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[108] Wän jn das für syn můttwill bringt
Oder sunst selbs jnn brunnen springt
Dem gschicht recht / ob er schon erdrinckt
Manch narr ist der do bettet stät
Vnd důt (als jn dunckt) andaht gbet
Mitt rüffen zů gott vberlut
Das er kum von der narren hut
Vnd will die kappen doch nit lon
Er zücht sie täglich selber an
Vnd meynt / gott well jn hören nitt
So weiß er selbst nit was er bitt /[109]
Wer mit můttwill jn brunnen springt
Vnd vörchtend / das er drynn erdrinckt
Schryg vast / das man eyn seil jm brecht
Sin nochbur sprech / es gschicht jm reht
Er ist gefallen selbst dar jn
Er möcht hie vß wol blyben syn
Empedocles jn solch narrheyt kam
Das er vff Ethna sprang jnn flam
Wer jn har vß solt gzogen han
Der hett jm gwalt vnd vnrecht gtan /
Dann er jn narrheyt was verrůcht
Er hett es doch noch me versůcht /
Alls důt wer meynt das gottes stym
In ziehen soll mit gwalt zů jm
Im geben gnad / vnd goben vil
Sich dar zů doch nit schicken will /
Mancher fürloufft jm selbs syn tag
Das gott jn nym erhören mag
Dann er jm nym die gnaden gytt
Das er üt fruchtbars von jm bitt
Wer bett / vnd weißt nit was er bett /
Der bloßt den wint / vnd slecht die schet
Mancher jm gbett von gott begert
Im wer leid / das er wurd gewert
Wer lebt jnn eym sörglichen stat
Der hab den schad / wie es jm gat
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
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