XXVII. Der betrogene Roßkam.

[44] Ein gewisser Mann in Niederland / dem wir den Nahmen Peter so lange zulegen wollen / hatte ein nothwendige Reise vor / gieng demnach zu einem seiner bekandten / und fragte: Ob er ihm nicht ein gut Pferd anzuweisen wüste. Dieser verwiese ihn an einen betrüglichen Roßtäuscher / welcher den Peter in seinen Stall führete / und ihm die Wahl unter viel Pferden ließ. Peter war kein sonderlicher Kenner dieser Wahre / bath ihn demnach / daß er ihm auff guten Glauben /das sich zu einer langen Reise wohl schickte / eines überlassen solte. Jener blieb auch dabey / er möchte selber eines kiesen. Peter schlug die Augen auff eines / welches wohl bey Fleisch / und alß der Roßkam betheurete / daß er wohl gewehlet hätte / geschahe der Kauff umb 15 Krohnen. Peter setzte[44] sich drauff / und das Pferd erzeigte sich wunder-hurtig. Wie er aber nur eine Stunde oder etwas mehr fort geritten / ward das Pferd so müde / daß er es mit keinen Sporen noch Peitschen fortbringen kunte. Dannenhero merckete er /daß man ihn hintergangen. Er reitet zum nechsten Dorff / stellet das Pferd in einen Stall / und befiehlt es wohl zu futtern / heuret inzwischen ein anders / und vollbringet seine Reise. Alß er wieder zurück kompt /setzet er sich wieder auff sein voriges Pferd / so sich inzwischen wacker erholet hatte / und reitet vollends nach Hauß / bringet aber das Pferd zum Roßtäuscher /und bittet denselben / er möge es ihm etliche Tage futtern / weil er bald wieder eine Reise antreten muste. Er rühmet dabey des Pferdes unvergleichliche Güte / und betheuret / daß er sein lebtag kein solch gutes Roß unterm Leibe gehabt / alß welches allezeit lieber fliehen alß gehen wollen. Der Roßtäuscher sahe / daß das Pferd so wohl bey Fleisch / und nicht ein nasses Haar hatte / dachte demnach / er habe geirret /indem er es vor ein schlechtes Roß gehalten / er fragte Petern / ob es ihm wieder zukauff sey. Nein / sprach Peter / dann ich weiß nicht / wo ich so bald wieder ein solch gutes Pferd bekommen mag / wann ich wieder reisen soll. Durch diese Verwegerung ward der Roßkam noch mehr angesporet / daß er dem Käuffer hart anlage / er wolle es ihm doch zu Gelde ansehen. Peter wegerte sich eine gute Zeit / setzet es ihm doch endlich auff 26 Kronen an / jedoch mit dem Beding / daß er seine bevorstehende Reise noch drauff verrichten möchte.

Der Roßkam meinet / er habe wohl gefischet / aber Peter nimmet / wie er nach Hause kommen / einen listigen Mann / den wir Henrich nennen / zum Gehülffen an / welcher sich zum Roßkam verfüget / und ein Pferd zu kauff begehret.[45] Dieser zeiget ihm deren ziemlich viel / und preiset sie hoch / aber Henrich schlägt sein Auge auff das Pferd / welches ihm Peter angewiesen / und umbständlich bezeichnet hatte / der Roß-Käuffer wil selbiges zwar nicht gerne loßschlagen Alß ihm aber Henrich so sehr anlieget / werden sie des Kauffs umb 32 Kronen einig. Henrich giebt ihm eine Krone auff die Hand / und dem Stall-Knecht eine Real / daß er ihm das Pferd zween Tage futtern möge; Worauff er davon scheidet. Gleich drauff kombt Peter gestieffelt und gesporet / und begehret sein Pferd / weil ihm ein nothwendiger Ritt alleweil unversehens vorgefallen. Der Roßkam bietet ihm die Wahl unter den andern Pferden an / spricht aber / er könne ihm sein voriges nicht schaffen / weil er selbiges gleich verkaufft hette. Peter macht sich unnütze /und beginnet zu schelten / daß er dem Accord nicht nachgelebet / der Roßkam schlug endlich loß / und sprach: Mein Freund / habt ihr mir das Pferd nicht zu Geld geschlagen? Wolan / so habe ichs wohl verkauffen können / wann ich euch euer Geld schaffe / lieff drauff eylends hin / und holete die bedungene 26 Kronen / welche Peter nach langer Wiederrede und vielem Protestiren zu sich nahm / und seines Weges gieng. Henrich aber blieb auß / und ließ sich nicht mehr sehen / dem Peter sein wenig außgelegtes Geld ersetzte / welches er wohl thun kunte. Aber der Roßkam /der ihn hatte betriegen wollen / fiel selber in die Grube / die er einem andern gegraben hatte. Das war /List mit List vergolten.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 44-46.
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