27. Auf seiner Magnificenz Herrn L. Philipp Krusens Namenstag in Revel 1635

1635 Mai 1.


Ists der nicht, den wir so begehret,

der oft gewündschte liebe Tag?

Ja, ja, er ists! Uns wird gewähret,

was Ieder so zu hoffen pflag.

Ja, ja, er ists! Drum laßt uns freuen!

Er ists, der erste von dem Maien.


Der Zephyr bult noch mit der Floren.

Die Venus sucht Anchisen itzt,

der sich vorlängst von ihr verloren:

schaut, wie die schöne Frau doch schwitzt![365]

So viel' der Tropfen von ihr fließen,

so viel' sieht man der Blumen sprießen.


Herr, dieser Kranz wird nicht verwelken

den wir euch winden in das Haar.

Kein Klee, kein Eiswig, keine Nelken,

ganz keine von der Blumenschaar,

die kaum so lange tauren können,

die dienen euren grünen Sinnen.


Seid frisch am Geist' und auch am Leibe,

seid glückhaft allzeit, wie ihr seid,

daß man inkünftig von euch schreibe:

der Man erfuhre ganz kein Leid!

Und was wir sonst mehr Gutes denken,

das wird euch unser Himmel schenken.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 81-82,365-366.
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