Achte Scene.

[16] Finsterer tiefer Keller. Im Hintergrunde unter einer schwarzen Nische, eine große eiserne Kiste. Der Ort so schaurig, wie möglich. Rosel voraus, hinterdrein Fledermaus und Winter.


ROSEL. Und wann's mich mein Leben kosten sollte, so laß ich euch nicht herein. Nein, durchaus nicht, mein Treuhold darf nicht freveln. Wenn[16] ihm ein Unglück geschäh', mit wem sollt' ich denn Hochzeit machen?

WINTER. Liebes Kind, ich steh' Ihnen für alles – schlüpft durch – Fledermaus will an der Thüre nach, sie läßt ihn nicht vor.

WINTER bey der eisernen Kiste. Dem Himmel sey gedankt, gefunden! –

FLEDERMAUS der sich inzwischen vorgedrängt hat, dessen Braut ihm jedoch die Aussicht verstellte, macht einen langen Hals, und ruft. Sie! nehmen Sie sich in Obacht – das Ding könnt' beißen!

WINTER. Ich fürchte nichts! – er hebt den Deckel; Flammen fahren heraus. Winter bebt zurück.

FLEDERMAUS. Was hab ich gesagt, das Ding beißt mit glühenden Zähnen, und reckt eine feurige Zunge heraus.

WINTER. Ich lasse nicht nach –

ROSEL. Ums Himmels Willen, lassen Sie mich hinaus! da haben wir's, der verwünschte Mann, mit seinem Zaubermantel; ach! wenn doch nur der Keller längst schon eingegangen wäre, Zu ihrem Treuhold. Du freust dich, kommst nur hinauf wieder, wie ich dich verzaubern werde. Will fort.

WINTER bemerkt dieß und hält sie zurück. Schöne Rosine, bleiben Sie doch nur da – drey ist die heilige Zahl, drey Personen kann nie etwas geschehen. –

FLEDERMAUS. Ey ja doch; sind letzthin[17] erst drey Schneider auf dem Zeiselwagen umgeworfen worden. – Gnädiger Herr, lassen Sie meine Rosel gehen, sonst macht sie uns ein Spektakel; sie hat kein gutes Gewissen.

ROSEL. Ich werde dir eine Ohrfeige geben. Ich bin mir nichts bewußt; daß mir der Husar von der Herrschaft gegenüber Briefe geschrieben hat, dafür kann ich nicht.

WINTER. Hadert nicht, ich geh' an's Werk!

ROSEL. Halten Sie noch, ich geh' fort – nein, nein, ich muß nicht dabey seyn!


Sie geht rasch ab.


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 16-18.
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