Erste Geschichte

[210] Masetto von Lamporecchio stellt sich stumm und wird Gärtner in einem Nonnenkloster, dessen Bewohnerinnen um die Wette bei ihm schlafen.


Gar viele Leute gibt es, schöne Damen, Männer wie Frauen, die so töricht sind, daß sie felsenfest glauben, ein Mädchen, dem man den weißen Schleier übergehangen und die schwarze Kutte angezogen habe, höre auf, ein Weib zu sein, als ob es im Augenblick seiner Einkleidung in einen Stein verwandelt worden wäre. Vernehmen sie alsdann gegen diesen ihren Wahn irgendeine Widerrede, so erzürnen sie sich, als habe man eine ungeheure und gottvergessene Sünde gegen die Natur begangen. Dabei wollen sie weder sich selbst betrachten, wie sie, auch in voller Freiheit, ihren Lüsten nachzuleben, dennoch ihre Begierde nicht zu sättigen imstande sind, noch die große Gewalt der Muße und der Einsamkeit erwägen. Ebenso gibt es auch viele, die mit nicht minderer Gewißheit der Ansicht sind, daß Hacke und Spaten, grobe Speisen und Mühseligkeiten die Bauersleute[210] ganz von fleischlichen Lüsten befreiten und ihnen einen plumpen Verstand und geringe Einsicht verliehen. Wie sehr diese alle sich betrügen, denke ich, da die Königin mir also befohlen hat, in einem kleinen Geschichtchen zu beweisen, ohne mich dabei von unserer Aufgabe zu entfernen.

Hier in unserer Gegend stand einmal und steht noch heute ein Nonnenkloster, das ich euch nicht nennen will, um seinem Ansehen in keinerlei Weise Abbruch zu tun, im Rufe großer Heiligkeit. Vor kurzem, als außer der Äbtissin nur acht Nonnen, sämtliche noch jung, darin verweilten, wollte der Biedermann, der den schönen Klostergarten pflegte, sich mit seinem Lohne nicht mehr begnügen. Er kehrte deshalb, nachdem er mit dem Klostermeier abgerechnet hatte, in seine Heimat Lamporecchio zurück. Unter denen, die ihn bewillkommneten, fragte ihn auch ein junger, starker und kräftiger Bauernbursche, Masetto genannt und für einen Dörfler von hübschem Aussehen, wo er so lange gewesen sei. Der Biedermann, der Nuto hieß, gab ihm die gewünschte Auskunft. Masetto erkundigte sich, was er für das Kloster zu tun gehabt habe. Nuto antwortete: »Ich mußte den schönen großen Garten in Ordnung halten, ging zuzeiten in den Wald, um Holz zu holen, trug Wasser und hatte noch mehr solcher kleinen Verrichtungen. Aber die Nonnen gaben mir so schlechten Lohn, daß kaum herauskam, was ich an Schuhen zerriß. Dazu sind sie alle miteinander jung und stellen sich an, als hätten sie den Teufel im Leibe; denn nichts in der Welt kann man ihnen recht machen. Manchmal, wenn ich im Garten arbeitete, kam diese und sagte: ›Mach das so‹, und dann kam jene und sagte: ›Mach das anders‹. Dann nahm mir wieder eine die Hacke aus der Hand und sagte: ›So taugt es nicht‹. Auf die Art plagten sie mich, bis ich, der Arbeit überdrüssig, zum Garten hinausging, und am Ende war die eine wie die andere schuld, daß ich's nicht mehr aushielt und nun wieder hier bin. Als ich fortging, bat mich der Meier auch noch, wenn mir einer über den Weg gelaufen käme, der sich dafür schickte, sollte ich ihn hinweisen. Hab's ihm auch versprochen; paßt er aber auf einen, den ich ihm schicke oder schaffe, so kann er lange warten.«

Als Masetto Nutos Erzählung hörte, überkam ihn eine solche[211] Lust, bei den Nonnen zu sein, daß er's gar nicht abwarten konnte; denn aus Nutos Worten erriet er, daß es ihm dort nach Wunsch gehen könnte. Weil er aber meinte, alles könne ihm verdorben werden, wenn er sich Nuto gegenüber verriete, so antwortete er: »Da hast einmal recht daran getan. Wie soll ein Mann mit den Weibsbildern auskommen! Da möchte ich ja lieber bei ebenso vielen Teufeln dienen. Wissen sie ja doch unter sieben Malen sechsmal nicht, was sie wollen.«

Kaum waren sie auseinandergegangen, so fing Masetto an nachzudenken, was er tun solle, um bei ihnen anzukommen. Was das Arbeiten betraf, so war ihm freilich nicht bange, denn auf die Dienste, die Nuto ihm genannt hatte, verstand er sich so gut wie nur einer. Aber er fürchtete, man möchte ihn seiner Jugend und seines hübschen Aussehens wegen nicht nehmen wollen. Und so dachte er denn, nachdem ihm mancherlei durch den Kopf gegangen war: »Das Kloster ist weit von hier, und dort kennt mich kein Mensch; wenn ich mich stumm zu stellen weiß, so nehmen sie mich gewiß.« Diesen Entschluß hielt er fest und ging, die Axt auf der Schulter, ohne jemand ein Wort zu sagen, in ärmlicher Kleidung zum Kloster.

Gleich beim Eintreffen fand er den Meier auf dem Hofe und gab ihm nach Art der Taubstummen durch Zeichen und Gebärden zu verstehen, er möge ihm aus Barmherzigkeit zu essen geben, und er wolle ihm dafür Holz hacken. Der Meier gab ihm gern zu essen und dann einige Klötze zu spalten, die Nuto nicht hatte bezwingen können, die aber der kräftige Masetto bald klein gemacht hatte. Auch in den Wald, wo der Meier nun zu tun hatte, nahm er den Masetto mit, ließ ihn Holz schlagen, stellte den Esel vor ihn hin und deutete ihm durch Zeichen an, er solle das Holz ins Kloster schaffen. Als er sich auch dazu sehr gut anstellte, behielt der Meier ihn zu mancherlei vorkommenden Arbeiten mehrere Tage bei sich.

So kam es, daß die Äbtissin ihn eines Tages sah und den Meier fragte, wer er sei. »Madonna«, antwortete der Meier, »es ist ein armer Taubstummer, der vor ein paar Tagen um ein Almosen kam. Das habe ich ihm gegeben und habe ihn dann mancherlei tun lassen, was gerade geschehen mußte. Wenn er sich auf die Gärtnerei verstände und wollte sonst bleiben, so[212] glaub ich, würden wir gut bedient werden; denn es tut uns einer not, der stark ist. Auch könnte man ihn brauchen, wozu man wollte, und hätte nicht zu fürchten, daß er sich mit Euren Mädchen aufs Spaßen einließe.« »Wahrhaftig«, sagte die Äbtissin, »du hast recht. Sieh zu, ob er gärtnern kann, und dann mache, daß er dableibt. Schenk ihm etwa ein Paar Schuhe und einen alten Mantel, geh ihm um den Bart und gib ihm gut zu essen.« Der Meier versprach, so zu tun. Masetto war nicht weit. Während er sich aber stellte, als fege er unbekümmert den Hof, hörte er jede Silbe und sagte im stillen: »Wenn ihr mich nur gewähren laßt, so will ich euch euren Garten bearbeiten, wo er bisher brach gelegen hat.«

Als nun der Meier sich überzeugt hatte, daß er sich auf die Arbeit gut verstand, fragte er ihn durch Zeichen, ob er dableiben wolle. Masetto antwortete auf dieselbe Art, er sei bereit, zu tun, was man verlange. So führte ihn jener in den Garten und zeigte ihm, wo er graben solle. Dann besorgte er andere Klosterangelegenheiten und ließ ihn allein. Wie er nun Tag für Tag arbeitete, begannen die Nonnen, ihn zu plagen und mancherlei Unfug mit ihm zu treiben. Auch sagten sie ihm, wie's die Leute manchmal mit Taubstummen machen, die schamlosesten Worte ins Gesicht, weil sie meinten, er könne kein Wort hören. Die Äbtissin schien zu glauben, ihm seien andere Glieder so gut wie die Zunge gelähmt, und bekümmerte sich um diese Neckereien wenig oder gar nicht. Einmal aber traf sichs, daß zwei junge Nonnen, während sie im Garten lustwandelten, bei Masetto vorüberkamen, der sich nach vieler Arbeit ein wenig zum Ausruhen niedergelegt hatte. Sie betrachteten ihn eine Weile, er aber stellte sich, als schliefe er. »Höre«, sagte die eine, die etwas verwegen war, »wüßte ich, daß man dir trauen könnte, so möchte ich dir etwas sagen, was mir schon hundertmal eingefallen ist und was dir vielleicht auch zugute kommen könnte.« »Sage es nur getrost«, antwortete jene, »ich werde es gewiß niemandem verraten.«

Darauf begann die Dreiste: »Ich weiß nicht, ob du wohl schon darüber nachgedacht hast, wie wir so streng gehalten werden und wie sich kein Mann hierhertrauen darf, außer unserem alten Meier und diesem Stummen da. Und doch habe ich wohl[213] öfter von Weibern, die zu uns gekommen sind, gehört, daß alles Vergnügen auf der Welt eine Lumperei ist gegen die Wollust, die eine Frau empfindet, wenn sie vom Manne beschlafen wird. Und so hab ich mir schon oft gedacht, da ich doch keinen andern dazu kriegen kann, mit dem Stummen da zu probieren, ob das wahr ist. Er schickt sich am besten auf der Welt dazu; denn wenn er auch wollte, könnte er's doch niemand weitererzählen. Du siehst, er ist ein dummer Tölpel, der länger ist als sein Verstand. Und nun sag, was meinst du?«

»Schäme dich«, antwortete die zweite, »was führst du da für Reden! Weißt du denn nicht, daß wir unsere Jungfräulichkeit dem lieben Herrgott versprochen haben?« »Ei was«, versetzte jene, »man verspricht alle Tage wohl mancherlei, und kein Mensch denkt daran, es zu halten. Haben wir sie ihm versprochen, so wird sich wohl die eine oder andere finden, von der er sie statt der unseren kriegt.« »Beim Himmel«, sagte die Gefährtin, »wenn wir nun aber schwanger würden, was sollte dann werden?« Die erste erwiderte: »Nun denkst du gar ans Unglück, noch ehe es da ist. Geschieht es wirklich, dann ist immer noch Zeit, sich auf guten Rat zu besinnen. Es werden sich auch noch Mittel genug finden, daß kein Mensch etwas davon erfährt, wenn wir's ihm nicht selbst sagen.«

Während dieser Rede war die Hörerin schon mehr als die andere lüstern geworden, zu probieren, was für ein Tier der Mann sei. »Gut«, sagte sie, »wie wollen wir's aber anfangen?« »Du siehst«, antwortete die erste, »es ist schon drei Uhr. Die Schwestern, denke ich, werden alle bis auf uns schlafen. Wir wollen uns noch umsehen, ob jemand im Garten ist, und finden wir niemand, nun, dann brauchen wir ihn ja nur bei der Hand zu nehmen und in die Hütte zu führen, die da als Schutz gegen den Regen steht. Dann bleibt die eine mit ihm drinnen, und die andere steht Schildwache. Er ist ja so dumm, daß er mit uns vornimmt, was wir nur wollen.«

Masetto hörte diese ganze Unterhaltung. Er war willig zu gehorchen, und wartete nur, bis eine ihn bei der Hand nehmen wollte. Die Nonnen sahen sich inzwischen überall um, und als sie sich überzeugt hatten, daß sie von keiner Seite bemerkt werden konnten, näherte sich ihm die eine, welche zuerst gesprochen[214] hatte, und weckte ihn. Masetto stand sogleich auf. Die Schwester nahm ihn bei der Hand und führte ihn unter vielen Liebkosungen von ihrer und unter albernem Gelächter von seiner Seite in die Hütte, wo er sich nicht lange bitten ließ zu tun, was von ihm begehrt wurde.

Die Nonne war ehrlich genug, als sie ans Ziel ihrer Wünsche gekommen war, ihrer Freundin Platz zu machen, und Masetto, der immer noch den Tölpel spielte, fand sich zu allem bereit. So wollten denn beide, ehe sie heimkehrten, mehr als einmal untersuchen, wie der Stumme sich auf die Reitkunst verstehe, und auch nachher sagten sie oft zueinander, die Sache gewähre gewiß so viel Vergnügen und noch mehr, als ihnen davon erzählt worden war. Daher wußten sie denn auch fernerhin ihre Zeit wahrzunehmen und erfreuten sich gar oft mit ihrem Stummen.

Eines Tages aber begab es sich, daß eine Klosterschwester aus ihrem Zellenfenster den ganzen Hergang der Sache beobachtete und noch zwei andere herbeirief. Zuerst war davon die Rede, die Schuldigen bei der Äbtissin zu verklagen. Dann aber änderten sie ihren Entschluß, wurden mit jenen einig und zugleich mit ihnen der Reichtümer des Masetto teilhaftig. Durch mancherlei Zufälle kamen allmählich auch die übrigen drei dahin, ihnen Gesellschaft zu leisten.

Zuletzt fand die Äbtissin, die von diesen Geschichten noch immer nichts bemerkt hatte, eines Tages, als sie bei großer Hitze allein im Garten umherging, den Masetto, den weniger die leichte Gartenarbeit bei Tage als die vielfachen Reiterstückchen bei Nacht ganz erschöpft hatten, im Schatten eines Mandelbaumes hingestreckt schlafen. Der Wind hatte ihm die Kleider vorn ganz zurückgeweht, so daß er bloß dalag und die Frau Äbtissin Dinge sehen ließ, die in ihr die gleiche Lust wie in ihren Klosterjungfrauen erregten. Da sie sich allein sah, weckte sie den Masetto, führte ihn in ihr Gemach und behielt ihn dort mehrere Tage lang, während die Nonnen sich bitter beschwerten, daß der Gärtner ihren Garten so lange unbestellt lasse. Die Frau Äbtissin aber kostete inzwischen zu vielen Malen jene Freuden, die sie bisher an andern immer verdammt hatte. Endlich schickte sie ihn in seine Wohnung zurück. Als sie[215] ihn aber oft wiederbegehrte und mehr als ihren Anteil von ihm forderte, der so viele zugleich nicht zu befriedigen vermochte, deuchte es dem Masetto, sein erdichtetes Stummsein könne ihm zu großem Unglück gereichen, wenn er noch länger dabei bleibe. Deshalb löste er während einer Nacht, die er bei der Äbtissin zubrachte, das Band seiner Zunge und sprach: »Madonna, wohl habe ich gehört, daß ein Hahn auf zehn Hennen genug ist; man hat mir aber auch gesagt, daß zehn Männer kaum oder gar nicht imstande sind, ein Weib zu sättigen, wo ich doch ihrer neune bedienen muß. Das halte ich für kein Geld in der Welt mehr aus, und ich bin durch meine bisherigen Dienste schon so weit heruntergekommen, daß ich weder viel noch wenig mehr leisten kann. Darum laßt mich entweder in Frieden weiterziehen oder helft der Sache auf eine andere Weise ab.«

Als die gute Frau den vermeintlich Stummen reden hörte, erschrak sie nicht wenig und sagte: »Was, zum Geier, ich dachte, du wärest stumm?« »Madonna«, antwortete Masetto, »ich war es, aber nicht von Geburt. Eine Krankheit benahm mir die Sprache, und erst diese Nacht fühle ich sie mir wiedergegeben und lobe Gott dafür von ganzem Herzen.« Sie glaubte ihm und fragte, was er mit den Neunen sagen wolle, die er zu bedienen habe. Masetto erzählte ihr die ganze Geschichte, und die Äbtissin erfuhr daraus, daß sie keine Nonne hatte, die nicht viel schlauer war als sie selbst. So entschloß sie sich, verständig wie sie war, mit ihren Mädchen übereinzukommen, ohne den Masetto fortzulassen und dadurch den Ruf des Klosters zu gefährden. Da nun der Meier in jenen Tagen gestorben war, sprachen sie untereinander über alles, was bisher vorgegangen war, und verabredeten dann gemeinschaftlich, die umwohnenden Leute glauben zu machen, Masetto habe durch ihr Gebet und die Gnade des Heiligen, dem das Kloster geweiht war, nach langem Stummsein den Gebrauch seiner Zunge wiedererlangt. Dann machten sie ihn zu ihrem Meier und verteilten seine Lasten so, daß er sie auszuhalten vermochte. Auch betrieben die Nonnen diese Angelegenheit so vorsichtig, daß niemand deswegen Verdacht schöpfte, obgleich sie von ihm erzeugte Mönchlein in Menge zur Welt brachten.[216]

Erst nach dem Tode der Äbtissin bekam Masetto, der nachgerade alt geworden war, Lust, mit dem erworbenen Reichtum nach Hause zu ziehen, was ihm denn auch willig gewährt wurde. So kehrte er denn bejahrt, reich und ohne die Beschwerde und die Kosten, den Kindern Brot schaffen zu müssen, zum vielfachen Vater geworden, in seine Heimat zurück, nach dem er schlauerweise seine Jugend gut zu nutzen verstanden hatte. Und er, der mit der Axt auf der Schulter ausgegangen war, pflegte zu sagen, so verfahre Gott mit denen, die ihm Hörner aufsetzten.

Quelle:
Boccaccio, Giovanni: Das Dekameron. München 1964, S. 210-217.
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