Das Pferd und der Esel

[151] Ein Pferd, dem Geist und Mut recht aus den Augen sahn,

Ging, stolz auf sich und seinen Mann,

Und stieß (wie leicht ist nicht ein falscher Schritt gethan!)

Vor großem Feuer einmal an.

Ein träger Esel sah's und lachte:

»Wer«, sprach er, »würd' es mir verzeihn,

Wenn ich dergleichen Fehler machte?

Ich geh' den ganzen Tag und stoß' an keinen Stein.«

»Schweig«, rief das Pferd, »du bist zu meinem Unbedachte,

Zu meinen Fehlern viel zu klein.«

Quelle:
Christian Fürchtegott Gellert: Werke, Band 1, Frankfurt a.M. 1979, S. 151.
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