[28.]

[70] Solt gott noch vnserm willen machen

Vbel ging es jn allen sachen

Wir wurden weynen me dann lachen


28. Von wider gott reden

Von wider gott reden.

Der ist eyn narr / der macht eyn für

Das er dem sunnen schyn geb stür

Oder wer fackeln zündet an

Vnd will der sunnen glast zů stan

Vil mer der gott strofft vmb syn werck

Der heisßt wol Henn von narrenberg

Dann er all narren vbertrifft

Sin narrheyt gibt er jn geschrifft[71]

Dann gotts gnad vnd fürsichtikeyt

Ist so voll aller wissenheyt

Das sie nit darff der menschen ler

Oder das man mit rům sie mer

Dar vmb o narr / was straffst du gott

Din wißheit ist gen jm eyn spot

Loß gott důn synem willen nach

Es syg gůttät / stroff / oder rach

Loß wittern jn / loß machen schön

Dann ob du joch dar vmb bist hön

So gschicht es doch nit bester ee

Din wünschen důt alleyn dir wee

Dar zů versündest dich gar schwär

Vil wäger dir geschwygen wer

Wir betten das syn will der werd

Als jn dem hymel / so vff erd /

Vnd du narr wilt jn stroffen leren

Als ob er sich an dich můst keren

Gott weiß all ding baß ordinieren

Dann durch din narreht fantisieren

Das judisch volck das lert vns wol

Ob gott well das man murmlen sol

Wer was sin ratgeb zů der zyt

Do er all ding schůf / macht vß nüt

Wer hat jm geben vor vnd ee

Der rüm sich des / vnd stroff jn me


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 70-72.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon