Auf den Tod der ungenannten Verfasserin der neuen Volksmährchen

[202] Sonett


Der Masken Fest verstummt im Büchersaale,

Die Stunde schlug, was mag sie so betrüben?

Sie eilen fort und Staub ist nur geblieben

Von Bildern alter Zeiten bei dem Mahle.


Die Wagen rollend mit dem Fackelstrahle

Durch dunkle Gassen Trauerzeilen schrieben

In Asche, als die letzten Funken trieben

Und nicht, wie erste, aus dem festen Stahle.


Und diese Funken sich zusammenfinden

Beim Haus der Dichterin, am Leichenwagen,

Die Masken ihr als Mutter Kränze winden.[202]


Doch keine kann der Todten Namen sagen!

Die alle reif zur Geistestauf' getragen,

Will selbst auf Erden namenlos verschwinden.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 202-203.
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