Achtes Kapitel.

Der Thee.

[17] Die Stunde zur Assemblee hatte geschlagen, und der Baron ermangelte nicht, sich einzufinden. Er fand eine glänzende Gesellschaft Damen, unter denen auch wirklich die Oberstin war.

Er ist zum Küssen! sagte die Gräfin leise und mit einem bedeutenden Lächeln. – Er ist der schönste Mann, den ich gesehen habe! gab[17] die Oberstin eben so zur Antwort. – Finden Sie nicht, daß er ein wenig stärker geworden ist? fragte die Gräfin wieder. – Ich dächte, auch seine Couleur wär schöner! erwiederte die Oberstin.

Indessen näherte sich der Baron den beiden Damen mit vieler Grazie. Er setzte sich zu ihnen, und glaubte für die eine scheinen zu müssen, was er für die andere wirklich war. So ließ er bei der Gräfin seine Galanterie, bei der Oberstin seine Empfindungen sprechen. Eine hielt die andere für seine Geliebte, beide beobachteten sich mit Lächeln, und jede schien zufrieden mit ihm zu sein.

Wie gefällt es Ihnen wieder in C –? fragte ihn die Gräfin mit einem bedeutenden Blicke.

Der Baron: Nie war ich so glücklich, meine Gnädige! Ich würde C – unmöglich wieder verlassen können.

Aber liebe Gräfin, fieng die Oberstin mit einem schalkhaften Tone an, Sie werden doch den Winter bei uns zubringen?

Und Sie, liebe Oberstin, bleiben doch auch hier? erwiederte diese mit demselben Accente, indeß der Baron beide, wiewohl mit verschiedenen Empfindungen ansahe. – Sie machen mich zittern, meine Damen! sagte er etwas verlegen, wenn Sie von Ihrer Abreise sprechen.[18]

Sein Sie unbesorgt, fiel die Gräfin ein, meine charmante Nachbarin wird uns noch lange das Vergnügen lassen.

Sie wird sich ganz nach der liebenswürdigen Gräfin Auguste richten, erwiederte die Oberstin, indeß ihr Ton ein wenig ironisch zu sein schien.

Vous me rendes la vie! sagte der Baron mit Wärme, und seine Augen begegneten der Oberstin ihren. Die Gräfin schien zu triumphiren, und war äußerst vergnügt. Meine Leserinnen werden das für unmöglich halten, aber es wird sich alles erklären.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 17-19.
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