Der grüne Regen

[238] Der Frühlingswolken wandernde Herde

Schleift wie mit Haaren die Erde;

Zieht einen grünen Regen durchs Grau,

Jeder Tropfen wird heute ein Blatt auf der Au.

Wohin der grüne Regen dann trat,

Grünt ein Liebesgedanke, und grünt ein Blatt.

Gedanken und Blätter, die verwunschen waren,

Kommen wieder zur Erde in grünen Scharen.

Die blaue Leere auf allen Wegen füllt grüner Regen.

Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 238.
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