Die Histori der Himelfart

[831] 1.

Als Christus nun wolt faren auf,

beruft er seiner Jünger hauf,

Vnd fürt zum Olberg sie hinaus:

da fragtē sie jn all foraus,


2.

Ob er jzunt aufrichten wöl

das verhaisen Reich Israel:

Den antwort er ›Euch gbüret nicht,

zu wissen zeit vnd stund der gschicht,


3.

Dan solchs der Vater forbehalt

seiner ainigen macht vnd gwalt,

Aber für gwis will ich euch sagen,

das jr werdet nach kurzen tagen


4.

Des Hailigen Gaistes kraft empfangen,

vnn als dan werd jr, nicht nach langem,

Ausgan inn die ganz weite Welt,

vnd meine Zeugen sein bestelt.‹


5.

Darauf mit aufgehabnen häuden

segnet er sie all an den enden:

Als sie nun sein gros achtung gaben,

da ward zusehens er aufghaben.


6.

Dan ain Wolk, so heraber kam,

für jrē augen jn wegnam,

Vnd in dem sie jm steif nachsehen,

zwen Engel sie bei jm stehn sehen,


7.

Sprechend ›Was secht gen Himmel jr?

der Jesus, nach dem jr habt bgir

Vnd von euch ist inn Himel gnommen,

wird solcher gstalt noch wider kommen.‹


8.

O Jesu Christe, komm nur bald,

erweis, das du hast allen gwalt

Inn Himel vnd auf Erd allain,

vnd erlös ans der Welt dein Gmain.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Leipzig 1874, S. 831.
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