Fünfte Scene.

[463] Juliane. Guldberg.


GULDBERG mit einem Papier, noch an der Thür.

Majestät!

JULIANE zusammenschreckend.

Weh!


Sich umblickend und Guldberg erkennend.


Seid ihrs?


Sich mühsam fassend.


Was bringt ihr mir?

GULDBERG.

Die Vollmacht, Königin,

Die ihr dem Schack befohlen, euch zu senden.

JULIANE.

Gebt!


Nachdem sie gelesen, die Feder ergreifend.


Er muß sterben, Guldberg. Ich gewahre

Ein wunderbar Gefühl von stiller Sehnsucht

Und unbestimmten Wünschen in dem Herzen

Des Königs. Das darf nicht Wurzel fassen.

Er denkt an ihn, ich weiß, und an Mathilde

In stummen Träumen oft. Wir wollen das

Nicht länger ängstlich fürchten. Kann ich auch

Den Wunsch nach dem vertrauten Günstling nicht[464]

Ertödten in des Königs Brust, so kann ich

Den Günstling selber tödten, – und ich will's.


Sie unterschreibt die Vollmacht.


Schack ist ein schlauer Mann, – im Dienste eifrig,

Uns treu ergeben – ich vertrau' ihm ganz.


Guldberg die Vollmacht gebend.


Nehmt, Guldberg, und befördert dies sogleich,

Es ist der Tod des Struensee.

GULDBERG.

Und Ranzau?

JULIANE.

Sorgt nicht! ich brüte sein Verderben. Gilt!


Während Guldberg abgeht, treten ein Page und die Damen der Königin ein.


PAGE.

Der englische Ambassadeur!

JULIANE.

Er komme!


Quelle:
Michael Beer: Sämmtliche Werke. Leipzig 1835, S. 463-465.
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