DAS KLOSTER

[54] Mit wenig brüdern flieht die lauten horden

Eh eure kraft verwelkt im kalten gift

Erbaut nach jungem wunsch das friedensstift

In einem stillen tal für euren orden.


Gewiegt von gleicher stunden mildem klang

Ist euch der keuschen erde arbeit heilig

Der tag verrinnt im wirken siebenteilig

Euch und der reinen schar die ich euch dang.


Umschlungen ohne lechzende begierde

Gefreundet ohne bangenden verdruss –

So flieht im abend schluchzen wort und kuss ..

Und solches ist der frommen paare zierde:


Von ebnem leid von ebner lust verzehrt

Zur blauen schönheit ihren blick zu richten

Geweihtes streben göttlichstes verzichten –

Wie einst ein mönch aus Fiesole gelehrt.

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 54-55.
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