Sing, Vöglein, das den Zweig bewacht

[22] Sing, Vöglein, das den Zweig bewacht,

Ich leg nicht an zum Schießen!

Du singest mir von guter Nacht,

Du mußt mein Liebchen grüßen:

O könnt' ich mich so singen aus,

Sie müßt' es einmal hören,

Sing, Nachtigall, hier ohne Graus,

Ich will dich nicht mehr stören.


So weich wie deine Federlein

Bin ich von süßen Wehen,

Ich gehe in den Wald hinein,

Mag doch kein Blut mehr sehen.

Ein Thränlein auf das Pulver fällt,

Und löschet alles Feuer;

Dir Nachtigall bin ich gesellt,

Und traure in der Feier.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 22.
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