Trost in Gott

[290] 1854.


Und willst du gar verzagen,

Du armes Menschenherz,

In Sorgen, Ängsten, Klagen,

Im feigen Erdenschmerz?

Und missest du nach Spannen

Dein kurzes Glück und Leid,

Das rinnt geschwinde dannen

Ins Meer der Ewigkeit.


Nach oben mußt du sehen,

Hier unten findst du's nicht,

Nur in den Himmelshöhen,

Nur da ist Trost und Licht;

Was hier die Stunden bringen,

Macht Mut der Stärksten scheu,

Von oben muß dir klingen

Der Klang von Gottes Treu'.


Vom hohen Sterngewölbe

Herab erklingt der Klang:

Stets gleich und stets derselbe

Bleibt Gottes Weltengang;

Dort in der heitern Bläue,

Dort steht die feste Welt,

Dort Gott der Ewigtreue,

Der alles wohl bestellt.


Am hohen Sterngewölbe

Da strahlt in Sternenschrift

Der Gleiche und derselbe,

Den nimmer Wechsel trifft:

Daß sich der Glaube freue,

Daß zittre Lug und Spott,

Strahlt dort der ewigtreue,

Der gute, fromme Gott.
[290]

Dahin! Da ist dein Himmel,

Da ist dein Heimatland,

Das dir im Erdgewimmel

Verdunkeln Leid und Tand,

Da klingen Wunderklänge,

Die machen frisch und neu,

Da klingen die Gesänge

Von Gottes Lieb' und Treu'.


Dahin! Dahin! Und lerne,

Was so herniederklingt

Und auf dem höchsten Sterne

Das Heilig! Heilig! singt,

Dann wird dir stets aufs neue

Aufgehn sein Gnadenschein,

Er selbst, der Ewigtreue,

Mit, in und bei dir sein.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 290-291.
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