Achter Auftritt.

[207] Hr. v. Kiel tritt links auf, das Futteral mit den Pistolen in der Hand. Vorige.


HERR VON KIEL. Glück zur Operation, Herr Landrath! Bedaure, daß ich störe.

LANDRATH. Ohne Ursach, Herr von Kiel.

HERR VON KIEL. In so zärtlichen Annäherungen ist man ungern gestört. Soll ich wieder gehen?

ERNESTINE. Herr von Kiel, Sie sind beleidigend.[207]

LANDRATH. Aendern Sie Ihre Reden, Herr von Kiel; mit der Ehre eines rechtlichen Mädchens darf man nicht so leicht umgehen, als mit gefundenen Versen.

HERR VON KIEL. Gefundenen Versen? – Ah so! Lacht laut. Ja der Spaß war deliziös! Ich merke, Herr Landrath, ich bin so unglücklich, Ihnen immer die besten Pointen wegzufangen. Aber wenn Sie wollen, lasse ich Sie allein. Nur glauben Sie mir, es ist ein kleines sprödes Kätzchen, Er legt ihr den Arm um die Taille. Sie werden auch nicht weit mit ihr kommen.

ERNESTINE bedeckt die Augen mit den Händen. Abscheulich!

LANDRATH macht seinen Arm los. Sie sind unverschämt!

HERR VON KIEL. Was unterfangen Sie sich, Herr Landrath?! –

LANDRATH. Nichts, als was Ihr Betragen von mir fordert.

ERNESTINE. Lassen Sie, Herr Landrath, ich danke Ihnen für Ihre Vertheidigung, aber meine Genugthuung für diese schändlichen Schmähungen werde ich bei meinem Fräulein suchen.

HERR VON KIEL spöttisch. Das wird der Herr Landrath nicht zugeben, weil sonst die süßen Vertraulichkeiten, von denen ich so eben Zeuge war, dabei auch zur Sprache kommen müßten.

LANDRATH. Ihr Betragen ist völlig unwürdig, Herr von Kiel.[208]

HERR VON KIEL. Herr Brückner, Sie werden Ihre Ausdrücke auf der Stelle zurücknehmen.

LANDRATH. Machen Sie Ihr Betragen gegen dies junge Mädchen wieder gut.

ERNESTINE heftig. Das will ich nicht. Herr von Kiel kann mir weder Ehre nehmen, noch Ehre geben. Zu ihm. Aber Sie sollen sehen, mein Herr, daß man auch ein Mädchen nicht ungestraft beleidigt. Wenn alle Andere Ihre Impertinenzen hinnehmen, so sollen Sie an mir eine schlimme Gegnerin finden. Weinend. O lachen Sie nur höhnisch dazu, Sie abscheulicher Mensch, es soll Ihnen wohl noch vergehen; geben Sie Acht, Sie sollen an mich den ken! Rechts ab.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 207-209.
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