Zum lebendigen menschen můß man sich gůts vnd böß versehē.

[8] Nichts bestendigs ist bei allen Adams kindern / sondern nach dem zwölff stund am tag seind / ist ein ieder wie sein glück ab od' zů geht / Also / daß er ein jar etwas halten sol / zuletst aber fellt es ab. Darumb sagt Salomon / Wilt du für einen geloben / so gdenck daß du bezalest / Denn weil Gott an einem menschen helt / so helt der mensch auch / wo Gott nimmer helt /da helt der mensch auch nimmer. Wer nun mit den leutten můß vmbgehen / der lerne diß Sprichwort. Widerfert jm ein vntrewe / so sagt er: Wolan / ich habe es zuuor wol gewußt / daß es ein mensch wer / zu dem ich mich solchs vermůten must / wirt jm die vntrew nit so schwer als sonst / Denn sonst würt er müssen sagen: Ich hett mich eines solchen nimmermer versehen / vnnd würt jm das vnglück souil dester grösser.

Got gehört der rhům allein zů / daß er glauben vnnd trew halte vnuerbrochlich / vnd keinem menschen Einem menschen mag man vertrawen / doch also / daß ich wisse / er könde wol schwancken / vnd mich betriegen. Die liebe versihet sich zu eynem jeglichen alles gůten. Ja sie helt eynen jeden höher vnd besser dann sich selbs / sie vertrawt vnd glaubt einem jedē. Aber der seligkeyt halben hangt dz hertz durch den glauben lauter vnd bloß an Gott. Darumb decket auch die liebe zů die menge der sünden / Wenn jhr jemands vntrew beweiset / so schmucket sie es / decket es / heylet es / vnd tröstet den vnfall anderer leut.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 8.
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