457.

[117] Suchten abzählen. Der Patient wird, bei abnehmenden Monde, mit dem Rücken auf fruchttragende Erde gelegt, beide Arme ausgestreckt, in der Stellung eines Gekreuzigten. Dann geht ein Anderer neunmal um ihn herum, unter Hersagung einer Formel, welche nur den Eingeweihten bekannt ist, deren Hauptinhalt aber aus neunundneunzig Krankheitsnamen besteht, deren jede mit dem Worte ›Sucht‹ endet, z.B. Bungensucht (Wind- oder Trommelsucht), Ętelsucht (Eßsucht), Mętelsucht (Milzsucht). Jedesmal, wenn der Herumgehende am Kopfe, an einem der Arme, oder an den Füßen des Liegenden vorüber kommt, steckt er einige Getreidekörner in die Erde. Hierauf wird der Kranke stillschweigend ins Bett zurückgetragen.


Aus Hagenow. Fräulein Krüger.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 117.
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