Vierter Auftritt.

[161] Vorige ohne Ernestine.


KOMMERZIENRATH der Ernestinens Aeußerung gehört. Den Hund? den Phylax? – Er ist doch nicht hier im Salon?

ELISE. Bleiben Sie doch sitzen, lieber Onkel, es ist nichts.

HERR VON KIEL. Der Phylax war vorhin im Garten, soll ich ihn holen?

KOMMERZIENRATH. Nein doch! Nein doch! Was soll die Bestie unter Menschen? Warum ist er nicht an der Kette?

ELISE. Beruhigen Sie sich doch, er kommt nicht herein.

KOMMERZIENRATH. Ich wollte mir's auch verbitten.

ELISE zum Landrath. Sagen Sie geschwind, Vetter, macht Ernestine sich keine eitle Hoffnungen? Sie glaubt, Willnow werde in Kurzem versorgt seyn.

LANDRATH. Meine gestern erhaltenen Papiere haben diese Hoffnung bestätigt. Es ist alles geordnet, nach der Erndte kann er Anstalt zur Hochzeit treffen.

ELISE. Sie machen das Glück eines lieben Mädchens.

KOMMERZIENRATH lesend. Da, da haben wir's! – Seht Ihr! – Schon wieder ein Unglück durch einen[162] tollen Hund geschehen. Elise, ich bitte Dich, stehn denn die Hofhunde bei uns unter gehöriger Aufsicht?

ELISE lachend. Ja doch, lieber Onkel!

KOMMERZIENRATH. Lache nicht, Mädchen, ich sage Dir, ein Unglück ist bald geschehen. Ich gehe gern jedem Hunde aus dem Wege, im Sommer gar, auf funfzig Schritte schon. – Ist's nicht unverantwortlich, hat der Schlingel, der Martin neulich dem Phylax den Schweif gekappt, wie soll man ihm nun ansehn, ob er gesund oder toll ist?

HERR VON KIEL. Ach das ist delizios!

ELISE lachend. Wir wollen eine Kommission niedersetzen, die täglich über den Hundeverstand auf unsrem Hofe Bericht abstatten soll.

KOMMERZIENRATH. Ach geh, mit Dir ist nicht vernünftig zu reden.

ELISE. O nicht böse seyn, Onkelchen.

HERR VON KIEL. Die jetzige Hitze macht die Sache freilich bedenklich.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 161-163.
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