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[312] Elise schläft in ihrer Wiegen.
Fipps paßt geduldig auf die Fliegen.
Indessen denkt die runde Jette,
Was sie wohl vorzunehmen hätte,
Sieht eine Wespe, die verirrt
Am Fenster auf- und niederschwirrt,
Und treibt das arme Stacheltier
In eine Tute von Papier.
[312] Sanft lächelnd reicht sie ihm die Tute,
Damit er Gutes drin vermute.
Er öffnet sie geschickt und gern,
Denn jeder Argwohn liegt ihm fern.
[313] Schnurr pick! Der Stachel sitzt im Finger.
Der Schmerz ist gar kein so geringer.
Doch Fipps hat sich alsbald gefaßt,
Zermalmt das Ding, was ihm verhaßt,[314]
Setzt sich dann wieder an die Wiegen
Und paßt geduldig auf die Fliegen. –
Vor allen eine ist darunter,
Die ganz besonders frech und munter.
Jetzt sitzt sie hier, jetzt summt sie da,
Bald weiter weg, bald wieder nah.
Jetzt krabbelt sie auf Jettens Jacke,
[315] Jetzt wärmt sie sich auf Jettens Backe.
Das gute Kind ist eingenickt.
Kein Wunder, wenn sie nun erschrickt,
Denn, schlapp! die Fliege traf ein Hieb,
[316] Wovon sie starb und sitzen blieb. –
Fipps aber hockt so friedlich da,
Als ob dies alles nicht geschah,
Und schließet seine Augen zu
Mit abgefeimter Seelenruh.
[317]
Ausgewählte Ausgaben von
Fipps, der Affe
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