612. Heilige Hostien im Sumpf.

[384] Mündlich.


Bei Binswangen, im sog. Ried, stand einst eine Kapelle, die schon längst nicht mehr da, an deren Platz aber jezt noch ein Kreuz steht. In der Pfarrkirche zu Binswangen hatten einst verbrecherische Räuber den Tabernakel erbrochen und das Ciborium gestohlen; die hl. Hostien haben sie in ein Altwasser der Donau (auf dem Ried) geschüttet. Des andern Morgens trieb der Kuhhirte aus, gerade in die Nähe des Altwassers; auf einmal fielen die Thiere alle nieder, und man sah ihnen gleichsam Ehrfurcht an. Bald entdeckte man das Hochwürdigste und eine Kapelle erhob sich da. – Die Scene ist an einer Tafel am Kreuze zu sehen. Der Hollunderbusch, der bei dem Altwasser wuchs, war auch in der Kapelle hinter dem Altar und gedieh außerordentlich; war gar nicht auszurotten. Ein altes Büchlein, das man selten mehr bekommt, habe die ganze Geschichte ausführlich enthalten.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 384.
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