6.

[95] Engel des Lichts! Hast du es so gewollt,

Daß der Orkan uns nicht die Masten splittre,

Daß jetzt des Mondes Glanz herniederzittre,

Zum Zeichen, daß Jehovah nicht mehr grollt?

Schickst du mir solche Grüße und Symbole?

Beschirmst du unsre Flagge und Bussole?[95]

Und trägt das Weltmeer mich zum fernsten Pole,

Engel des Lichts, hast du es so gewollt?


Engel der Finsternis! An deine Brust

Warf mein Verhängnis mich, mein unheilvolles.

Sagt an, ihr guten Mächte: Darf es, soll es

Verschlingen, was sich keiner Schuld bewußt?

Nein! keiner Schuld, die nicht zu sühnen wäre;

Und doch, wo sind die Tempel und Altäre?

Engel der Finsternis! Komm und erkläre

Des Lebens Rätsel mir an deiner Brust.

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 95-96.
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