8. Erziehung durch Erkenntniß

[211] O finstre Nacht, wann wirst du doch vergehen,

Wann bricht mein Lebenslicht herfür;

Wann werd ich doch von Sünden auferstehen,

Und leben nur allein in dir.

Wann werd ich in Gerechtigkeit

Dein Antlitz sehen allezeit?

Wann werd ich satt und froh mit Lachen,

O Herr nach deinem Bild erwachen?


Darum mein Geist sey wacker, wach und streite,

Fahr immer in der Heilgung fort;

Vergiß, was rückwärts ist, die grosse Beute

Steht noch an ihrem Orte dort.

Streck dich darnach, eil nach ihr zu,

Du findest sonsten doch nicht Ruh;

Bis du hast diese Kron erstritten,

Und mit dem Herrn den Tod erlitten.[211]


O goldnes Meer, durchbrich doch deine Dämme,

Komm wie die aufgehaltne Fluth;

Und alles Fleisch, was lebet, überschwemme,

Das vor dir immer Böses thut.

O Gottes Lamm! dein Blut allein

Macht uns von allen Sünden rein;

Das Kleid, das drinn gewaschen worden,

Das trägt allein dein Priesterorden.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 211-212.
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