147. Der Schlangenkönig.

[103] Mündlich von Tübingen.


Im Unterland drunten war mal ein Hof. Um den Hof herum hielt sich ein Schlangenkönig auf. Je und je sah man den Schlangenkönig mit seinem wunderschönen Krönlein sich sonnen. Allemal legte er es auf ein offen Plätzlein vor seinem Loche, sonnete sich und sein Krönlein. Der Bauer im Hofe wußte gut, wie man dieses Krönlein bekommen könne und wagte mal das Kunststück. Er suchte seinen besten und schnellsten Rappen und ritt zu des Schlangenkönigs Loch. Breitete ein schneeweißes Tüchlein davor auf den Boden, ritt wie der Blitz von dannen. Schlangenkönig kam wieder wie gewöhnlich heraus, legte das Krönlein auf das weiße[103] Tüchlein und sonnete sich wieder. Der Bauer ritt in aller Hast hin, nahm das Tüchlein mit dem Krönlein und ritt in gestrecktem Lauf davon. Schlangenkönig nicht faul hintendrein mit Blitzesschnelle. Nur um ein kleines, und der König hätte den Hofbauer mit seinem Rappen erreicht, und er wäre sicherlich des Todes gewesen. Der Bauer kam noch glücklich zum Thor hinein, schlug es zu und hatte große Freude an dem Schatze. Der Schlangenkönig aber zerschmetterte sich an der Mauer seinen Kopf78.

78

Ueber Schlangenkrönlein Sagen bei Rochholz A.S. II. 5. 6. Abhandlung darüber, Schwartz, Urspr. d. Mythol. S. 23. 27. 44. 46 ff. 151.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 103-104.
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