[79.]

[204] Wenn rüter / schriber / gryffen an

Eyn veisßten / schlechten / bürschen man

Der müß die leber gessen han


79. Ruter vnd schriber

Ruter vnd schriber

Schriber vnd rüter / man ouch spott

Sie sygen jnn der narren rott

Sie bgont sich noh / mit glicher nar

Der schyndt heymlich / der offenbar

Der wogt syn lib jnn druck vnd naß

Der setzt syn sel jnns dinckten faß

Der rüter stoßt vil schüren an

Der schryber můß eyn buren han[205]

Der veisßt syg / vnd mög trieffen wol

Do mit er ryechen mach syn kol

Wann yeder dät als er thůn sol /

So weren sie beid gelttes wert

Dyser mit fädern / der mit schwert

Möht man jr beid entberen nitt

Wann ob der hant nit wer jr schnytt

Vnd durch sie würd das recht versert

Man vß dem stägenreiff sich nert /

Die wile aber vff eygen gwynn

Eyn yeder stelt syn můt vnd synn

So wöllen sie verzyhen mir

Das ichs jm narrenschiff ouch für

Ich hab sie des gebetten nitt

Ir yeder selb den fůrlon gytt

Vnd will sich vff eyn nüws verdingen

Sunst kunden vil / jns schiff zů bringen /

Schriber vnd glysßner sint noch vil

Die triben yetz wild rüterspil

Vnd neren sich kurtz vor der handt /

Glich wie die reißknecht / vff dem landt /

Es ist worlich eyn grosse schand /

Das man die strossen nit wil fryen

Das bylger / koufflüt / sicher sygen /

Aber ich weis wol / was es důt

Man spricht es mach das geleyt vast gůt


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 204-206.
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