eine Stunde lang bei Kasims Witwe, indem sie sie trösteten und mit ihr trauerten, und schließlich ließen sie sie ein wenig ergeben und aufgeheitert zurück.

Vierzig Tage lang blieb Ali Baba in zeremonieller Trauer ob des Verlustes seines Bruders zu Hause; und in der Stadt wußte niemand außer ihm und seinem Weibe (der Witwe Kasims) und Mardschanah etwas von dem Geheimnis. Und als die vierzig Tage der Trauer zu Ende waren, brachte Ali Baba alles, was dem Verstorbenen gehört hatte, in sein eigenes Haus und vermählte sich offen der Witwe; und er ernannte seinen Neffen, den ältesten Sohn seines Bruders, der lange bei einem reichen Kaufmann gelebt hatte und bewandert war in allem Wissen, wie es der Handel verlangt, damit er den Laden des Verschiedenen übernähme und seinen Handel weiterführe.

Nun begab es sich, daß eines Tages die Räuber, als sie nach ihrer Sitte in die Schatzhöhle kamen, aufs höchste erstaunten, als sie keine Spur und kein Zeichen von Kasims Leiche mehr fanden, während ihnen zugleich auffiel, daß große Mengen des Goldes fortgetragen waren. Sprach der Hauptmann: ›Jetzt geziemt es uns, diese Sache zu untersuchen; sonst werden wir noch größere Verluste erleiden, und dieser unser Schatz, den wir und unsere Väter im Laufe vieler Jahre aufgespeichert haben, wird allmählich verschwendet und vertan.‹ Dem stimmten alle bei, und einmütig kamen sie überein, daß der, den sie erschlagen hatten, die Zauberworte kennen mußte, durch die man das Tor zu öffnen vermochte; und ferner müßte noch außer ihm jemand Kenntnis haben von dem Zauber, und dieser hätte die Leiche und viel Gold davongeschafft; so müßten sie denn sorgfältig forschen und herausbekommen, wer dies wäre. Sie berieten sich und beschlossen, einer von ihnen, ein scharfsinniger und erfinderischer Kopf, solle die Kleidung eines Kaufmanns aus fernen[216] Gegenden anlegen, sich in die Stadt begeben und dort umherziehen von Quartier zu Quartier und von Straße zu Straße, und er solle in Erfahrung bringen, ob kürzlich einer der Städter verstorben wäre, und wenn ja, wo er gewohnt hätte, damit sie mit Hilfe dieser Handhabe dem, den sie suchten, auf die Spur kämen. Sprach einer der Räuber: ›Gebt mir Urlaub, damit ich ausziehe und in der Stadt nach solcher Auskunft forsche, um euch alsbald darüber zu berichten; und wenn ich mein Ziel nicht erreiche, so sei mein Leben verwirkt.‹ Und demgemäß also zog dieser Räuber, nachdem er sich verkleidet hatte, abends in die Stadt, und am nächsten Morgen begab er sich in der Frühe auf den Marktplatz, wo er sah, daß noch keiner der Läden geöffnet war, außer dem Baba Mustafas, des Schneiders, der mit Faden und Nadel in der Hand auf seinem Arbeitsschemel saß. Der Dieb bot ihm einen guten Tag und sprach: ›Es ist noch dunkel, wie kannst du schon sehen, um zu nähen?‹ Sprach der Schneider: ›Ich merke, du bist ein Fremder. Trotz meiner Jahre sind meine Augen so scharf, daß ich noch gestern eine Leiche zusammenflickte, während ich in einem ganz verdunkelten Zimmer saß.‹ Sprach der Bandit bei sich selber: ›Ich werde ein wenig von dem, was ich wünsche, aus diesem Schneider herausbekommen‹; und um sich einen weiteren Fingerzeig zu sichern, fragte er: ›Mir scheint, du willst mit mir scherzen und meinst, du habest ein Leichentuch für eine Leiche genäht, und es ist dein Gewerbe, Schweißtücher zu machen.‹ Versetzte der Schneider: ›Es kann dir ja gleich sein. Frag mich nicht weiter.‹ Da legte ihm der Räuber ein Goldstück in die Hand und fuhr fort: ›Ich wünsche nichts zu entdecken, was du verbirgst, obgleich meine Brust wie die jeden ehrlichen Mannes das Grab der Geheimnisse ist; und nur dies eine möchte ich von dir erfahren: in welchem Hause hast du diese Arbeit verrichtet? Kannst du mich zu ihm weisen oder führen?‹ Gierig nahm der Schneider das Gold und rief: ›Ich habe den Weg zu dem Hause nicht mit eigenen Augen gesehen. Eine Sklavin führte mich an einen Ort, den ich gut kenne, und dort verband sie mir die Augen und führte mich in ein Haus und dort in ein verdunkeltes Gemach, in dem gevierteilt die Leiche lag. Dann nahm sie mir die Binde ab und befahl mir, zunächst die[217] Leiche zusammenzunähen und dann das Laken, und als ich das getan hatte, verband sie mir wiederum die Augen und führte mich zu der Stelle zurück, wo sie mich abgeholt hatte und jetzt zurückließ. Du siehst also, ich vermag dir nicht zu sagen, wo du das Haus finden wirst.‹ Sprach der Räuber: ›Obgleich du das Haus, von dem du redest, nicht kennst, so kannst du mich doch an die Stelle führen, an der man dir die Augen verband; dann will ich dir eine Binde über die Augen legen und dich führen, wie man dich führte, so wirst du vielleicht die Stelle erkennen. Wenn du mir diesen Gefallen tun willst, so sieh, dann ist ein weiteres Goldstück dein.‹ Und der Bandit ließ dem Schneider ein zweites Goldstück in die Finger gleiten, und Baba Mustafa schob es zu dem ersten in die Tasche; dann ließ er seinen Laden stehen und liegen und ging zu der Stelle, wo Mardschanah ihm das Tuch vor die Augen gebunden hatte, und mit ihm ging der Räuber, der ihm dort die Augen verband und ihn an der Hand nahm. Baba Mustafa aber, der klug und scharfsinnig war, schlug alsbald die Straße ein, durch die er mit der Sklavin gegangen war, und er schritt weiter, indem er Schritt für Schritt zählte; und plötzlich blieb er stehn und sprach: ›So weit bin ich mit ihr gegangen‹; und beide standen vor Kasims Hause, in dem jetzt sein Bruder Ali Baba wohnte. Nun machte der Räuber mit weißer Kreide ein Zeichen auf die Tür, damit er sie künftig erkenne, und er nahm dem Schneider die Binde von den Augen und sprach: ›O Baba Mustafa, ich danke dir für deine Freundlichkeit, und Allah, der Allmächtige, lohne dir deine Güte. Sage mir jetzt, ich bitte dich, wer in diesem Hause wohnt.‹ Sprach er: ›Wahrlich, ich weiß es nicht, denn ich kenne mich wenig aus in diesem Viertel der Stadt.‹ Und der Bandit begriff, daß er von dem Schneider keine weitere Aufklärung zu erwarten habe, und so entließ er ihn unter reichlichem Danke in seinen Laden, während er selber an den verabredeten Ort im Walde eilte, wo die Bande seiner harrte.

Nun geschah es nicht lange darauf, daß Mardschanah ausging, um eine Besorgung zu machen, und da staunte sie sehr, als sie die weißen Kreidezeichen auf der Tür erblickte. In Gedanken versunken blieb sie eine Weile stehen, und alsbald erriet sie, daß ein Feind die[218] Tür gezeichnet hätte, um das Haus erkennen zu können und ihrem Herrn einen Streich zu spielen. Sie zeichnete daher in gleicher Weise auch all die Türen ihrer Nachbarn, und sie hielt die ganze Sache geheim, ohne sie auch nur ihrem Herrn oder ihrer Herrin anzuvertrauen.

Inzwischen aber erzählte der Räuber seinen Gefährten sein Abenteuer und berichtete ihnen, wie er die Spur gefunden hätte. Da zog denn der Hauptmann mit allen Mitgliedern der Bande, ein jeder auf einem andern Weg, in die Stadt; und der, der Ali Babas Tür gezeichnet hatte, geleitete den Hauptmann an die Stelle. Er führte ihn geradeswegs zu dem Hause, zeigte ihm das Zeichen und rief aus: ›Hier wohnt der, den wir suchen!‹ Als aber der Hauptmann sich umsah, bemerkte er, daß alle Häuser rings die gleichen Kreidezeichen trugen, und er staunte und sprach: ›Wie willst du wissen, welches von all diesen Häusern, die ähnliche Zeichen tragen, das ist, von dem du sprichst?‹ Da war der Räuber verwirrt über jedes Maß der Verwirrung hinaus, und er vermochte keine Antwort zu geben; mit einem Fluche rief er aus: ›Wahrlich, ich habe nur eine Tür gezeichnet, und ich weiß nicht, woher die Zeichen auf den andern stammen; noch auch kann ich sicher sagen, welches die war, die ich zeichnete.‹ Und der Hauptmann kehrte auf den Markt zurück und sprach zu seinen Leuten: ›Wir haben uns vergeblich bemüht und gequält und haben das Haus, das wir suchen, nicht gefunden. Laßt uns zurückkehren in den Wald an unsere Sammelstelle; auch ich will mich dorthin begeben.‹ Da machten sich alle davon, und sie versammelten sich in der Höhle des Schatzes; und als alle Räuber beisammen waren, sprach der Hauptmann den, der falsch gesprochen und sie nutzlos in die Stadt geleitet hatte, der Strafe schuldig. Vor ihnen allen legte er ihn in Fesseln und sprach: ›Dem will ich besondere Gunst erweisen, der in die Stadt hinabgeht und mir Nachricht bringt, so daß wir den Räuber an unserm Eigentum fassen.‹ Da trat ein zweiter der Banditen vor und sprach: ›Ich bin bereit, hinabzugehen und die Sache zu untersuchen, und ich werde dir an dein Ziel verhelfen.‹ Und der Hauptmann gab ihm Geschenke und Versprechungen und entsandte ihn ans Werk. Und nach dem Beschlusse[219] des Schicksals, dem keiner widersprechen kann, ging auch dieser zweite Räuber zunächst in das Haus Baba Mustafas, des Schneiders, genau wie der erste, der ihm vorangegangen war. Und ebenso überredete er den Ritter der Schere mit Gaben an goldenem Geld, sich mit verbundenen Augen führen zu lassen, und so brachte er auch ihn vor Ali Babas Tür. Als er nun hier die Arbeit seines Vorgängers sah, machte er mit roter Kreide ein Zeichen an den Pfosten, um es so genauer von den weißen unterscheiden zu können, die man noch sah. Dann eilte er heimlich zurück zu seinen Gefährten. Aber wiederum erblickte Mardschanah das rote Zeichen am Eingang, und mit kluger Umsicht zeichnete sie die andern Türen alle ebenso; und niemandem sagte sie, was sie getan hatte. Derweilen nun erreichte der Bandit die Bande, und prahlend sprach er: ›O unser Hauptmann, ich habe das Haus gefunden und es mit einem Zeichen gezeichnet, durch das ich es deutlich von seinen Nachbarn unterscheiden kann.‹ Als aber die Truppe sich in die Stadt begeben hatte, sahen sie, daß die Häuser alle mit roter Kreide gezeichnet waren. Da kehrten sie enttäuscht zurück, und der Hauptmann, der aufs höchste unzufrieden und bekümmert war, warf auch diesen Spion in den Kerker. Dann sprach er bei sich selber: ›Zwei Leuten ist ihre Bemühung mißlungen, und sie haben die rechte Strafe gefunden; so glaube ich denn, kein dritter aus meiner Bande wird es versuchen wollen, ihren Anschlag fortzuführen. Ich will daher selber gehen und das Haus dieses Burschen ausfindig machen.‹ Und er zog aus, und mit Hilfe des Schneiders Baba Mustafa, der viele Goldstücke verdiente in dieser Sache, fand er das Haus Ali Babas; und er machte dort kein äußeres Zeichen, sondern er verzeichnete es auf der Tafel seines Herzens und prägte das Bild im Buche seines Gedächtnisses ein. Und als er in den Wald zurückgekehrt war, sprach er zu seinen Leuten: ›Ich habe volle Kenntnis von dem Hause, und ich habe es deutlich in meinem Geiste verzeichnet; jetzt wird es nicht schwer sein, es zu finden. Geht hinaus und kauft mir sofort neunzehn Maultiere und einen großen Lederkrug voll Senföl, sowie siebenunddreißig leere Gefäße von gleicher Art; und bringt all das hierher. Ohne mich und die zwei, die im Kerker liegen,[220] zählt ihr siebenunddreißig Seelen; bewaffnet und gerüstet will ich einen jeden von euch in einem Krug verbergen, und zwei der Krüge will ich je auf ein Maultier laden; auf dem neunzehnten Maultier aber soll auf der einen Seite in dem leeren Krug ein Räuber sitzen, während auf der andern Seite der Krug voll Öl ist. Ich selber aber will verkleidet als Ölhändler die Maultiere in die Stadt hineintreiben; und wenn ich nachts bei dem Hause ankomme, so will ich seinen Herrn um Erlaubnis bitten, bis zum Morgen dort zu bleiben. Während der Stunden des Dunkels wollen wir dann Gelegenheit suchen, uns zu erheben und ihn zu überfallen und zu erschlagen.‹ Und ferner sprach der Hauptmann und sagte: ›Wenn wir ihm den Garaus gemacht haben, so werden wir ihm das Gold und die Schätze, die er uns stahl, abnehmen und alles auf den Maultieren hierherbringen.‹ Dieser Plan gefiel den Räubern, und sie zogen sofort davon und erstanden die Maultiere und die riesigen ledernen Krüge und taten, wie ihr Hauptmann ihnen geheißen hatte; und nach einer Frist von drei Tagen machten sie sich kurz vor dem Einbruch der Nacht ans Werk. Sie beschmierten die Krüge alle mit Senföl, und dann verbarg sich in jedem der leeren Gefäße je einer. Der Hauptmann aber verkleidete sich als Händler und lud die Krüge auf die neunzehn Tiere; es waren nun siebenunddreißig Gefäße, in deren jedem ein Räuber lag, bewaffnet und gerüstet, und außerdem ein Krug voll Öl. Als das geschehen war, trieb er die Tiere vor sich her, und um den Einbruch der Nacht erreichte er das Haus Ali Babas, vor dem eben sein Herr auf und ab ging, nachdem er sein Nachtmahl eingenommen hatte. Da grüßte der Hauptmann ihn mit dem Salam und sprach: ›Ich komme mit Öl aus dem und dem Dorfe; und oft bin ich hier gewesen, um Öl zu verkaufen; aber heut bin ich zu meinem Schmerz zu spät gekommen, und ich bin ratlos und weiß nicht, wo ich die Nacht verbringen soll. Wenn du dich meiner erbarmst, so bitte ich dich, erlaube, daß ich in deinem Hofe bleibe und die Maultiere ruhen lasse, indem ich ihnen die Krüge abnehme und ein wenig Futter gebe.‹ Obwohl nun Ali Baba, als er auf dem Baume saß, die Stimme des Hauptmanns vernommen und ihn gesehen hatte, als er in die Höhle trat, so erkannte er ihn[221] infolge der Verkleidung doch nicht als den Führer der Diebe, und er gewährte ihm seine Bitte mit herzlichem Willkommen und gab ihm volle Erlaubnis, die ganze Nacht dort zu bleiben. Er wies ihm einen leeren Schuppen an, in dem er die Maultiere fesseln konnte, und befahl einem der Sklavenknaben, Korn und Wasser zu holen. Auch der Sklavin Mardschanah gab er seine Befehle und sprach: ›Ein Gast ist eingetroffen und bleibt die Nacht hindurch hier. Rüste du ihm in aller Eile das Nachtmahl und mache das Gastbett bereit.‹ Als dann der Hauptmann all die Krüge abgeladen und seine Tiere gefüttert und getränkt hatte, empfing Ali Baba ihn mit aller Höflichkeit und Güte, und indem er Mardschanah rief, sprach er in seiner Gegenwart zu ihr: ›Laß es diesem unserem Fremden nicht an Bedienung fehlen und sorge, daß es ihm an nichts ermangele. Morgen in aller Frühe möchte ich ins Hammam gehen und mich baden; gib also meinem Sklaven Abdullah reine, weiße Kleider, die ich nach dem Waschen anziehen kann; ferner mache noch heute abend ein wenig Brühe bereit, damit ich sie trinken kann, wenn ich nach Hause komme.‹ Versetzte sie: ›Ich will alles bereithalten, wie du es befohlen hast.‹ Und Ali Baba zog sich zur Ruhe zurück; und als der Hauptmann zu Nacht gespeist hatte, begab er sich in den Schuppen, um nachzusehen, ob alle Maultiere ihr Futter und ihr Wasser für die Nacht erhalten hätten. Und da er dort ganz allein war, so flüsterte er seinen Leuten, die in den Krügen im Hinterhalt lagen, zu: ›Wenn ihr um Mitternacht meine Stimme hört, so schneidet mit euren scharfen Messern die ledernen Wände von unten bis oben auf und eilt sofort hinaus.‹ Dann ging er durch die Küche in die Kammer, wo ihm ein Bett gebreitet war, während ihm Mardschanah mit einer Lampe leuchtete. Sprach sie: ›Wenn du noch etwas brauchst, so bitte ich dich, befiehl dieser deiner Sklavin, die stets bereit ist, deinem Worte zu gehorchen!‹ Versetzte er: ›Ich brauche sonst nichts.‹ Und er löschte das Licht und legte sich auf das Bett, um noch eine Weile zu schlafen, bevor er seine Leute wecken und das Werk vollbringen konnte. Inzwischen tat Mardschanah, wie ihr Herr es ihr befohlen hatte; sie nahm zunächst ein reines, weißes Gewand hervor und gab es Abdullah, der noch nicht zur Ruhe gegangen[222] war; dann stellte sie den Topf auf den Herd, um die Brühe zu kochen, und sie blies das Feuer an, bis es hell brannte. Und nach einer Weile mußte sie nachsehn, ob die Brühe koche, aber inzwischen waren alle Lampen ausgegangen, und sie entdeckte, daß das Öl verbraucht war und daß sie nirgends ein Licht bekommen konnte. Der Sklave Abdullah merkte, daß sie bestürzt und ratlos war, und sprach: ›Weshalb machst du soviel Aufhebens davon? In dem Schuppen da stehn viele Krüge voll Öl, geh und nimm dir, soviel du brauchst.‹ Mardschanah dankte ihm für seinen Rat, und Abdullah, der behaglich in der Halle lag, schlief ein, um beizeiten erwachen und Ali Baba im Bade bedienen zu können. Die Sklavin aber stand auf und ging mit der Ölkanne in den Schuppen, wo in Reihen gereiht die Krüge standen. Als sie nun an eins der Gefäße herantrat, hörte der Dieb, der in ihm verborgen war, die Schritte, und da er meinte, es sei der Hauptmann, auf dessen Ruf sie warteten, so flüsterte er: ›Ist es Zeit, daß wir herauskommen?‹ Erschreckt fuhr Mardschanah zurück, als sie diese menschliche Stimme hörte; doch dieweil sie kühn und schlagfertig war, erwiderte sie: ›Die Zeit ist noch nicht gekommen‹; und bei sich selber sprach sie: ›Diese Krüge sind nicht voll Öl, und darin erkenne ich irgendein Geheimnis. Vielleicht hat der Ölhändler verräterische Absichten wider meinen Herrn; also schütze uns Allah, der Erbarmende, Erbarmungsreiche, vor seinen Schlingen!‹ Und deshalb erwiderte sie mit einer Stimme, die sie der des Hauptmanns anähnelte: ›Noch nicht, die Zeit ist noch nicht gekommen.‹ Dann trat sie zum nächsten Krug und gab dem, der darin war, die gleiche Antwort, und so ging sie weiter, an allen Krügen hin. Sprach sie bei sich selber: ›Preis sei dem Herrn! Mein Gebieter nahm diesen Burschen auf, weil er ihn für einen Ölhändler hielt, aber siehe, er hat einer Räuberbande Einlaß gewährt, die nur auf das Zeichen harrt, um ihn zu überfallen, sein Haus zu plündern und ihn zu erschlagen.‹ Dann trat sie zu dem letzten Krug, und da sie ihn bis zum Rande voll Öl fand, so füllte sie sich ihre Kanne, kehrte in die Küche zurück, putzte die Lampe und entzündete ihre Dochte. Dann holte sie einen großen Kessel herbei, setzte ihn aufs Feuer, füllte ihn mit Öl aus dem Kruge,[223] häufte Holz auf den Herd und fächelte das Feuer zu wilden Flammen auf, damit es schneller koche. Und als es soweit war, schöpfte sie es mit Töpfen aus und goß es siedendheiß in die ledernen Krüge, in einen nach dem andern, so daß die Diebe, die nicht entfliehen konnten, zu Tode verbrüht wurden, und daß jeder Krug eine Leiche enthielt. So machte diese Sklavin allen geräuschlos und ohne Wissen selbst der Bewohner des Hauses den Garaus. Und als sie sich überzeugt hatte, daß die Leute einer wie alle erschlagen waren, kehrte sie in die Küche zurück, schloß die Tür, setzte sich und kochte Ali Babas Brühe. Kaum aber war eine Stunde vergangen, so erwachte der Hauptmann aus dem Schlafe; und als er sein Fenster öffnete, sah er, daß alles ruhig und dunkel war; da klatschte er in die Hände, zum Zeichen für seine Leute, daß sie herauskommen sollten; aber kein Ton war als Antwort zu hören. Nach einer Weile klatschte er zum zweiten Male, und er rief laut, aber wieder erhielt er keine Antwort. Und als er zum dritten Male ohne Erfolg gerufen hatte, war er bestürzt, und er ging zu dem Schuppen hinaus, in dem die Krüge standen, denn er dachte bei sich selber: ›Vielleicht sind sie alle eingeschlafen, jetzt, da die Zeit zum Handeln nahe ist, und also muß ich sie unverzüglich wecken.‹ Doch als er zum nächsten der Krüge trat, erschrak er über den Geruch von Öl und verbrühtem Fleisch. Und als er den Krug von außen anfühlte, war er siedend heiß; und nacheinander ging er zu all den anderen Krügen und fand sie alle in dem gleichen Zustand. Da war er des Schicksals, das seine Bande getroffen hatte, gewiß, und voller Furcht um die eigene Sicherheit kletterte er die Mauer hinauf, ließ sich in einen Garten hinab und entfloh in heller Wut und arger Enttäuschung. Mardschanah wartete eine Weile, ob der Hauptmann aus dem Schuppen zurückkehren würde, aber er kam nicht; daran erkannte sie, daß er die Mauer erklettert und die Flucht ergriffen hatte; denn die Straßentür war doppelt verschlossen. Und da die Diebe nun in dieser Weise alle unschädlich waren, legte Mardschanah sich in aller Ruhe und Heiterkeit des Geistes zum Schlafe nieder. Als aber nur noch zwei Stunden des Dunkels übrig waren, erwachte Ali Baba und ging ins Hammam, ohne etwas von dem nächtlichen Abenteuer[224] zu wissen, denn die tapfere Sklavin hatte ihn nicht gestört, und sie hatte eine solche Handlungsweise auch nicht für geraten gehalten, denn hätte sie eine Gelegenheit gesucht, um ihm ihren Plan zu unterbreiten, so hätte sie vielleicht den günstigen Augenblick versäumt und alles verdorben. Die Sonne stand schon hoch über dem Horizont, als Ali Baba aus dem Bade zurückkam; und er staunte sehr, als er die Krüge noch unter dem Schuppen stehen sah, und sprach: ›Wie kommt es, daß er, der Ölhändler, mein Gast, seine Maultiere und Ölkrüge nicht auf den Markt gebracht hat?‹ Versetzte Mardschanah: ›Der allmächtige Allah gewähre dir hundertunddreißig Jahre der Sicherheit! Ich will dir unter vier Augen alles erzählen, was diesen Händler angeht.‹ Da ging Ali Baba mit seiner Sklavin abseits, und sie führte ihn aus dem Hause und verschloß zunächst das Hoftor; dann zeigte sie ihm einen der Krüge und sprach: ›Bitte, blick hinein und sieh nach, ob Öl darin ist oder sonst etwas.‹ Und er spähte hinein und erblickte einen Mann; da schrie er laut auf, und fast wäre er vor Schrecken geflohen. Sprach Mardschanah: ›Fürchte ihn nicht, dieser Mann hat nicht mehr die Kraft, dir ein Leid anzutun, er ist tot wie ein Stein.‹ Und als er diese Worte der Beruhigung und des Trostes hörte, fragte Ali Baba: ›O Mardschanah, welchem Unheil sind wir entgangen, und wie ist dieser Elende das Opfer des Schicksals geworden?‹ Versetzte sie: ›Alhamdolillah – gelobt sei Gott! – ich will dir alles erzählen; aber still, sprich nicht zu laut, damit nicht die Nachbarn das Geheimnis erfahren, so daß alles zu unserm Schaden endet. Jetzt blicke in all die Krüge, einen nach dem andern.‹ Und Ali Baba untersuchte sie einzeln, und in einem jeden fand er einen bewaffneten und gerüsteten Menschen, und alle lagen sie da, zu Tode verbrüht. Sprachlos vor Staunen starrte er in die Krüge; doch als er sich erholte, fragte er: ›Und wo ist er, der Ölhändler?‹ Versetzte sie: ›Auch von ihm will ich dir sagen. Der Schurke war kein Händler, sondern ein verräterischer Meuchelmörder, dessen Honigworte dich betört hätten zu deinem Verderben; und jetzt will ich dir erzählen, was er war und was geschehen ist. Aber du kommst gerade frisch aus dem Bade, und du solltest um deines Magens und deiner Gesundheit willen[225] erst von dieser Brühe trinken.‹ Da ging Ali Baba hinein, und Mardschanah setzte ihm die Schale vor. Sprach ihr Herr: ›Gern höre ich diese wunderbare Geschichte; bitte, erzähle sie mir und beruhige mir das Herz.‹ Und die Sklavin begann ihm alles zu erzählen, was geschehen war. Und als Mardschanah ihrem Herrn die Geschichte berichtet hatte, fügte sie alsbald hinzu: ›Was ich dir erzählt habe, ist die ganze Wahrheit. Schon seit mehreren Tagen schwante mir dergleichen, aber ich verschwieg es dir, weil ich es nicht für geraten hielt, davon zu reden, damit nicht etwa die Nachbarn davon hörten; jetzt aber hilft es nichts mehr, und ich muß es dir erzählen. Als ich eines Tages in die Haustür trat, bemerkte ich an ihr ein weißes Kreidezeichen und am nächsten Tage neben dem weißen ein rotes. Ich wußte nicht, zu welchem Zweck die Zeichen gemacht waren, aber ich zeichnete in gleicher Weise die Türen mehrerer Nachbarn, denn ich dachte mir, daß irgendein Feind solches getan hätte, um dadurch meinem Herrn das Verderben zu bringen. Deshalb machte ich auf all die andern Türen genau die gleichen Zeichen, die ich auf unsrer gefunden hatte, so daß es schwer war, unter ihnen zu unterscheiden. Überlege dir jetzt, ob nicht all diese Zeichen und diese ganze Schurkerei das Werk der Banditen des Waldes sind, die unser Haus in dieser Weise zeichneten, um es erkennen zu können. Von diesen vierzig Dieben bleiben jetzt noch zwei, von denen ich nichts weiß; also hüte dich vor ihnen; doch vor allem fürchte den dritten Räuber, ihren Hauptmann, der lebend von hinnen floh. Nimm dich in acht und sei auf der Hut, denn solltest du ihm in die Hände fallen, so wird er dich sicher nicht schonen, sondern ermorden. Ich will alles tun, was in meiner Macht liegt, um dich vor Unheil und dein Leben und deine Habe vor Schaden zu bewahren; und nie sollst du finden, daß deine Sklavin es im Dienste ihres Herrn fehlen läßt.‹ Als er diese Worte hörte, freute Ali Baba sich in höchster Freude und sprach zu ihr: ›Es geziemt sich vor allem, daß wir diese Leichen begraben, so daß das Geheimnis niemandem bekannt wird.‹ Und Ali Baba nahm seinen Sklaven Abdullah mit sich in den Garten und grub dort unter einem Baume für die Leichen der Räuber ein Grab, dessen Umfang seinem Inhalt entsprach, und dann schleppten[226] sie die Leichen, die sie ihrer Waffen entkleidet hatten, bis zur Grube und warfen sie hinein; und als sie die siebenunddreißig Räuber mit Erde zugedeckt hatten, machten sie den Boden wieder glatt und sauber, wie er gewesen war. Und sie verbargen auch die ledernen Krüge und die Rüstungen und Waffen, und dann schickte Ali Baba die Maultiere einzeln und in Paaren in den Basar und verkaufte sie alle mit der kundigen Hilfe seines Sklaven Abdullah. In dieser Weise blieb alles geheim, und niemandem kam das geringste zu Ohren; Ali Baba aber war immer noch besorgt und unruhig, daß der Hauptmann und die zwei noch lebenden Räuber an seinem Haupte Rache nehmen würden. Er hielt sich mit aller Vorsicht verborgen und hütete sich, irgend jemandem ein Wort von dem Geschehenen zu verraten, oder gar von dem Schatz, den er aus der Räuberhöhle genommen hatte.

Derweilen nun floh der Hauptmann, nachdem er mit dem Leben davongekommen war, in heißer Wut und arger Verstimmung in den Wald; und seine Sinne waren verstört, und die Farbe seines Gesichtes verschwand wie aufwirbelnder Rauch. Und immer von neuem dachte er die ganze Sache durch, und schließlich kam er zu dem festen Schluß, daß er Ali Baba das Leben nehmen müsse; denn sonst würde er den ganzen Schatz verlieren, und sein Feind würde ihn kraft der Kenntnis der magischen Worte entwenden und ihn zu eigenem Nutzen verwerten. Und ferner beschloß er, dies Geschäft allein zu unternehmen; und wenn er Ali Baba beseitigt hätte, so wollte er eine neue Räuberbande zusammenbringen, um seine Räuberlaufbahn fortzusetzen, wie es schon seine Väter seit vielen Generationen getan hatten. Er legte sich also in dieser Nacht zur Ruhe, und als er früh am Morgen aufstand, legte er ein Gewand von passender Art an; dann ging er in die Stadt und stieg in einer Karawanserei ab, da er bei sich dachte: zweifelsohne sei der Mord an so vielen Menschen dem Wali zu Ohren gekommen, und man habe Ali Baba ergriffen und vor Gericht gezogen; dann sei sein Haus dem Erdboden gleichgemacht und seine Habe sei in den Staatsschatz geflossen. Die Bewohner der Stadt müßten ohne Zweifel von all dem vernommen haben. Und er fragte alsbald den Wirt des Khans:[227] ›Welche merkwürdigen Dinge sind in den letzten Tagen in der Stadt geschehen?‹ Und der andere erzählte ihm alles, was er gehört und gesehen hatte; aber von dem, was ihn am nächsten anging, konnte der Hauptmann nichts erfahren. Daran erkannte er, daß Ali Baba klug und vorsichtig war, denn er hatte nicht nur so großen Reichtum aus der Höhle davongeschleppt, sondern jetzt auch so viel Leben vernichtet, ohne selber Schaden zu nehmen. Also mußte er all seine Sinne zusammennehmen, um nicht seinem Feinde in die Hände zu fallen und umzukommen. In dieser Absicht mietete der Hauptmann im Basar einen Laden, und er brachte ganze Ballen der feinsten Stoffe und der besten Waren aus seinem Schatzhaus im Walde dorthin. Und er setzte sich in den Laden hinein und begann das Gewerbe des Kaufmanns zu treiben. Nun wollte es der Zufall, daß sein Laden dem des verstorbenen Kasim gegenüberlag, wo jetzt dessen Sohn, Ali Babas Neffe, seinen Handel trieb. Und der Hauptmann, der sich Khwadschah Hasan nannte, schloß bald mit den Ladenbesitzern in seiner Nachbarschaft Bekanntschaft und Freundschaft, und er behandelte alle mit überströmender Höflichkeit; besonders herzlich und huldvoll aber zeigte er sich dem Sohne Kasims, einem schönen, gutgekleideten Jüngling, und oft saß er bei ihm und plauderte lange mit ihm. Und es traf sich, daß ein paar Tage darauf Ali Baba, wie er es bisweilen tat, seinen Neffen besuchte und ihn in seinem Laden sitzend vorfand. Der Hauptmann sah ihn und erkannte ihn auf den ersten Blick; und eines Morgens fragte er den Jüngling und sprach: ›Bitte, sage mir, wer ist jener, der von Zeit zu Zeit zu dir kommt in deinen Laden?‹ Versetzte der Jüngling: ›Er ist mein Oheim, der Bruder meines Vaters.‹ Und der Hauptmann erwies ihm noch größere Gunst und Liebe, um ihn für seine eigenen Zwecke noch besser zu täuschen, und er gab ihm Geschenke und lud ihn ein an seine Tafel und speiste ihn mit den leckersten Gerichten. Da aber überlegte Ali Babas Neffe sich, daß auch er den Kaufmann zum Nachtmahl laden müsse; doch war sein Haus nur klein, und es gebrach ihm an Raum, so daß er keinen Glanz entfalten konnte wie Khwadschah Hasan; und also beriet er sich mit seinem Oheim. Sprach Ali Baba: ›Du hast recht; es geziemt sich, daß du deinen[228] Freund aufs ehrenvollste behandelst, wie er dich behandelt hat. Morgen ist Freitag, da schließe du deinen Laden, wie es alle angesehnen Kaufleute tun; und nach dem Frühmahl führe Khwadschah Hasan spazieren, damit er die Luft rieche, und unterwegs führe ihn unversehens hierher; derweilen will ich Befehl erteilen, daß Mardschanah für diesen Besuch die besten Speisen bereite und alles, was nötig ist für ein Fest. Mache dir keinerlei Sorge, sondern überlasse das alles meiner Hand.‹ Am andern Tage also, dem Freitag, nahm Ali Babas Neffe Khwadschah Hasan zu einem Spaziergang im Garten mit; und auf dem Rückweg führte er ihn durch die Straße, in der sein Oheim wohnte. Und als sie das Haus erreichten, machte der Jüngling Halt an der Tür, klopfte und sprach: ›O mein Herr, dies ist mein zweites Heim; mein Oheim hat viel von dir gehört und von deiner Güte mir gegenüber, und er wünscht mit sehnlichem Wunsche, dich kennen zu lernen; wenn du also bereit wärst, einzutreten und ihn zu besuchen, so wäre ich sehr froh und dir wahrhaft dankbar.‹ Obgleich nun Khwadschah Hasan im Herzen frohlockte, daß er ein Mittel gefunden hatte, Zutritt in seines Feindes Haus und Familie zu erlangen, und obwohl er hoffte, sein Ziel bald durch Verrat zu erreichen, so zögerte er doch, hineinzugehen, und er blieb stehen, um sich zu entschuldigen, und wollte davongehen. Aber als der Pförtner die Türe öffnete, ergriff Ali Babas Neffe seinen Gefährten bei der Hand, und nach vielen Worten der Überredung führte er ihn hinein, und er trat ein unter großen Zeichen der Befriedigung, als freue er sich sehr und fühle sich geehrt. Der Herr des Hauses empfing ihn mit aller Huld und Ehrfurcht, fragte ihn nach seinem Ergehen und sprach zu ihm: ›O mein Herr, ich bin dir verpflichtet und dankbar, dieweil du dem Sohn meines Bruders Gnade erwiesen hast, und ich merke, du siehst ihn mit noch mehr Liebe an als ich.‹ Versetzte Khwadschah Hasan mit heiteren Worten: ›Dein Neffe findet mein größtes Wohlgefallen, und ich freue mich seiner sehr, denn wiewohl er noch jung an Jahren ist, hat Allah ihm doch schon große Weisheit verliehen.‹ So unterhielten sie sich in freundlicher Unterhaltung, und alsbald stand der Gast auf, um zu gehen, und sprach: ›O mein Herr, dein Sklave muß jetzt Abschied[229] von dir nehmen; aber an einem kommenden Tage will er – Inschallah! – dir wiederum seine Aufwartung machen.‹ Ali Baba wollte ihn jedoch nicht gehen lassen und fragte: ›Wohin ziehst du, o mein Freund? Ich wollte dich an meine Tafel laden, und ich bitte dich, speise mit uns, und dann ziehe in Frieden nach Hause. Vielleicht sind die Schüsseln nicht ganz so lecker, wie du sie gewohnt bist, aber geruhe, uns trotzdem diese Bitte zu erfüllen, und erfrische dich an meinem Tische.‹ Sprach Khwadschah Hasan: ›O mein Herr, ich bin dir verpflichtet für deine huldvolle Einladung, und mit Vergnügen säße ich an deinem Tische, aber ich muß mich aus einem besondern Grunde entschuldigen; erlaube mir also, daß ich gehe, denn ich darf nicht länger verweilen, noch auch dein gütiges Angebot annehmen.‹ Versetzte der Gastgeber: ›Ich bitte dich, o mein Herr, sage mir, welches der gewichtige und dringende Grund sein mag?‹ Und Khwadschah Hasan sprach: ›Der Grund ist dieser: ich darf auf Verordnung des Arztes, der mich kürzlich von einem Leiden heilte, keinerlei Nahrung essen, die mit Salz bereitet ist.‹ Sprach Ali Baba: ›Wenn das alles ist, so bitte ich dich, beraube mich nicht der Ehre, die deine Gesellschaft mir verleiht; da die Gerichte noch nicht gekocht sind, so will ich der Köchin verbieten, vom Salz Gebrauch zu machen. Verweile einen Augenblick, ich kehre gleich zurück.‹ Mit diesen Worten ging Ali Baba zu Mardschanah und befahl ihr, in keine der Schüsseln Salz zu tun; und während sie mit dem Kochen beschäftigt war, erstaunte sie höchlich ob solchen Befehls und fragte ihren Herrn: ›Wer ißt denn die Gerichte ohne Salz?‹ Versetzte er: ›Was geht es dich an, wer es ist? Tu nur nach meinem Befehl.‹ Sprach sie: ›Gut, es soll geschehn, wie du wünschest‹; im Geist aber wunderte sie sich über den Menschen, der eine so seltsame Forderung stellte, und es verlangte sie sehr, ihn zu sehen. Als also alle Gerichte zum Auftragen fertig waren, half sie dem Sklaven Abdullah, den Tisch zu breiten und die Mahlzeit hineinzubringen; und kaum hatte sie Khwadschah Hasan gesehen, so wußte sie auch schon, wer er war, obgleich er sich in dem Gewande eines fremden Kaufmanns verkleidet hatte; und ferner entdeckte sie, als sie ihn aufmerksam betrachtete, einen Dolch, den er unter dem Gewande verborgen hatte. ›Aha!‹[230] sprach sie bei sich selber, ›das ist der Grund, weshalb der Schurke kein Salz ißt; er sucht nach einer Gelegenheit, um meinen Herrn zu erschlagen, denn er ist sein Todfeind2; ich aber will ihm zuvorkommen und ihn befördern, ehe er noch den Moment erhascht, meinem Herrn ein Leid zu tun.‹ Und als sie ein weißes Tuch über den Tisch gebreitet und die Speisen aufgetragen hatte, kehrte sie in die Küche zurück und überlegte sich ihren Anschlag wider den Räuberhauptmann. Als nun Ali Baba und Khwadschah Hasan sich satt gegessen hatten, sagte der Sklave Abdullah Mardschanah Bescheid, den Nachtisch zu bringen, und sie deckte den Tisch ab und trug auf Tellern frische und getrocknete Früchte auf; dann stellte sie neben Ali Baba einen kleinen Dreifuß für drei Becher mit einer Flasche Weines auf, und zuletzt ging sie selber mit dem Knaben Abdullah in ein anderes Gemach, als wollte jetzt auch sie ihr Nachtmahl nehmen. Da frohlockte Khwadschah Hasan oder der Räuberhauptmann gewaltig, denn er merkte, daß die Luft für ihn rein wäre; und er sprach bei sich selber: ›Die Zeit ist gekommen, volle Rache zu nehmen; mit einem einzigen Stoß meines Dolches will ich diesen Burschen befördern, dann durch den Garten entschlüpfen und meiner Wege gehen. Sein Neffe wird nicht wagen, meine Hand aufzuhalten, denn wenn er nur Finger oder Zeh rührt, so schließt ein zweiter Stoß seine irdische Rechnung ab. Doch ich muß noch eine Weile warten, bis der Sklave und die Köchin gegessen und sich in der Küche zur Ruhe gelegt haben werden.‹ Mardschanah jedoch beobachtete ihn genau, und da sie seine Absicht erriet, so sprach sie in ihrer Seele: ›Ich darf diesem Schurken keinen Vorteil über meinen Herrn gewähren, sondern ich muß auf irgendeine Weise seinen Plan zunichte machen und sein Leben auf der Stelle enden.‹ Demgemäß wechselte die treue Sklavin in aller Eile die Kleidung und legte Gewänder an, wie sie Tänzerinnen tragen; sie verschleierte sich das Gesicht mit einem kostbaren Schleier, um ihren Kopf band sie sich einen schönen Turban, und über die Hüften band sie sich ein Gürteltuch, durchwirkt mit Gold und Silber, darin sie einen Dolch barg, dessen Heft reich mit Filigran und Juwelen geschmückt war. In dieser[231] Verkleidung sprach sie zu dem Sklaven Abdullah: ›Jetzt nimm deine Schellentrommel, damit wir zu Ehren des Gastes unseres Herrn singen und spielen und tanzen.‹ Und er tat, wie sie befahl, und sie gingen beide in den Saal, indem der Knabe spielte, während das Mädchen ihm folgte. Dann machten sie eine tiefe Verbeugung und baten um Erlaubnis, zu spielen, zu tanzen und sich zu zeigen; und Ali Baba gab die Erlaubnis, indem er sagte: ›Tanzt und tut euer Bestes, damit dieser unser Gast heiter und lustig werde.‹ Sprach Khwadschah Hasan: ›O mein Herr, du sorgst in der Tat für viel heitere Unterhaltung.‹ Und der Sklave Abdullah, der daneben stand, begann die Schellentrommel zu schlagen, während Mardschanah aufstand und ihre vollendete Kunst entfaltete, und ihnen ungeheuer gefiel mit ihren anmutigen Schritten und ihrer übermütigen Bewegung; und plötzlich zog sie den Dolch aus dem Gürtel, schwang ihn und schritt hin und her, ein Schauspiel, das ihnen am meisten gefiel. Bisweilen blieb sie auch vor ihnen stehen, indem sie den scharfen Dolch unter ihre Armhöhle schlug oder mit der Spitze auf ihren Busen setzte. Zuletzt aber nahm sie dem Sklaven Abdullah die Schellentrommel ab, und den Dolch noch in der rechten Hand, ging sie herum, um Gaben zu sammeln, wie es bei Possenreißern Sitte ist. Zunächst trat sie vor Ali Baba hin, der ein Goldstück in die Trommel warf, dann vor den Neffen, der auch ein Goldstück hergab, und schließlich vor Khwadschah Hasan; und als der sah, daß sie auf ihn zukam, zog er seinen Beutel hervor; sie aber faßte sich ein Herz und schnell wie der blendende Blitz tauchte sie den Dolch in seinen Leib, so daß der Schurke alsbald tot wie ein Stein zu Boden sank. Ali Baba war entsetzt, und er rief in seinem Grimm: ›Unselige! Was für eine Tat hast du getan, die mein Verderben nach sich ziehen muß?‹ Doch sie versetzte: ›Nein, o mein Herr, vielmehr um dich zu retten und vor Schaden zu bewahren, habe ich diesen erschlagen; löse ihm die Gewänder und sieh nach, was du darunter entdecken wirst!‹ Da durchsuchte Ali Baba die Kleider des Toten und fand einen Dolch darin verborgen. Sprach Mardschanah: ›Dieser Elende war dein Todfeind. Sieh ihn recht an; er ist kein anderer als der Ölhändler, der Hauptmann der Räuberbande.[232] Dieweil er hierherkam, um dir das Leben zu nehmen, wollte er nicht von deinem Salze essen; und als du mir sagtest, er wünsche kein Salz in den Speisen, da schöpfte ich Verdacht wider ihn, und auf den ersten Blick war ich überzeugt, daß er dich ermorden wollte; Allah, dem Allmächtigen, sei Lob, es ist, wie ich dachte!‹ Da überschüttete Ali Baba sie mit seinem Danke und den Bezeugungen seiner Erkenntlichkeit und sprach: ›Sieh, zweimal hast du mir jetzt das Leben gerettet, und zum Lohn für diese deine Treue werde ich dich meinem Neffen vermählen.‹ Und indem er sich zu dem Jüngling wandte, sprach er: ›Tu, wie ich dir befehle, und es wird dir wohl ergehen. Ich möchte, daß du dir Mardschanah vermählst, denn sie ist ein Muster der Pflicht und Treue; du siehst jetzt, dieser Khwadschah Hasan suchte deine Freundschaft einzig zu dem Zwecke, damit er eine Gelegenheit fände, mir das Leben zu nehmen. Aber dieses Mädchen hat ihn in ihrem trefflichen Verstande und ihrer Klugheit erschlagen und uns gerettet.‹ Ali Babas Neffe aber war auf der Stelle bereit, sich Mardschanah zu vermählen. Da nahmen sie alle drei mit äußerster Vorsicht und Eile die Leiche, trugen sie hinaus und vergruben sie heimlich im Garten; und viele Jahre lang erfuhr niemand etwas davon. Als dann die Zeit gekommen war, vermählte Ali Baba seines Bruders Sohn unter großem Pomp Mardschanah, und er richtete seinen Freunden und Nachbarn ein prunkvolles Hochzeitsmahl, und er vergnügte sich mit ihnen und freute sich des Singens, des Tanzens und der Lustbarkeiten. Er hatte in all seinen Unternehmungen Glück, und die Zeit lächelte ihm, denn ihm tat sich eine neue Quelle des Reichtums auf. Aus Furcht vor den Dieben hatte er die Waldhöhle, in der der Schatz lag, nie wieder aufgesucht seit dem Tage, da er die Leiche seines Bruders Kasim fortgetragen hatte. Aber eine Weile darauf stieg er eines Morgens auf seine Eselin und ritt dorthin, und zwar mit aller Vorsicht und Sorgfalt; doch als er keine Spur von Menschen oder Tieren fand, beruhigte er sich und wagte sich der Tür zu nähern. Und er saß ab von seinem Tier, band es an einen Baum, trat zum Eingang und sprach die Worte, die er nicht vergessen hatte: ›Sesam, öffne dich!‹ Da flog die Tür wie immer auf; und als er eintrat,[233] sah er die Waren und den Schatz an Gold und Silber, der noch unberührt dalag, wie er ihn verlassen hatte. Das überzeugte ihn, daß keiner von all den Dieben mehr am Leben war und daß außer ihm keine Seele das Geheimnis der Höhle kannte. Sofort band er in seine Satteldecke eine Last von Goldstücken ein, wie sein Tier sie zu tragen vermochte, und nahm sie mit nach Hause; und in späteren Tagen zeigte er seinen Söhnen und Sohnessöhnen den Schatz, und er lehrte sie, das Tor zu öffnen und zu schließen. So lebte Ali Baba mit seinem Hause sein Leben lang in Reichtum und Genuß in jener Stadt, in der er zuerst ein Armer gewesen war; und durch den Segen des geheimen Schatzes stieg er zu hohen Ehren und Würden empor.

Fußnoten

1 Koralle.

2 Salzessen ist den Orientalen ein Unterpfand der Freundschaft.


Quelle:
Die schönsten Geschichten aus 1001 Nacht. Leipzig [1914], S. 205-234.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon