Waldhochzeit

[39] 1808.


Wann der Kuckuck singt, wann der Kuckuck singt,

Ist Hochzeit im grünen Wald,

Und es tanzt und springt, und es spielt und klingt

Die Liebe mit süßer Gewalt;

Die Knaben und Mädchen zu zweien

Sie wandeln im fröhlichen Maien

Zum grünen, grünen Wald.


Und mit Heisahei! und abermal Hei!

Die Liebe sie spielet frisch,

Nach dem Tanze führt sie je zwei und zwei

Die Spieler ins Schattengebüsch;

Da streut sie auf schwellenden Moosen

Ein Bettchen von Veilchen und Rosen

Im grünen, grünen Wald.


Sei nicht bange, Mädel, es muß so sein,

Die Liebe, sie brauchet Gewalt,

Fährt gern mit Donnern und Blitzen drein,

Und lustig zur Hochzeit schallt.

Dein Blümchen magst nimmer du retten,

Drum freu' dich der blumigen Betten

Im grünen, grünen Wald.


Auf! mein Kuckuck, klinge und singe laut!

Es ist Hochzeit im grünen Wald.

Auf! mein Himmel, Bräutigam kling' und Braut

Und donnre der Lust Gewalt!

Auf! Schwestern, und schlinget den Reihen

Zu zweien, zu zweien, zu zweien

Im grünen, grünen Wald!

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 39-40.
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