IX

[19] Nicht forsche welchem spruch das höchste lob

Und welchem sang der kranz gebührt am fest!

Was gestern sturm durch herbe felder schnob

Ist heut im lorbeerbusch geweihter west.


Bald war es leuchtende und reine saat

Kristalle die durch klaren morgen schien

Bald finster-ädrig fliessender achat

Dann wie ein heftig sprühender rubin.


Was als ein rieseln kam gelind und lau

In der verlassenen welkenden allee

Und mehr nicht als ein tropfen duftiger tau

Der von der blume fiel zum tiefen see:


Ward volle feuchte die den berg durchbrach

Und die in dunkelsten mittnächten dann

Als jäher strahl ins herz der felsen stach

Wie eine rote quelle sprang und rann.

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 19-20.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 5: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Der Teppich Des Lebens: Und Die Lieder Von Traum Und Tod Mit Einem Vorspiel (German Edition)