133. Das Scheibenschlagen in Wurmlingen (Tuttlingen).

[108] Früher zogen die Schulkinder mit Fackeln den Oesch hinaus. Diese Fackeln waren von Stroh, innen Spähne, andere waren hölzern, oft ungeheuer lang und oben mit Harz bestrichen. Der Zug begann mit eintretender Nacht unter Abbetung eines Rosenkranzes, unter Begleitung von Feldschützen und Polizei auf den angeblümten Oesch. Das Feuer soll die Saat vor Hagel sichern. Später haben auch Erwachsene einen Fackelzug veranstaltet auf den sog. Scheibenrain. Man machte dort ein großes Feuer und nahm die brennenden Prügel, schwang sie in der Nacht mit den Worten:


Schibo, Schibo, über den Rhein,

Wem wird wohl diese Schibo sein?

Diese geht rechts, diese geht links,

Und gehört der N.N. zum Lädele nein.


Beim lezten Worte läßt man das glühende Scheit fahren, und je weiter es fliegt, desto besser ist es. Oft wurden die Bursche verjagt, aber immer wurden die Schibo geschlagen. Kleinere Buben wurden fortgejagt, bei den größeren gab es nicht selten Prügeleien aus Eifersucht. Solche Scheibenraine[108] gab es auch in Weilheim und Mühlheim a.d.D. Auch in der Horber Gegend ist diese Sitte daheim gewesen28.

28

»A. 1668 (heißt es im Kirchenbuche) sei halb Eytingen wegen unsinnigen Scheibenschlagens abgebrannt am ersten Fastensonntag.«

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 108-109.
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