IIII.


Bias von Prienen.

[387] Avff erden ist kein edler haab /

Denn daß mann gůts gewissen hab.

Das gröste vnglück das da kan

Auff erd einn menschen übergan /

Ist dises / daß zu mancher frist /

Ein mensch des andern teuffel ist.

Wer lauter gar nichts mehr begert /

Der mag gnent werden reich auff erd.

Hergegen arm der jhenig ist /

Der mehr begert zu aller frist:

Das ist ein fromm rechtschaffen hertz /

Welchs / ob es wol möcht / iemād schmertz /

Jamer / zůfügen / vnd vnglück /

Braucht es doch gar kein arge dück.

Der aber ein boßhafftig man /

Der gern wolt iemand schaden than /

Wenns jm nur werden möcht so gůt /

Wie offt mancher gottloser thůt.

Was gůt that hast empfangen du /

Schreib Gott alleyn dem schöpffer zů.

Vnd weil noch starck vnd jung du bist /

Schaw daß du dich vffs alterrüst.

Das darff gar vil / drumb lern / dauan

Du möchst einmal dein narung han.

Keuscheit vnd zucht du allzeit hab /

Fürd aller höchste morgengab.

Was du auff erd wilt fahen an /

Darinn solt nit bald schliessen than.

Weg mans / nit wags / bedenck mans wol /

Als denn mans bhend vollenden sol.

Glück laß du dich nit wunder nemen /

Es kan hofiern vnd wider klemmen.[387]

Ein lüg des hertzen diebstal ist.

So vil hab ich zu diser frist

Euch sagen wölln. Gehabt euch wol /

Vnd nempt für gůt zu disem mol.

Die tugent ehrt / vnd laßts euch sein

Vilköstlicher denn edelgstein.

Gold / silber / edle stein vergehn /

Zucht / kunst vnd tugent ewig bstehn.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 387-388.
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