[313] Von narren hab ich vß geseyt
Do mit man doch wiß recht bescheyd
Wer witzig sy / gantz vmb / vnd vmb
Der laß myn fründ Virgilium /
Eyn gůt vernunfftig / witzig / man
Deß glych man nit möcht eynen han
In aller welt / als Socrates
Appollo gab jm kuntschafft des /
Der selb syn eygen richter ist
Wo jm abgang / vnd wißheit gbrist
Versůcht er vff eym näglin sich
Er acht nit / was der adel spricht[314]
Oder deß gemeynen volcks geschrey /
Er ist rotund / gantz wie eyn ey
Do mit keyn frömbder mackel blib
Der sich vff glattem weg anryb
Wie lang der tag jm krebs sich streckt
Wie lang die naht den Steynbock deckt
So gdenckt er / vnd wigt eben vß
Das jn keyn wynckel jnn sym huß
Betrüb / oder er red eyn wort
Das nit glych wäg vff alle ort /
Do mit nit fäl das winckel mäß
Jo väst syg / wes er sich vermäß /
Sunder all anlouff mit der handt
Versetz / vnd bald hab abgewandt /
So ist jm nit so lieb dheyn schloff
Das er nit gdenck ver / vnd sich stroff
Was er den langen tag hab gthon
Wo übersehen er sich mag han /
Was er by zyt solt han betracht /
Vnd das zů vnzyt hab volbracht /
War vmb vollendt er hab diß sach
On zymlicheit / vnd all vrsach /
Vnd er vil zyt vnnütz vertrib /
War vmb er vff dem anschlag blib
Den er wol möcht verbessert han /
Vnd nit den armen gsehen an
War vmb er jn sym gmüt hatt vil
Empfunden schmertz / vnd wider will /
Vnd war vmb er diß hab gethon
Vnd hab jhens vnderwegen gelon /
War vmb er syg so offt geletzt
Vnd hab den nutz für ere gesetzt
Vnd sich verschuldt mit wort / vnd gsicht
Der erberkeyt geachtet nycht /
War vmb er der natur noch heng
Syn hertz zů zůcht nit zych / vnd zweng /
Also bewärt er werck / vnd wort
Vom morgen / biß zů tages ort /[315]
Gdenckendt / all sachen die er důt
Verwürfft das böß / vnd lobt das gůt
Das ist eyns rechten wisen můt
Den jnn sym gdicht / vnß zeychet vß
Der hochgelobt Virgilius
Wer also lebet hie vff erd /
Der wer by gott on zwifel werdt
Das er recht wißheit hett erkannt
Die jnn fürt jnn das vatterlant
Das vns gott geben well zů hannt
Wünsch ich Sebastianus Brant
Deo gracias.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro