Frieden der Nacht

[73] Nun ist der letzte Funken hingeschwommen,

der um die schwarzen Wipfel noch gespielt, –

im Strome auch der letzte Schein verglommen,

den zitternd noch die Welle hielt.


Tief im Gefild die blauen Nebel schleichen,

vermählen Erd' und Himmel sich im Duft; –

und wiegend tauscht die Pappel ihre weichen

schwermüt'gen Küsse mit der Luft.
[73]

Ich fühle lauschend meine Pulse stocken,

als strömt' ich in die Finsternis hinein;

der Nachtwind taucht mir in die feuchten Locken,

und meine Seele schlummert ein.

Quelle:
Richard Dehmel: Erlösungen, Stuttgart 1891, S. 73-74.
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