Der Weihnachtsbaum

[305] 1856.


Prangst du, schöner Weihnachtsbaum,

Meiner Kindheit goldner Traum?

Strahlst du, süßes Himmelslicht,

Das die Heidenwelt durchbricht?

Bist du, Sehnsucht aller Frommen,

Heut zur Welt herabgekommen?


Ja, es kam ein Kindlein klein,

Daß wir sollten selig sein:

Denn aus diesem Kindlein klein

Glänzte heller Gottesschein,

Engel klangen Jubellieder

Auf die dunkle Erde nieder.


Herrlich ging der Morgenstern

Alles Lichtes auf vom Herrn.

Über alle Welten weit

Jauchzt und klingt und singt es heut

Hell aus Millionen Seelen,

Was die Engel sich erzählen.


Schau', mein Herz, schau' fromm und still,

Was der Baum dir sagen will:

Daß der süße Jesus Christ

Heut zu uns gekommen ist,

Daß, dem alle Engel dienen,

Als dein Bruder ist erschienen.
[305]

Bete, schaue fromm und still,

Was der Baum dir sagen will:

Hell wie dieses Tages Schein,

Hoch und hell und klar und rein

Soll der Christen fröhlich Leben

Von der Erd' zum Himmel schweben.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 305-306.
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