Fünfter Auftritt.

[226] LANDRATH allein. Das gute, liebe, drollige Kind! Hat sie nicht Recht, diesen heiteren Ton anzugeben, wozu nützt alle Bedenklichkeit? Ich will einmal die Sache nicht so schwer nehmen, will ihr einmal mit leichtem frohen Muthe in's Auge sehn. Und wenn ich's recht bedenke, ist es wahr, Elise kann nicht ungünstig für mich gestimmt seyn, gerade heut nicht. Wahrhaftig, mir ist, als könnte mir die Werbung gar nicht fehlschlagen, – gewiß ich war ein Narr mit meiner Scheu und Blödigkeit. Ich will auch all den Scrupeln valet geben, frisch gewagt soll ja halb gewonnen seyn; und wenn es mir gelingt, – o du mein Gott, wenn es gelingt – ich kann die Seligkeit kaum[226] ausdenken! – Dann will ich aber auch ein ganz andrer Mensch werden. Ich will gesellig werden, heiter, munter, unterhaltend; o ich bin ja doch gar nicht so schwer und langweilig als es aussieht. Jubeln und singen will ich den ganzen Tag, und tanzen dazu. Ja wahrhaftig, Elise liebt den Tanz, ich will noch tanzen lernen! So ungeschickt bin ich doch nicht, daß ich das nicht sollte zu Stande bringen? Er versucht verstohlen Pas zu machen. Dann kann Herr von Kiel seine Touren für sich behalten, dann tanze ich mit Elisen den Cotillon Er hat immer lebhafter getanzt, jetzt thut er es ganz frei und lustig. lalala! lala! lala! lala! Sieht in die Scene links, erschrickt. Ach du mein Gott! Da kommt sie. – Hat sie mich hier tanzen gesehn? O gewiß, gewiß! Nun muß sie mich ja wieder auslachen, das ist gar nicht anders möglich. Jetzt kann ich ihr nicht unter die Augen treten. Wohin verberge ich mich? Halt, dorthin. Er schlüpft hinter die Estrade. Nein, das war doch wieder eine unbegreifliche Tölpelei!


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 226-227.
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