4. Alea jacta est

[9] (An Helena.)


Nun liegt das Meer zu meinen Füßen,

Das morgen mich von dannen trägt;

Doch auf den Trost, den einzig süßen,

Bei dem mein Herz noch hoffend schlägt:

Laß mich auf deine Freundschaft bauen.

Ich will mit trauervollem Blick,

Noch einmal, einmal rückwärts schauen

Und dann erfüllen mein Geschick.


Ich habe viel um dich gelitten,

Mehr als du je geglaubt, geahnt;

Nun ist ein heißer Sieg erstritten,

Ein neuer Kampfplatz angebahnt.

Doch wie ein Kind mit bangen Fragen

Sich schmeichelnd an die Mutter schmiegt,

Möcht' ich dir alles, alles sagen,

Was schwer mir auf der Seele liegt.
[10]

Wie sich am Fels die Wellen brechen,

Zersplittert all mein Hoffen sich,

Ich soll nicht Treue dir versprechen,

Und immer denk' ich nur an dich;

Zur Rettung oder zum Verderben

Spült morgen mich das Weltmeer fort –

Hinaus, hinaus! Um nicht zu sterben,

Geliebte! dies mein Abschiedswort. –


(Dezember 1843.)


Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 9-11.
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