47. Unter eines Andern seinem Namen

[386] 1638.


Heran, gewündschter Tag, heran

und dupple deinen Schein!

Ob ich die gleich nicht küssen kan,

so soll gebunden sein.

Doch, geht ihr gleich frei aus die Hand,

ihr Herze weiß sein rechtes Band.


Beständig hab' ich mich bedacht,

sie bleibets, wie sies ist,

die mich alleine frölich macht,

die ihm mein Wundsch erkiest,

der mehr nichts will auf aller Welt,

als daß sich Treue bei ihm hält.


An ihr vergnüget sich mein Mut;

mein Alles, das ist sie.

Sie einig ist mein höchstes Gut,

die Herzgeliebte, die.

Wenn Liebe Gegenliebe weiß,

das hat für allen Schätzen Preis.
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Und muß ich noch einmal so weit

durch wilde See und Land,

mein Sin ist bei ihr allezeit,

und ihrer ist mein Pfand.

Doch, daß ihr Mund mich nicht lacht an,

das macht, daß ich nicht froh sein kan.


Bleib' ewig so, als wie du bist!

Ich ändre nichts an mir.

Es ist um eine kurze Frist,

so bin ich stets bei dir.

Mein Tod, o Leben, wird allein

bei dir mir zuckersüße sein.


Aus diesem Becher schenk' ich dir,

mein Herze; trink' es Schatz!

Dich einig setz' ich allen für,

du hast der Liebsten Platz.

Und diß Wort laß den Bürgen sein,

bis ich mich einsten selbst stell' ein!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 386-387.
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