[94.]

[246] Mancher fröwt sich / vff frömbde hab

Wie er vil erb / vnd trag zů grab /

Die mit sym gbeyn nüsß werffen ab


94. von hoffnung vff erbe

von hoffnung vff erbē

Eyn narr ist / wer sich dar vff spytzt

Das er eyns andern erb besytz

Oder für jn kum / jnn den rott

Syn gůt / pfründ / ampt / besytz noch dott

Mancher eyns andern dott sich fröwt

Des end / er nyemer me beschowt

Hofft eynen tragen hyn zů grab

Der mit sym gbeyn würfft byeren ab /[247]

Wer hoffet vff eyns andern dott

Vnd weis nit / wann syn sel vß gat

Der selb den esel důt beschlagen

Der jn gön narrenberg würt tragen /

Es sterben jung / starck / frölich lüt

So fyndt man ouch vil kelber hüt

Es gat alleyn nit / über die küg

Eym yeden syn armůt benüg

Vnd bgär nit / das es grösser werd

Eyn wilder vmblouff ist vff erd

Bulgarus erbt ouch synen sůn

Des er nie hatt gehofft zů thůn

Pryamus sach syn kynd all sterben

Die er hofft / sie wurden syn erben

Absolon syns vatter tod noch schleych

Vnd reycht syn erbteyl an der eych

Manchem eyn erb würt übernacht

Vff das /er vor nie hatt gedacht

Mancher eyn erben überkunt

Dem lieber wer / jnn erbt eyn hunt /

Nitt yedem gatt noch hoffens won

Als Abraham / vnd Symeon

Loß vöglin sorgen / wann gott will

So kumbt das glück / zytt / end / vnd zyl /

Das best erb ist jm vatterlandt

Do wir hyn hoffen allesandt

Gar wenig stoßt es doch zůr handt


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 246-248.
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