Siebenzehntes Kapitel.

Sie haben Recht.

[34] Indessen kam der Graf nach Hause, und war vor Wuth und Eifersucht außer sich. Er hätte beide durchbohren, er hätte sich selbst ermorden mögen. Nein, es ist unmöglich, schmerzlicher zu leiden.

Der Morgen brach an, er hatte kein Auge zugethan; man meldete den Obersten. Er erschrack und fürchtete eine Erklärung: dennoch mußte er ihn annehmen. Der Oberste trat triumphirend[34] herein, und erzählte ihm alles, was wir wissen. – Der Spitzbube wollte eben das Cabinet aufbrechen, sagte er, aber ich habe ihn zugedeckt! Alle Teufel! – Er soll daran denken! Kein Stockschlag wurde vergessen. Der Graf fühlte jeden noch einmal, und sein blauer Rücken bestätigte es mehr als zu sehr.

Aber lieber Oberster! sagte er boshaft: Wissen Sie auch gewiß, daß es ein Spitzbube war.

Der Oberste: Was! Was! Ich sollte es nicht wissen? – Es war ja noch Mitternacht und in der Finsterniß, und allein –

Der Graf: Aber zuweilen –

Der Oberste: Was zuweilen? Ich glaube an keine Geister –

Der Graf: Ich auch nicht! Aber man hat Beispiele – Suchen Sie mir im Cabinete – Es giebt gar honette Diebe!

Der Oberste: Was, im Cabinete? Wir haben das ganze Haus durchsucht!

Der Graf: Und nichts gefunden? Nun so steckt er sicher im Cabinete.

Der Oberste: Ich dachte gar im Bette! – meine Frau hat ja den Schlüssel dazu; die Fenster sind vergittert, wo soll er sonst hinkommen?

Der Graf: Aber er kann auch einen Dietrich[35] haben, lieber Oberster! – Wie ich Ihnen sage: man muß gar vorsichtig sein. Es gibt der Beispiele – Vielleicht ist's dem Diebe nicht sowohl um Ihr Geld zu thun, als –

Der Oberste: Nun warum denn? – Um mein Leben? – Alle Teufel, das wollt' ich sehen!

Der Graf: Wenn auch nicht gerade um Ihr Leben – Vielleicht –

Der Oberste: Um meiner Frau ihres?

Der Graf: Wer weiß? Wie ich Ihnen sage: sein Sie vorsichtig, suchen Sie in dem Cabinete.

Der Oberste: Sie haben Recht! Ja wahrhaftig, Sie haben Recht! Sie bringen mich auf eine Idee – Ja, ja, meiner Treu! – Mit diesen Worten stürzte er fort, und eilte gerade nach Hause.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 34-36.
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