Zehntes Kapitel.

[79] Die Gräfin hatte ein Kammermädchen, das neben ihr schlief, und nicht weit davon war ein Offizier logirt, so daß alle diese Zimmer in einer Reihe waren. Das Kammermädchen und der Offizier hatten sich verständigt, und er wollte[79] jetzt zu ihr gehen, um die Sache vollends in's Reine zu bringen.

Er tritt in ein Zimmer, und hört zwei Personen athmen. Er horcht. – Sollte sie mich betrogen haben? – Langsam schlich er zum Bette, streckte seine Hand aus, und faßte der Gräfin ihre.

Um Gotteswillen! sagte sie leise, und drückte sie an sich. – Mein Gemahl! – Der Offizier merkte die Verwechselung, beschloß aber sie zu benutzen. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er sie in seine Arme; seine Küsse bedeckten ihren Busen; umschlang sie, und trug sie in das nächste Zimmer.

Aber lieber Junge! sagte sie zärtlich und zitternd: was willst du machen? – Ohne zu sprechen, wußte er ihre Frage im Augenblick zu beantworten, und ihre süßen Träume waren erfüllt. O wie innig drückte sie ihn an ihren Busen! Wie viel zärtliche Namen! Wie viel glühende Küsse! Welcher Unterschied!

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 79-80.
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