30. Auf seinen Namenstag, unter währender Reise auf der Ocke begangen, 1636 Juni 29.

[474] So komme du denn her, du schönste der Najaden,

weil meine Basile, das himmelsschöne Kind,

mich itzt nicht binden kan, um daß wir ferne sind,

komm, Ocke, Zier der Lust, mit deinen Oreaden


und Hamadryaden, die oftmals mit dir baden,

komm, binde mich für sie. Der kühle Westenwind

bricht Blumen durch den Tal, da manche Nymphe rinnt

und schwimmet auf uns zu, mit Farben schwer beladen.


Lies Rosen, Münze, Klee, Borrag und Quendel aus,

mach für mein Haupt und Hand mir einen Kranz und Strauß

und hauch' ein Lüftlein drein, das nach der Liebe rüche.


Ihr andern gehet aus, führt ein belaubtes Zelt

von jungen Ästen auf. So ist es wol bestellt.

So will ich frölich sein, bis Phöbus sich verkriche.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 474.
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