Halt zu die Tür!

[91] Ich sehne mich wohin, weit, weit,

Wo frei der Weg und frei der Wind,

Wo stille Wälder schattend stehn,

Wo keine Augen fragend sehn:

Du wunderliches Menschenkind.


Ich hungere nach Heimlichkeit.

Zu viel hab ich der Welt vertraut.

Was stieß ich auf des Herzens Tor?

Die blöde Menge steht davor,

Hat in mein Heiligstes geschaut.


O sei nicht allzugastbereit.

Halt zu die Tür, halt zu die Tür!

Ein Winkel muß dein eigen sein,

Wohin kein Fremder sich drängt ein,

Und böt den Himmel er dafür.


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 91.
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