1778

[204] 3/660.


An Charlotte von Stein

Ich habe gestern Abend viel an Sie gedacht indem ich Briefe und das ganze Vergangne Jahr zusammen packte.

Ich mögt Ihnen so gern was zum neuen Jahre schicken und finde nichts, ich bin in Versuchung kommen Ihnen von meinen Haaren zu schicken und hatte sie schon aufgebunden, als mirs war als wenn diese Bande keinen Zauber für Sie hätten. Heut werd Ich Sie doch einmal finden.

[Weimar] d. 1. Jan. 78.

G.[204]


3/661.


An Charlotte von Stein

Ich habe heut von diesem Zeug gekriegt habe mich davon bekleidet und bleibt noch so viel übrig. Wickeln Sie sich drein.

Adieu Gold.

G.


3/662.


An Charlotte von Stein

Nehmen Sie hier den Schlüssel zu meinen Gegenden, den andern Schlüssel haben Sie lang. Ich hab Launen so scheints, denn ich hab Unrecht und hab doch Picks, und weis dass ich unrecht habe. Aber es scheint ich soll wieder einmal fühlen dass ich Sie sehr lieb habe, und was ich Sie gekostet habe u.s.w. Dem sey wies wolle, ich mag und kan Sie nicht sehn. Adieu beste. [Weimar] d. 9. Jan. 78.

G.


3/663.


An Charlotte von Stein

Dancke für die leibliche Nahrung. Der alte Eckhof ist bey mir. Wir scheinen unsre Empfindungen neuerdings auf Spizzen zu sezzen. Adieu Gold. Es ist und bleibt doch immer beym Alten.

[Weimar] d. 11. Jan. 78.

G.[205]


3/664.


An Johann Heinrich Merck

[Weimar] den 11. Jan. 78.

Die Kupfer sind sehr zur rechten Zeit angekommen und haben uns grose Freude gemacht. Der Herzog hat sich recht dran ergözt; es ist wunderbar wie sich sein Gefühl an diesen Sachen geschwind aufschliest. Die Suyderhofs hab ich noch gar nicht gekannt und ich bin über die Treue, Reinheit, Rundheit und über das Kräftige in der bedächtigen Manier erstaunt. Solltest du einige von denen Goudts nach Elsheimer erwischen können, so kauf sie. Übrigens aber nichts als dezidirte Meisterstücke. In der Folge einmal die Callots. Der Mutter hab ich selbst geschrieben. Hier ein Abdruck von einer der Platten, ein wenig durchgegangen. Die Götter haben mir im Zeichnen neuerdings grose Eröffnungen gethan. Adieu. Schreib manchmal. Die Gegend um meinen Garten wird aufs Frühjahr unendlich schön, ich hab einige seltsam romantische Flecken ge- und erfunden. Möchtest du kommen können. Der Herzog hatte etlichemal grose Lust dich als Cammerrath nach Eisenach zu haben, aber ich sagte ihm, alte Bäume verpflanzten sich nicht gut. Leb wohl.[206]


3/665.


An Charlotte von Stein

Wollen Sie den Plaz vor der Höle aufgeräumt und Feuer dahin haben so melden Sie mirs. Ist heute Tanz Probe so komm ich um zehn. Ich habe heute früh schon meine traurigen stockenden Geister im Schnee gebadet ich dencke das soll ihnen frische Sinnen geben.

[Weimar] d. 12. Jan. 78.

G.


3/666.


An Charlotte von Stein

Statt meiner kommt ein Blätgen. Da ich von Ihnen wegging, konnt ich nicht zeichnen. Es waren Arbeiter unten, und ich erfand ein seltsam Pläzgen wo das Andencken der armen Cristel verborgen stehn wird. Das war was mir heut noch an meiner Idee misfiel, dass es so am Weeg wäre, wo man weder hintreten und beten, noch lieben soll. Ich hab mit Jentschen ein gut Stück Felsen ausgehölt, man übersieht von da, in höchster Abgeschiedenheit, ihre lezte Pfade und den Ort ihres Tods. Wir haben bis in die Nacht gearbeitet, zulezt ich noch allein bis in ihre Todtes Stunde, es war eben so ein Abend. Orion stand so schön am Himmel als wie wir von Tiefurth fröhlich heraufritten. Ich habe an Erinnerungen und Gedancken iust genug, und kan wieder aus[207] meinem Hause. Gute Nacht Engel, schonen Sie sich und gehn nicht herunter. Diese einladende Trauer hat was gefährlich anziehendes wie das Wasser selbst, und der Abglanz der Sterne des Himmels der aus beyden leuchtet lockt uns. Gute Nacht, ich kans meinen Jungen nicht verdencken die nun Nachts nur zu dreyen einen Gang hinüber wagen, eben die Saiten der Menschheit werden an ihnen gerührt, nur geben sie einen rohern Klang.

[Weimar] d. 19. Jan. 78.

G.


3/667.


An Johann Christian Kestner

Dancke recht sehr für das überschickte, und bitt euch besonders um die Abänderungen und Verbesserungen, weil mir daran am meisten gelegen ist. Was es kostet will ich gern ersezzen es sey was es wolle.

Viel Glück zur Vermehrung und Entblatterung der Familie. Es wird doch artig seyn, wenn ich euch einmal besuche und ihr mir mit einem halbduzzend solcher Figürgen aufwarten könnt.

Grüse Lotten, und wenn ich auch im Styl mit unter Geheim Räthisch werde, so bleibt doch leider das übrige ziemlich im alten. Grüse Sophien.

Adieu. [Weimar] d. 23. Jan. 78.

Apropos ist denn Lotte immer noch so schnippisch? Schickt mir doch einmal Eure Silhouetten, und Sophies und der Kinder.[208]


[209] 3/671.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Die drey ersten Punckte weitres zugestanden.

Was den vierten betrifft ob gleich der Vordersaz falsch ist so sey doch auch Ihnen das unüberwindliche Gelüst mich zu schelten gewährt. Nur dass Sie mir diesen Titel nie geben wenn ich ihn verdiene, und nie als wenn Sie mich recht lieb haben. Adieu. Wir haben gestern gethorheitet, und heut lang geschlafen, ich habe mich mich von Punsch und Wein Abends enthalten und kan meine Rolle recht schön.

G.


3/672.


An Charlotte von Stein

Es ist doch hübsch von Ihnen dass Sie den den Sie nicht mehr lieben doch mit eingemachten Früchten nähren wollen. Dafür danck ich. Obs gleich aussieht als wenn Sie mir Gerichte schickten damit ich nicht kommen solle sie bey Ihnen zu verzehren. [Weimar] d. 1. Febr. 78.

G.[210]


3/673.


An Charlotte von Stein

Ich fühle dass ich heute wieder im Verborgnen bleiben muss. Meine Küche giebt mir nur Erbsen und Wurst, nach 12 schick ich Sie noch um einen Beytrag zu bitten. Es ist mir als wenn eine Verändrung in mir vorging ich weis aber noch nicht zu deuten.

[Weimar] d. 11. Febr. 78.

G.

Schicken Sie mir auch einen Wandleuchter mit Arm.[211]


3/673a.


An den Grafen Heinrich XXVI.zu Reuß-Ebersdorf

Hochgebohrner Reichsgraf

gnädiger Herr,

Auf Ew. Exzell. Verlangen einige Urkunden aus unserm Archive abschrifftl. zu besizzen haben Durchl. der Herzog, so gleich dem Archivarius Neuberger den Auftrag gegeben ein Verzeichniß derer die Hochdieselben interessiren könnten einzureichen, es ist auch dieses geschehen, und er hat Befehl erhalten ohne weitern Zeitverlust Ew. Exzell. die Abschrifften zuzuschicken.

Der Todt dieses wackern Manns der vor kurzem Erfolgt ist hat dieser Sache einen neuen Abstand gegeben, der sich doch gleich dadurch wieder hebt: daß der H. Canzler Schmidt nunmehro ohnermangel wird das von dem Seeligen unvollendete, zu Ew. Exzell. hoffentlicher Zufriedenheit ohngesäumt zu erfüllen.

Mit ausnehmendem Vergnügen über Ew. Exzell gnädiges Andencken unterzeichne mich mit vollkommener Ehrfurcht

Ew. Exzell.

unterthäniger

Diener

Weimar d. 13 Febr. 1778.

Goethe.[11]


3/674.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Schicken Sie mir ein Paar Stummel Wachslicht. Es dürfen keine ganze seyn, sondern Reste.[211]


3/676.


An Charlotte von Stein

Ich dancke recht sehr dass Sie mir in meine Einsamkeit und Mangel, Frizzen und ein Frühstück schicken wollen.

Wenn Sie mir was dazu von sich gesagt hätten wärs noch hübscher gewesen. Adieu. Ich schick Ihnen eine aufkeimende Blume, ich habe weiter nichts.

[Weimar] d. 18. Febr. 78.

G.


3/677.


An Charlotte von Stein

Hier etwas zum Frühstück für Sie und für Frizzen. Die Götter seyen freundlich mit Ihnen wie sie's mit mir sind. Adieu. Kalt und licht ists in meinen Feldern wie Sie wohl von oben herein werden sehen können. [Weimar] d. 20. Febr. 78.

G.


3/678.


An Charlotte von Stein

Ihr gestrig Zettelgen kriegt ich durch Versehn erst heut früh. Hier schick ich etwas von den frühzeitigen Fröhlichkeiten der Welt. Möchten Sie die Blumen recht freundlich ansehen. Nach Tische komm ich wohl, schicken Sie mir durch überbringern meinen Schwartenmagen[212] und eine Bratwurst. mein Meelkasten ist gestern angekommen und macht mir grose Freude auch sind der schönsten Weinfächser von Franckfurt gekommen die ich an der Vorderseite meines hauses anpflanzen will. Ade Gold. [Weimar] d. 25. Febr. 78.

G.[213]


3/678a.


An Anton von Catharin?

Hochwohlgebohrner

Hochgeehrtester Herr,

Ich befinde mich in den Fall Sie für einige unbekannte Personen um eine Gefälligkeit zu ersuchen. Aus beyliegender Zeitung werden Sie sehen können wie ein Freyherr von Tost in Gräz gestorben, einen seiner Verwandten Nahmens Träger zum Erben eingesetzt und diesem 3 Geschwistere von Lampen substituirt. Diese letztern haben sich an mich gewendet um durch Vermittlung Ew. Hochwohlgeb. nähere Nachricht von der Erbschaft, wie hoch sie sich belaufe, etwa eine Abschrift des Testaments, sonstige Umstände, auch wohl eine sichere Adresse in Gräz zu erhalten. Sie wissen zwar selbst nicht ob ihr Vorgesetzter Träger noch am Leben, wünschen aber doch sehr nähere Wissenschaft, die ihnen unmittelbaar zu erlangen schweer zu seyn scheint.

Verzeihe Sie meine Freyheit und versichern Sich daß ich mit aller Hochachtung sey

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamster Diener

Weimar d. 28 Febr. 78.

Goethe[12]


3/679.


An Carl Ludwig von Knebel

[Weimar, Januar oder Februar 1778.]

Hier, mein lieber, das erste Buch meines Romans. Ohngefähr der achte Theil desselben. Ich wünschte von dir zu hören, wie er sich ließt und ob diese Introduzzione würdige Erwartungen erregt?

G.


3/680.


An Charlotte von Stein

Ihren Friz mit Blumen und Früchten schick ich Ihnen wieder das schönste was mir iezt die Welt hat. Er mag ihnen unsere Possen und leben erzählen. Adieu. [Weimar] d. 7. März 78.

G.


3/681.


An Auguste Gräfin zu Stolberg

Beste! heute nur ein Wort, und ein paar Lieder von mir, komponirt von einem lieben Jungen, dem[213] Fülle im Herzen ist. Hier auch ein Schattenriss von Klopstock. Die Lieder lassen Sie nicht abschreiben auch nicht die Melodien. Nächstens kriegen Sie mehr. Hier indess eine Grabschrift:

Ich war ein Knabe warm und gut

Als Jüngling hatt ich frisches Blut

Versprach einst einen Mann

Gelitten hab ich und geliebt

Und liege nieder ohnbetrübt

Da ich nicht weiter kann.


[Weimar] den 17. Merz 78.

G.


3/682.


An Johann Heinrich Merck

Die Kupfer hab ich wohl erhalten – die Dürers kriegst du zurück der Herzog hat sie schon. Geld auch bald. Ich will auch Bertucchio schinden.

Beyliegend kriegst du von der Mutter meine neuste Tollheit, daraus du sehn wirst dass der Teufel der parodie noch reitet. Denck dir nun dazu alle Ackteurs bis zur Carrikatur phisiognomisch. Von den Kleidern sieh ein Echantillon bey der Mutter auf einer Zeichnung von Krause. Adieu das Blättgen von mir du meinst doch die Ruinen für Schr. sollst du haben. Dein Oheim ist sehr gut. Besonders da nur in der Folge die Ostentation der Einfalt der Leute in der Manier des Geschichtschreibers und nicht in ihnen lag.

[214] Neuerdings Bruder hab ich überhaupt über allerley Kunst schöne Aufschlüsse die ich dir mögt in allerley Wercklein sehn lassen. Auch mach ich manches in der Dumpfheit das wohl oft das beste ist. Hast du ein Lustspiel in I Ackt von mir gesehn? Die Geschwister?

Jezt macht uns aber der Eindringende Krieg ein ander Wesen. Da unser Kahn auch zwischen den Orlogschiffen gequetscht werden wird. Gott sey danck ich hab schönen Muth, und freyes Leben.

[Weimar] d. 18. März 78.

G.


3/683.


An Philipp Erasmus Reich

[Weimar, 19. März 1778.]

Hier was ich habe von der Phisiognomick das Blat 305 hatte zurückbehalten und erinnre mich nicht ob 306. 7. 8, schon bey Ihnen sind wenigstens hab ich sie nicht. melden Sie mirs doch.

G.


Zugleich schicke 17 Lsd. davon bitte 59 Thlr. an Hrn. Rost der die Benellische Handlung übernommen gegen Quittung zu bezahlen. das übrige auf Ihre Rechnung anzunehmen und mir gleichfalls ein quittirt Conto zu schicken.

G.[215]


3/684.


An Gottfried August Bürger

[Weimar, 19.? März 1778.]

Sie haben so lang nichts von Sich hören lassen, dass ich kaum weis wo Sie sind, und ich werde auch allen Menschen so fremd.

Sie erinnern sich der Unterzeichnung auf Ihren Homer. In der Gesellschaft sind freylich zeither Veränderungen vorgegangen, indess hab ich ein und funfzig Louisdor für Sie liegen. Schreiben Sie mir wohin ich sie schicken soll, denn ob Sie gleich, wie ich weis, sich noch nicht mit dürren Worten zur Fortsezzung Ihrer Arbeit öffentlich erboten haben, so will doch die Ausfordrung an Stolberg eben das sagen. Antworten Sie mir bald und schreiben was von sich.


3/685.


An Charlotte von Stein

[Weimar, 20.? März 1778.]

Willkommen liebe Frau. Der Mann ist von Ehringsdorf und heist Helfer. Edelsheim ist angekommen und Grüst Sie.

G.


3/686.


An Charlotte von Stein

Wollten Sie mir wohl ein halbduzzend Blätter Postpapier schicken, ich bin eben überm Silhouete[216] machen. Und den Band der Phisiognomick. Heut kom ich zum Essen. Adieu.

[Weimar] d. 22. März 78.

G.


3/687.


An Charlotte von Stein

Hier sind freundliche Blumen Sie für meine stumpfe Gesellschafft zu entschädigen. Wenn Sie iemand mit einem Korbe schicken wollen sollen Sie noch mehr haben, auch Radiesgen und Salat. [Weimar] d. 26. März 78.

G.


3/688.


An Charlotte von Stein

Wenngleich die Feyerlichkeit die Sie heute erwartet ein geringes Morgenbrodt des Einsiedlers auslöschen muss; so schick ich doch Ihnen und Frizzen ein Stück Kuchen. Die Götter sind lieblich im Frühlingsregen und warmen Wind.

[Weimar] d. lezten März 78.

G.


3/689.


An Charlotte von Stein

[Weimar, 10. oder 11. April 1778.]

Ich weis sehr wohl wie sie meine Picks tracktiren, dass es mir aber Ernst ist sehen Sie dadran dass ich nicht komme ob ich gleich gern käme.

[217] Adieu lieber Engel hier schick ich Ihnen Blumen. Wenn ich's übers Herz bringen kan so geh ich auf den Montag fort. Wenn man nicht sagen kan wie lieb man eins hat so scheints man wolle sich mit bösem helfen wenns im Guten nicht fort will.

G.


3/690.


An Charlotte von Stein

Hier haben Sie die Lieder und ein Blümlein Vergiss mein nicht. Der Himmel ist nicht wie gestern und ehegestern. Und ich weis nicht was für Ahndungen wie Spinnen mir übers Herz krabeln.

Ich wollt es wären Blähungen die vom Reiten vergehn. Adieu lieber Engel.

[Weimar] d. 13. Apr. 78.

G.


3/691.


An Charlotte von Stein

Weil sich des heutigen Tages Christen untereinander erfreuen sollen, schick ich Ihnen bey schönem Morgenschein einige Blumen meines Gartens. Wenn sie lieblich sind lieben Sie mich.

[Weimar] d. 1. Ostertag [19. April] 78.

G.


3/692.


An Gottfried August Bürger

Hier schick ich 51 Louisdor. wenn Sie dieses Jahr uns besuchten würden Sie uns grose Freude[218] machen. Nur schreiben Sie mirs vorher. Wir sind offt abwesend.

Weimar, den 20. April 78.

Goethe.


3/693.


An Charlotte von Stein

Eh ich abgehe schicke ich noch einen Straus und Bohn. da mein Würdiger Freund noch einen Plaz übrig hat, so fahr ich mit demselbigen hinüber. Adieu lieb Gold dancke für gestern Abend. Grüsen Sie Steinen. [Weimar] d. 21. Apr. 78.

G.


3/694.


An Charlotte von Stein

Das wollt ich Ihnen gestern zur guten Nacht schicken also das heut zum guten Morgen. Dass Sie nicht zu Haus waren, sagte mir es sey gut mit Ihnen.

[Weimar] d. 23. Apr. [1778.]

G.


3/695.


An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

[Weimar, 28. April 1778?]

Ich wünsche dass du es einrichtest dass ihr morgen Abend nach Sechsen zu mir in Garten kommt. Nachher wollt' ich der Herzoginn die Spässe drüben über[219] dem Stern gradatim zeigen. Darüber müsste auch Wielanden Silentium imponirt werden.

Diesen Brief übergieb!

G.


3/696.


An Charlotte von Stein

Ich dencke dass es Morgen sehr schön Wetter seyn wird wollten Sie die Partie nach Buffarth mit der Herzoginn arrangiren. Wir nähmen etwa Herders den Prinzen, Knebeln und Wedeln mit. Es müsste aber gleich ausgemacht werden wegen des Bestellens.

[Weimar] d. 1. May 78.

G.

Der Herzog und Stein verstehn sich von selbst. die Waldner hat ia den Dienst.


3/697.


An Charlotte von Stein

Eh Sie sich in den Freuden der Welt verlieren noch einen guten Abend und eine Blume von mir.

Die Kinder werden viel von unserm fehlgeschlagnen Versuch auf die Vestung zu erzählen haben. [Weimar] d. 2. May 78.

G.


3/698.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Da ist die Zeichnung an der ich so lange pinsele und die ich heut verdorben habe. Ich hätte weinen[220] mögen. Doch es muss auch gut seyn und nur durch Fehler die einen recht ärgern rückt man fort. Adieu Engel.

G.


3/699.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Diese Blumen sollen Ihnen gute Nacht sagen. Sehr ungern hab ich mich vertreiben lassen. Liebste beste Gute Nacht! und muthwillige Träume! die doch wenigstens niemand necken.

G.


3/700.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Ich muss Sie bitten nach 9 zu Hause zu kommen. Die H. wird mit süser Musik erscheinen. Indessen siz ich auf Ihrem Canape und schlaf eins, oder geh zu den Grasaffen oder in Garten oder alles 3.[221]


3/700a.


An Johann August Ludecus

Für Durchl. den Prinzen hab ich 10 Dukaten an Mahler Müllern in Rom ausgelegt und auch schon die Quittung überschickt bitte gelegentl. um den Ersatz.

d. 8. May [1778.]

Goethe.[8]


3/701.


An Charlotte von Stein

[Weimar, 10.? Mai 1778.]

Dancke beste Frau für das Wort, es ist immer lindernder als Cremor tartari. Es ist so seltsam auch mit der Reise und mit der Wirthschafft vorher. Gute Nacht! Gute Nacht!

G.[221]


3/702.


An Charlotte von Stein

Liebste Frau vor unserm Abschied aus Leipzig noch ein Wort. Morgen gehn wir mit dem Fürsten nach Dessau. Wenn Sie sonst seltsames hören wundern Sie sich allenfalls, aber fürchten Sie nichts für uns, wenn die Götter iezt keinen Meisterstreich machen wollen so lassen sie die schönste Gelegenheit aus der Hand zu zeigen dass sie ihre alte Rechte nicht aufgegeben haben. Ich bin sehr still und grade zu. Es ist alles in Bewegung und Krieg und Friede immer zweifelhafft. Zeug zu ein Paar Westgen schick ich Ihnen, es wird aussehn wie ein Cüras. Grüsen Sie die Herzogin, Waldner und Steinen, Adieu. Ihren Sternschlüssel schlepp ich mit mir herum, lassen Sie sich von Philipp meine Capitals geben. Schreiben Sie mir, dass ich wenigstens bey meiner Rückkunft etwas antreffe. Wir wohnen im Hotel de Baviere, adressiren Sies dahin. Adieu liebste. [Leipzig] d. 12. Mai 78.

G.


3/703.


An Charlotte von Stein

[Wörlitz, 14. Mai 1778.]

Wörliz Donnerst. Nach Tische gehn wir auf Berlin über Pozdam. Hier ists iezt unendlich schön.[222] Mich hats gestern Abend wie wir durch die Seen Canäle und Wäldgen schlichen sehr gerührt wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist wenn man so durchzieht wie ein Märchgen das einem vorgetragen wird und hat ganz den Charackter der Elisischen Felder in der sachtesten Manigfaltigkeit fliest eins in das andre, keine Höhe zieht das Aug und das Verlangen auf einen einzigen Punckt, man streicht herum ohne zu fragen wo man ausgegangen ist und hinkommt. Das Buschwerck ist in seiner schönsten Jugend, und das ganze hat die reinste Lieblichkeit. – Und nun bald in der Pracht der königlichen Städte im Lärm der Welt und der Kriegsrüstungen. Mit den Menschen hab ich, wie ich spüre weit weniger Verkehr als sonst. Und ich scheine dem Ziele dramatischen Wesens immer näher zu kommen, da michs nun immer näher angeht, wie die Grosen mit den Menschen, und die Götter mit den Grosen spielen. Adieu. Schreiben Sie mir ia nach Leipzig. Grüsen Sie die Herzoginn, Stein, Waldnern, Prinzen und Knebeln, des leztern wir oft erwähnen obs ihm gleich nicht gesund wäre herzukommen.

G.[223]


3/704.


An Charlotte von Stein

[Berlin, Potsdam, Dessau, 17. – 24. Mai 1778.]

Berlin. Sontag d. 17. Abends. In einer ganz andern Lage als ich Ihnen den Winter vom Brocken schrieb, und mit eben dem Herzen wenige Worte. Ich dacht heut an des Prinzen Heinrichs Tafel dran dass ich Ihnen schreiben müsste, es ist ein wunderbarer Zustand eine seltsame Fügung dass wir hier sind. Durch die Stadt und mancherley Menschen Gewerb und Wesen hab ich mich durchgetrieben. Von den Gegenständen selbst mündlig mehr. Gleichmut und Reinheit erhalten mir die Götter aufs schönste, aber dagegen welckt die Blüte des Vertrauens der Offenheit, der hingebenden Liebe täglich mehr. Sonst war meine Seele wie eine Stadt mit geringen Mauern, die hinter sich eine Citadelle auf dem Berge hat. Das Schloss bewacht ich, und die Stadt lies ich in Frieden und Krieg wehrlos, nun fang ich auch an die zu befestigen, wärs nur indess gegen die leichten Truppen.

Es ist ein schön Gefühl an der Quelle des Kriegs zu sizzen in dem Augenblick da sie überzusprudeln droht. Und die Pracht der Königstadt, und Leben und Ordnung und Überfluss, das nicht wäre ohne die tausend und tausend Menschen bereit für sie[224] geopfert zu werden. Menschen Pferde, Wagen, Geschüz, Zurüstungen, es wimmelt von allem. Der Herzog ist wohl, Wedel auch und sehr gut. Wenn ich nur gut erzählen kan von dem grosen Uhrwerck das sich vor einem treibt, von der Bewegung der Puppen kan man auf die alte Walze Thlr. [als Symbol] gezeichnet mit tausend Stiften schliesen die diese Melodieen eine nach der andern hervorbringt.

Berlin d. 19. Wenn ich nur könnte bey meiner Rückkunft Ihnen alles erzählen wenn ich nur dürfte. Aber ach die eisernen Reifen mit denen mein Herz eingefasst wird treiben sich täglich fester an dass endlich gar nichts mehr durchrinnen wird. – Wenn Sie das Gleichniss fortsezzen wollen, so liegt noch eine schöne Menge Allegorie drinn.

So viel kann ich sagen ie gröser die Welt desto garstiger wird die Farce und ich schwöre, keine Zote und Eseley der Hanswurstiaden ist so eckelhafft als das Wesen der Grosen Mittlern und Kleinen durch einander. Ich habe die Götter gebeten dass sie mir meinen Muth und grad seyn erhalten wollen biss ans Ende, und lieber mögen das Ende vorrücken als mich den lezten theil des Ziels lausig hinkriechen lassen. Aber den Werth, den wieder dieses Abenteuer für mich für uns alle hat, nenn ich nicht mit Nahmen. – Ich bete die Götter an und fühle mir doch Muth genug ihnen ewigen Hass zu schwören, wenn sie[225] sich gegen uns betragen wollen wie ihr bild die Menschen.

[Donnerstag.]

Potsdam d. 21. Durch einen schönen Schlaf hab ich meine Seele gereignigt. Gestern Abend sind wir wieder hier angekommen. Wir wollen uns noch umsehen und dann wohl morgen weiter, Mein Verlangen steht sehr vorwärts nach hause.

Dessau Sonntag d. 24. Endlich kann ich Ihnen die Zettelgen schicken und Ihnen sagen dass ich Sie immer lieb habe, mich wieder nach Hause sehne obgleich auch in der weiten Welt alles nach Wunsch geht. Hier haben Sie auch wie mich die Karschin beverset hat. In Leipzig werd ich Ihre Briefe wohl nicht abholen, wir gehn über Alstädt nach hause. Sagen Sies aber nicht weiter. Wenn der Herzog sich Pferde entgegen schicken lässt schicken Sie mir doch auch ein Zettelgen mit. Adieu liebe. Grüsen Sie die Waldnern und Steinen.

G.


3/705.


An Charlotte von Stein

Himmelfahrtstag. Dessau. [28. Mai 1778.] Ich dachte wir würden schon heut auf der Rückreise seyn so aber kriegen Sie noch erst einen Brief. Wir sind nun mitten im Soldaten Wesen und haben gestern wieder ein schön Maneuver bei Aacken gesehen. Es[226] ist sehr hübsch so viel neue Menschen und von einer eignen Art zu sehen. Unter den Generals und Offiziers ist manch tüchtig und staatlicher Mann.

Die übrige Zeit haben wir sehr friedlich in Wörliz zugebracht wo ich Ihnen auch etwas gezeichnet habe. Durch meine Dummheit dass ich erst um Ihre Briefe nach Leipzig bat krieg ich nun so bald nichts von Ihnen zu sehn. Vergessen sie nicht nach Alstädt zu schreiben Liebste. Meine Grüse an die wenigen. Knebels wird offt gedacht. Und ich weis nicht warum Sie mir iederzeit bey Tische vorzüglich einfallen. Adieu die Post geht. Bleiben Sie lieb.

G.


3/706.


An Charlotte von Stein

Sie sollten schon einen guten Morgen von mir haben. In meinem Thal ist mirs lieber und wohler als in der weiten Welt. Gestern Abend dacht ich dass mich die Götter wohl für ein schön Gemähld halten mögen weil sie so eine überkostbaare Rahm drum machen wollten. Dass Sie mich lieb haben glaub ich und fühls. Sie und der Herzog wohnen über mir wie Nagel und Schleife daran Rahm und Gemählde hängt.

[Weimar] d. 2. Juny 78.[227]


3/707.


An Charlotte von Stein

Friz hat mich heute früh mit dem Pantoffel geweckt, lassen Sie Sich von ihm sein Erwachen beschreiben. Ich dancke Ihnen für den Einfall mir ihn zu lassen. Es war ein Zeichen dass Sie mich lieb haben. [Weimar] d. 4. Jun. 78.

G.

Schicken Sie ihn ia gleich zu Engelhart es wird sonst wie des Herzogs hand.


3/708.


An Charlotte von Stein

[Weimar, 4. Juni 1778.]

Die Waldnern lässt bitten wenn Sie heute die Thiere noch einmal im freyen sähen sie mit zu nehmen. Das gestrige Gegauckel zog Sie also nicht an!

G.


3/709.


An Charlotte von Stein

Die Thiere werden den ganzen Tag zu sehn seyn. Der Herzog hats den Leuten erlaubt weil sie einigen Vortheil draus zu ziehen dencken und mancher sie so zu sehen wünscht. Wenigstens durchgehend seh ich Sie aber bleibend lieb ich Sie ade.

G. [Weimar] d. 4. Jun. 78.[228]


3/710.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Da wir wissen dass die gnädge Frau eine Freundin der Musick und der Dichtkunst sind werden Sie erlauben dass wir Ihnen eine Abschrifft von der neusten Hymne im Klopstockischen Geschmack noch ehs in Musenalmanach komt besorgen.

G.


Wer so freudig als wir seyn will

Der kom herein, bring aber Früchte mit.


Der Herr Seegne Sie und behüte Sie, der Herr erhebe pp. Seckendorff.


Ich esse Kirschen und denck an Ihnen.


Aus Mangel von Zeit empfelen sich die übrigen Verfasser aber ich besonders Ihren . . . . .


3/711.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Jupiter mochte von der Schlange keine Rose, Sie werden diese von einem Bären nehmen. gehört er nicht unter die seinen gehört er doch unter die treuen Thiere, wie im Reinecke Fuchs weiter nachzulesen ist. das ist die erste Rose die in meinem Garten aufblüht nun werden sie zu Duzzenden folgen.

G.[229]


3/712.


An Charlotte von Stein

Gestern wollt ich noch zu Ihnen und ritt um neun von Tiefurt, es ward aber doch späte und ich fürchtete Sie schon zu Bett zu finden.

Von Tiefurt bring ich ihnen das Myrtenreis und die Orange, denn mehr mogt ich nicht von fremden Tische Ihnen geben. Knebel schick Ihnen die duncklen Levkoyen, und der Straus ist wieder von mir. Sagen Sie mir wie Sie sich befinden. Heut will ich allein seyn im Herrn, und um Mittag bey Ihnen. Adieu. Sie werden zärtlich geliebt.

In Eile vergass ich vorhin den Zettel.

[Weimar] d. 14. Jun. 78.

G.


3/714.


An Friederike Oeser

Beyliegenden Brief an Ihren Herrn Vater schlies ich an Sie ein um die drinn enthaltene Bitten Ihrer Vorsorge zu empfelen. Da Ihnen die Feder so geläufig[230] ist wie das Mäulgen so sind Sie wohl so gut und antworten mir bald. Die Herzoginn Mutter ist Sonnabends von Ilmenau weg um eine kleine Tour ins Bad zu machen. Leben Sie wohl. Grüsen die Mama und den kleinen Sausewind.

[Ilmenau] 15. Jun. 1778.

G.


3/715.


An Adam Friedrich Oeser

Wir sind durch einen andern Weg wieder in unser Land gegangen, und haben Sie nicht mit nehmen können. Es ist auch iezt Herzoginn Mutter in Ilmenau, ob Sie's gleichwohl auch hätte freuen können ihr dahin zu folgen.

Nun bitte ich inständig um die Basreliefs weil ich gern möchte die Rahmen fertigen lassen in ihrer Abwesenheit.

Gern unterhielt ich Sie von dem gebetnen Tische und von andern Sachen aber ich weis schon wies einem mit Ihnen geht.

Schicken Sie mir doch ein paar Zeichnungen zu steinernen Garten Bäncken ganz simpel aber schöne Formen.

Wenn ich von Ilmenau komme hören Sie mehr von mir.

Von dem Tische schreib ich Ihnen meine Gedancken. Ich hab mir wieder so ein fest Bild gemacht wie er[231] aussehn soll und das ist wieder ein bisgen gothisch. wir werden wieder händel haben. es ist so schlimm was für mich zu machen als für irgend einen Philister. Schreiben Sie und schicken Sie bald.

[Ilmenau] d. 15. Jun. 78.

Goethe.


3/716.


An Charlotte von Stein

Ich schicke Ihnen Erdbeeren wo nicht in meinem Garten doch in unsrer Gegend gewachsen.

Es scheint als sollen unsre Gäste das ätherische Haus nicht sehn. Und ich weis nicht ob ich Sie vor Ihrer Abreise noch sehn werde. Immer kriegen Sie Blumen und meinen Seegen bis an die Unstrut. adieu. [Weimar] d. 17. Jun. 78.

G.


3/717.


An Charlotte von Stein

Nehmen Sie die Knospen mit auf die Reise zu der der Himmel kein freundlicher Gesicht macht als ich. Es ziemt sich nicht zu fürchten, doch ist mirs fatal dass Sie in dem Wetter durch Wasser und Moor müssen. Adieu. Ich bin leider an Ihre Liebe zu fest geknüpft; wenn ich manchmal versuche mich los zu machen thut mirs zu weh da lass ich's lieber seyn. Adieu. [Weimar] d. 17. Jun. 78.

G.[232]


3/718.


An Charlotte von Stein

Die Blumen die ich schicke passen wohl besser zu denen Liebs und Braut und Ehe Gedancken die Sie iezt umgeben als meine Gesellschafft. ich reite nach Rohrbach. Adieu.

G. [Weimar] d. 23. Jun. 78.


3/719.


An Charlotte von Stein

Ich hab Ihnen nur immer eben dasselbe an Früchten Blumen und Gesinnung zu geben, lassen Sie mich glauben dass diese Eintönigkeit neben hundert unterhalternden Sachen Ihnen nur das Vergnügen eines Augenblicks macht.

[Weimar] d. 28. Jun. 78.

G.


3/720.


An Charlotte von Stein

Den ganzen Morgen geh ich mit um sie Ihnen zu bringen oder zu schicken. Hier ist sie. Ich will Ihre Gesundheit trincken in meinem Sälgen essend von dem Schaafkäse. Adieu liebste.

[Weimar] d. 28. Jun. 78.

G.[233]


3/721.


An Charlotte von Stein

Ihren Grus erhielt ich als ich von leichten Träumen die Augen öffnete, meinen Danck und Blumen finden Sie nach lebhaffteren Eindrücken. Überhaupt bitt ich Sie immer zu thun als wenn ich nichts sagte, denn ich sehe nicht ein woher mir's kommen dürfte Ihnen irgend ein Vergnügen zu beneiden. Auch sind Dinge im Anfang am empfindlichsten, wenns aber muss, giebt sichs denn nach und nach. Leben Sie wohl liebste.

[Weimar] d. 29. Jun. 78.

G.


3/722.


An Charlotte von Stein

Um halb 5 wacht ich auf und wartete auf Ihren Boten aber er kam nicht, und ich schlief wieder lang. Erdbeeren schick ich Ihnen aus meinem Garten und Blumen. Wir essen in Belvedere. Adieu liebste.

[Weimar] d. 2. Jul. 78.

Haben Sie den Bergmann glücklich nach hause gebracht?


3/723.


An Charlotte von Stein

[Weimar, Anfang Juli 1778.]

Wenn Sie Seckendorfen diesen Nachmittag mögen, so lassen Sie's zur Tafel sagen.

Aus den Hölen.

G.[234]


3/724.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Hier Früchte nicht aus meinem Garten. Aber Rosen draus. Wie haben Sie geschlafen? Ich bin noch in viel Fährlichkeit kommen, musste über Thor und Zäune wegsteigen, und kam so in Geschmack des Kletterns dass ich noch einige Willkührliche Gefahren eingegangen wär, hätt ich nicht an Ihr Wort gedacht. Adieu bestes, wenn's ihnen leidlich wär käm ich heut mit Ihnen essen.

G.


3/725.


An Charlotte von Stein

In der Leerheit da Sie weg sind helf ich mir so gut ich kann. Tracktire Misels, reite und lauffe herum. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehn. Adieu liebes Gold. [Weimar] d. 16. Jul. 78.

G.


3/726.


An Charlotte von Stein

Hier ist die Melone die Sie gestern [nicht ge]niessen wollten. Ich möchte hören [ob Sie] wohl sind. schicken Sie mir die [Abschrifft] meiner Verse. Adieu Liebste.

[Weimar] d. 30. Ju[li 1778?]

G.[235]


3/727.


An Charlotte von Stein

So gern ich Ihnen Knebels Gegenwart zu Ihrer Andacht gönnte, will er doch lieber unter dem hohen Gewölbe des Himmels heute anbeten. Dancke für die Schokolade, von Ihren Händen nehm ich auch wohl was schädlich ist. Adieu ich liebe Sie immer gleich adieu lieber Engel.

G. [Weimar] d. 2. Aug. 78.

aus der Einsiedeley.


3/728.


An Charlotte von Stein

Sie waren ungläubig als ich Ihnen sagte dass die Herzoginn Ihnen was mitbringen würde, und doch hatte sie nichts angelegners als mir den Auftrag zu geben Ihnen beykommendes zuzustellen. Da es durch meine Hand geht werden Sie sich auch mit dabey meiner erinnern. Liebste ich habe gestern Abend bemerckt dass ich nichts lieber sehe in der Welt als Ihre Augen, und dass ich nicht lieber seyn mag als bey Ihnen. Es ist schon was altes und doch fällt mirs immer einmal wieder auf. [Weimar] d. 3. Aug. 78.

G.[236]


3/729.


An Johann Heinrich Merck

[Weimar] den 5. August 1778.

Es hält jetzt sehr schwer, daß ich aus mir herausgehe; an dem ruhigen Abend sollst Du doch ein Paar Worte haben. Wie ich hörte, daß Du mit der Herzogin wärst, reist' ich immer mit Euch, denn ich wußt, was unter Euch werden würde, und wie Du ihnen würdest leben helfen und genießen. Und Du hast denn auch wieder einmal Athem geschöpft; es geht nun wieder eine Weile im Leben weg. Wenn Du mit der Mutter auf künftig Frühjahr kommen kannst, so richt's ein; sie sagen vom Winter, das ists nichts. In meinem Thal wird's immer schöner, das heißt es wird mir näher und Andern und mir genießbarer, da ich die vernachläßigten Plätzchen alle mit Händen der Liebe polstre und putze, und jederzeit mit größter Sorgfalt die Fugen der Kunst der lieben immer bindenden Natur zu befestigen und zu decken übergebe. Das herzige Spielwerk ist ein Kahn, auf dem ich oft über flache Gegenden meines Zustandes wegschwimme. Im Innersten aber geht alles nach Wunsch. Das Element, in dem ich schwebe, hat alle Ähnlichkeit mit dem Wasser; es zieht jeden an und doch versagt dem, der auch nur an die Brust hereinspringt, im Anfange der Athem; muß er nun gar gleich tauchen, so verschwinden ihm Himmel und Erde. Hält man's dann eine Weile aus und kriegt nur das Gefühl, daß einen[237] das Element trägt und daß man doch nicht untersinkt, wenn man gleich nur mit der Nase hervorguckt, nun so findet sich im Menschen auch Glied und Geschick zum Froschwesen, und man lernt mit wenig Bewegung viel thun. Bäume pflanz ich jetzt, wie die Kinder Israel Steine legten zum Zeugniß. Und apropos vom Baumpflanzen zum Herrn Oheim. Du weißt, daß er mir lieb seyn muß und ich bitte Dich, endig' ihn rund und ohne etwaige fremde Ingredienzien, wie es einem am Schlusse leider oft geht. Und dann erlaube mir, daß ich ihn hier zusammendrucken lasse. In dem Sau Merkur ist's doch, als ob man was in eine Cloake würfe, es ist recht der Vergessenheit gewidmet und so schnitzelweis genießt kein Mensch was. Auch hab ich eine Bitte, daß, wenn Du mehr so was schreibst, daß Du mir weder direct noch indirect ins theatralische Gehege kommst, indem ich das ganze Theaterwesen in einem Roman, wovon das erste Buch, dessen Anfang Du gesehn hast, fertig ist, vorzutragen bereit bin.

Von meinen Reisen muß ich Dir auch was sagen. Letzten Winter hat mir eine Reise auf den Harz das reinste Vergnügen geben. Du weißt, daß so sehr ich hasse, wenn man das Natürliche abenteuerlich ma chen will, so wohl ist mir's wenn das Abenteuerlichste natürlich zugeht. Ich machte mich allein auf, etwa den letzten November, zu Pferde, mit einem Mantelsack und ritt durch Schloßen, Frost und Koth[238] auf Nordhausen den Harz hinein in die Baumannshöhle, über Wernigerode, Goslar auf den hohen Harz, das Detail erzähl' ich Dir einmal, und überwand alle Schwierigkeiten und stand den 8. Dez., glaub ich, Mittags um eins auf dem Brocken oben in der heitersten, brennendsten Sonne, über dem anderthalb Ellen hohen Schnee, und sah die Gegend von Teutschland unter mir alles von Wolken bedeckt, daß der Förster, den ich mit Mühe persuadirt hatte, mich zu führen, selbst vor Verwunderung außer sich kam, sich da zu sehen, da er viel Jahre am Fuße wohnend das immer unmöglich geglaubt hatte. Da war ich vierzehn Tage allein, daß kein Mensch wußte, wo ich war. Von den tausend Gedancken in der Einsamkeit findest Du auf beiliegendem Blatt fliegende Streifen.

Auch in Berlin war ich im Frühjahr; ein ganz ander Schauspiel! Wir waren wenige Tage da, und ich guckte nur drein wie das Kind in Schön-Raritäten Kasten. Aber Du weißt, wie ich im Anschaun lebe; es sind mir tausend Lichter aufgangen. Und dem alten Fritz bin ich recht nah worden, da ich hab sein Wesen gesehn, sein Gold, Silber, Marmor, Affen, Papageien und zerrissene Vorhänge, und hab über den großen Men schen seine eignen Lumpenhunde räsonniren hören. Einen großen Theil von Prinz Heinrichs Armee, den wir passirt sind, Manoeuvres und die Gestalten der Generale, die ich hab halb dutzendweis[239] bei Tisch gegenüber gehabt, machen mich auch bei dem jetzigen Kriege gegenwärtiger. Mit Menschen hab ich sonst gar Nichts zu verkehren gehabt und hab in preußischen Staaten kein laut Wort hervorgebracht, das sie nicht könnten drucken lassen. Dafür ich gelegentlich als stolz . ausgeschrieen bin. –

Die Raphaels, die mir die Herzogin mitgebracht hat, machen mir viel Freude. Ich trieb jetzt allerlei Bildnerei. Noch hier hab ich einen alten Steinbruch wieder aufgerührt, den wohl seit hundert Jahren Niemand gebraucht; am alten Schloß waren Quadraturen davon an Portals; in den Stein läßt sich mit der höchsten Delicatesse arbeiten, was Du willst; er ist sehr hart, läßt sich aber leicht schaben und raspeln, hat keine Klüfte, nimmt kein Wasser an und seine Farbe ist das schöne grau, dem man so ängstlich nachläuft, und es so selten findt. Französische Dosen haben's, es ist nicht blau, noch gelblich; es ist ein Waldstein, die Mittelsorte zwischen dem gemeinen und dem Marmor. Adieu Alter, nun hast Du wieder was von mir. Sag mir auch was, behalt mich lieb. Wenns nicht Krieg gibt, besuch ich Euch wohl.


3/730.


An Charlotte von Stein

Ein Bote aus fernen Landen hat mich veranlasst dem Herzog einen Husaren zu schicken den ich zurück[240] erwarte, und eh nicht weg darf. Sie sollen wie es scheint allein gehn. Adieu. Wenns möglich ist komm ich nach.

[Weimar] d. 6. Aug. 78.

G.


3/731.


An Charlotte von Stein

Es ist so heis dass ich die Sandwüste zu Ihnen nicht durchwaten kann. Ich sizze in der Einsiedeley wohin ich mir das Essen bestellt habe. In der Ruhe werd ich an Sie dencken wenn in der Pracht Sie von andern Gegenständen beschäfftigt seyn werden. Gegen Abend komm ich aber, und bin dann auch wieder neu. Adieu liebste. heut Nacht wars noch gar schön.

[Weimar] d. 6. Aug. 78.

G.

Kraus hat mich beredt noch an dem Felsen werck die lezte Hand anzulegen.


3/732.


An Charlotte von Stein

Gestern Abend hatt ich so ein schön Verlangen Sie noch auf dem Plazze zu finden, dass ichs gewiss hoffte und recht zuritt. Ihr Nachtlicht das ich schon brennen sah wies mich allein nach hause. Liebste hier sind die Gedichte wieder, und so sind Ihre schmeichlenden Zweifel auch gehoben. Heut muss ich mit Ihnen essen. [Weimar] 7. Aug. 78.

G.[241]


3/733.


An Charlotte von Stein

[Allstädt, 10. August 1778.]

Montag d. 10. früh. Gestern früh neune waren wir hier, bis Rolschleben hatt ich die Erinnerung mit Ihnen gewesen zu seyn. Wir richteten uns ein und gingen Abends zu Stubenvolls wo die Misels von Kalbsrieth waren. Ich zeichnete Ihnen wie beykommt und Frau v. Stubenvoll sagte mir Sie hätten auch in der Stube am andern Fenster gezeichnet. Abends assen wir da, der Herzog und Wedel spaasten so lang biss Carlingen schluchsend vom Tisch auf stand und in das Nebenzimmer ging.

Jezt ists höchst schön von der Burg in's Thal. Der Herzog ist nach Kalbsrieth geritten.

Wenn ich frisirt bin und fertig, tusch ich erst das gestrige aus dann ist unten am Teich ein besonder schön Fleckgen, das ich zu erhaschen suchen will.

Ein Husar geht der Ihnen das bringen soll. Nach Tisch.

G.

Geben Sie innliegendes an Phillip. Die Zeichnung bring ich mit.[242]


3/734.


An Charlotte von Stein

Liebste Frau gestern bin ich weit in der Welt herum gezogen, heut hofft ich Sie zu sehen, der Herzog aber bestellt mich zum Jagen dahin geh ich gleich, also guten Morgen einen Straus und mein Andencken.

[Weimar] d. 18. Aug. 78.

G.


3/735.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Die Herzoginn Amalie will mit dem Herzog fahren lässt er mir eben sagen. Also liebe Frau wird aus unsrer Abrede nichts. Aber wenn Sie mich nur ein bisgen lieb haben kommen Sie doch. Guten Morgen beste. Auf Wieder sehn.

G.


3/736.


An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

[Weimar, Anfang September 1778.]

Ich schicke dir das Opus machs zurechte doch zweifl ich daß wirs so bald werden zusammen bringen, da der Herzog nach Eisenach geht. Aus beyliegender Subscription siehst du was die Herzoginn Müllern zugesagt hat, schaffe mirs der Stadthalter treibts.

[243] Sage der Herzoginn wenn sie einen dieser Abende wollte das niedrige Thal mit ihrer Gegenwart beglücken, würden die Geister desselben sie aus allen Büschen heraus tubend bewillkommen. Nur müßt ich's des Morgens wißen wollten sie heut abend so Bät ich gleich um Antwort. Wäre Wieland bey euch so brächtet ihr ihn mit.

Empfiel mich zu Gnaden. Addio.

G.


3/737.


An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

[Weimar.]

Schick mir doch Bruder die Peinliche Halsgerichts Ordnung etwa mit Kressens Commentar und was du sonst Criminal Zeug hast es ist mir heut ein Licht aufgegangen, mit Tags Aufblick.[244]


3/739.


An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

[Weimar.]

Ich dancke dir für die Nachricht. Heute früh als ich eben nach Tiefurt schicken wollte kam der Bediente der Herzoginn, der mich dahin einlud. Ich entschuldigte mich und trug dem Bedienten auf meine Einladung auf heute Abend zu übernehmen. Sey also so gut und thu es noch einmal in forma und entschuldige das Misverständnis. Vale.

G.


3/740.


An Charlotte von Stein

Eben wollt ich Ihnen schreiben dass beym Aufstehn mich eine Lust wieder ankam in's Wasser zu gehen, die ich denn auch sogleich stillte, und wie sie ein gutes Zeichen ist, also auch ist die gute Würckung nicht aussenblieben. Ich lezze mich nunmehr an den Kohlen meines Küchenfeuers, sage Ihnen Danck für die Sorge und sehe Sie heute. [Weimar] d. 6. Sept. 78.

G.


3/741.


An Charlotte von Stein

Hier schicke ich eine Leipziger Pfirsche mir von Misels gegeben, Ihnen zum guten Abend. Auch einen[245] Schlüssel, dass Sie nicht wieder künftig umkehren müssen, aber ich bitte verschliesen Sie ihn, zu Ihrem alleinigen Gebrauch. Gute Nacht. Hier unten ist sehr feucht, ich bin wieder in der Küche. [Weimar] d. 6. Sept. 78. der Mama auch eine gute Nacht.

G.


3/742.


An Friedrich Müller

[Weimar, Anfang September 1778.]

»Wir sind jezt hier zerstreut. schicken euch morgen mitfahrender Post alles was ihr von uns jährlich zu erwarten habt – vielleicht auch nur ein Theil davon.«


3/743.


An Charlotte von Stein

[Weimar] d. 8. S. 78.

Ihr schlimmes Reise Wetter hab ich bedauert, und hoffte noch auf ein rückgelassnes Zettelgen von Ihnen. Es war Ihnen aber nicht so. Heut früh besucht ich das Bauwesen. Blieb dann einmal, o Wunder! bey mir. Sezte mich an mein Küchenfeuer und las den Cardan wieder einmal, mit vieler Freude und Rührung. Gute Nacht. d. 8. S.[246]


3/744.


An Charlotte von Stein

Eisenach d. 10. S. 78.

Da Sie weg waren spürt ich, ich müsse die Dekoration verändern. Ging erst nur zum Stadthalter, und bey leidlichem Wetter hierher, wo ich im grosen Fürstenhause ganz allein wie ein Spenst mit einem Diener wohne. Erst 6 Uhr kam ich an. Der Herzog ist in Wilhelmsthal. Morgen früh will ich hinaus. Viel Ruhe wirds nicht geben also heut wenigstens dies Wort und für heut Gute Nacht.


Eisenach. Sont. d. 13. S.

Die Zeit bin ich auf der Wartburg mit dem Prinzen seshafft gewesen, und wir hatten so viele Drollerey zusammen dass ich in keine Ruhe kommen bin. Die Felsen hab ich truz dem bösen Wetter gemessen. Mit dem Jagen wirds morgen schweinisch werden, Und Vier bis fünf Herzoge von Sachsen in einem Zimmer machen auch nicht die beste Conversation. Eben komm ich von Wilhelmsthal wo die Herzoge von Meiningen seit früh 10 sind, unterweegs hab ich viel mit Ihnen lieb Gold geredt, was ich viel schreiben wollte. Jezt ists schon wieder vorbey.

Allerley Krickeleyen (Disapointments) hab ich wieder gehabt, wie Sie wohl dencken können, da ich die schöne Hoffnung auf mein 30. Jahr habe, weil ich im 29. noch so ein Kind bin.

[247] Offt schüttl ich den Kopf und härte mich wieder, und endlich kom ich mir vor, wie ienes Ferckel dem der Franzos die knupperig gebratne Haut abgefressen hatte, und es wieder in die Küche schickte, um ihm die zweite anbraten zu lassen.


3/745.


An Charlotte von Stein

Nach dem Grus an meine Hausgeister ist das erste dass ich Ihnen Guten Morgen sage, und wie ein Taucher der eine Zeitlang unter dem Wasser unsichtbaar gewesen wieder hervor komme. Einige Zettelgen während der Zeit geschrieben, lege bey. Wir sind alle wohl und auf seine Art ieder vergnügt. Auch eine Flasche guten Malagas kommt mit, und ein alt wiederholt Pläzgen. Sobald möglich komm ich Sie zu sehen. Grüsen Sie die Kinder, und sagen mir auch was. d. 19. S. 78. Weimar.

G.


3/746.


An Charlotte von Stein

Überall such ich Sie, bey Hof in Ihrem haus und unter den Bäumen, auch ohne es zu wissen geh ich herum und suche was, und endlich kömts heraus dass Sie mir fehlen.

[248] Ich bin in Jena gewesen wo mich Steine und Pflanzen mit Menschen zusammengehängt haben. Werd Ihnen auch einen alten Turn von da schicken. Bitte um die Zeichnung von der Wartburg wieder zurück vielleicht radir ich die. Dass Sie an mich dencken und schreiben verlang ich nicht, ich würde eifersüchtig werden und was draus folgt. Ich nehm alles als Geschenck an. Der Herzog will Sie bald besuchen. Ihre Zimmer werden hübsch.

Weimar d. 24. S. 78.

G.


3/747.


An Charlotte von Stein

Meinen Philip schick ich Ihnen zur Kirmes, dass Sie wenigstens etwas von mir haben. Ich bin sehr einsam. Auch einen Alten Thurn um den meine Eulen Seele gern wohnt. Und doch bau und puz ich, und kleide mich in die Masque eines alten Philosophen, halte haus und bin eben in meiner Pflicht wie die berühmten Fische in der Pfanne. Viel denck ich an Sie und allerley möcht ich Ihnen sagen, doch geht mir neuerdings die Rede ab, wie die Waldner sich beklagt dass ich kein artiger Tisch Nachbaar bin. Unsre Hoffnungen wachsen mit den geheimen Treppen, und die Wickelschnuren sind goldne Binden in denen wir unsre Einbildung lieblich wiegen. Adieu liebste. Eigentlich bin ich nicht nothwendig hier, aber ich bilde[249] mirs ein und das gehört zu meinem Leben. Adieu grüsen Sie Stein und die Kinder. d. 28. S. Abends Weimar 78.

G.


3/748.


An Charlotte von Stein

Wenn ich nach Hause komme, und etwas finde möcht ichs Ihnen gleich hinaufschicken, aber es ist wüst und leer in Ihren Wohnungen und neu gemahlt. Mögen denn die Pfirschen über die Berge gehn und Sie von mir grüsen. Es ist immer ebenderselbe, um nicht zu sagen immer mehr derselbe der Ihnen guten Abends sagt. [Weimar] d. 1. Okter. 1778.

G.

Grüsen Sie Stein und die Kinder.


3/749.


An Charlotte von Stein

Dancke liebste für die Tasche. Ich hoffe sie wird solang bey mir bleiben wie die erste. Gegen achte komm ich noch ein wenig. So kan ich nicht sagen wenn Sie in Kochberg sind. Adieu. [Weimar] d. 14. O. 78.

G.


3/750.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Ihre Abwesenheit bringt mich wieder in meine Wohnung, es ist recht hübsch von Ihnen dass Sie[250] mir Theil geben von dem was um Sie geschieht. Dafür schick ich Ihnen auch Lieder der Liebe von einem weisen König gesungen und von einem weisen Mann kommentirt. Nächstens wird vielleicht eine Veränderung die mich wieder an eine Menge garstigen Zeugs anknüpft, mags drum seyn. Adieu. Lieber Engel adieu.

G.


3/751.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Ich bediene mich der längst erhaltnen Freyheit bey Ew. Exzellenz anzufragen ob ich diesen Mittag gelegen komme. Ein Befehl vom Herzog, mit Ew Exzellenz über die bekandte Sache zu sprechen giebt mir noch besondre Veranlassung. Sollt es Ihnen heute beschweerlich seyn, bitt ich gehorsamst um die Bestimmung einer andern Zeit.

[Weimar] d. 30. Okbr. 1778.

Goethe.


3/752.


An Johann Friedrich Krafft

(Nach Gera.)

[Weimar] Den 2. November 1778.

Dem, der sich mit den Wellen herumarbeitet, ist's wohl der schlimmste Herzensstos, wenn der Willige am Ufer nicht Kräfte genug hat, alle zu retten, die der Sturm gegen seine Küste treibt. Wenn der, dem ein Menschengeschöpf die reichste Beute des Strandrechts[251] wäre, mit wenigen sich begnügen und die andern untergehn seyn muß.

In der Vorstellung, die ich mir von Ihnen aus den Briefen mache, glaub' ich mich nicht zu betrügen, und was mir am wehsten thut, ist, daß ich einem Mann, der so genügsam verlangt, weder Hülfe noch Hoffnung geben kann.

Um diesen Teich, den ein Engel nur selten bewegt, harren Hunderte viele Jahre her, nur Wenige können genesen, und ich bin der Mann nicht, zwischen der Zeit zu sagen: Steh' auf und wandle.

Nehmen Sie das wenige, was ich Ihnen geben kann, als ein Bret, das ich Ihnen in dem Augenblick zuwerfe, um Zeit zu gewinnen.

Bleiben Sie in der Jahreszeit wo Sie sind, ich will in der Folge gern für eine kleine Beihülfe sorgen. Melden Sie mir die Ankunft des Gelds und wie weit Sie damit zu reichen denken.

Ist Ihnen mit einem Kleid, Überrock, Stiefeln, warmen Stümpfen gedient, so schreiben Sie, ich habe zu entbehren.

Nehmen Sie diese Tropfen Balsams aus der kompendiosen Reiseapothek des dienstfertigen Samariters, wie ich sie gebe.

W. d. 2. Nov. 78.

G.[252]


3/753.


An Charlotte von Stein

[Weimar, 31. October – 3. November 1778.]

d. 31. Oktbr.

Sagen Sie doch Kestnern dass er mir Moose von allen Sorten durch den Schäfer suchen lässt und wo möglich mit den Wurzeln und feucht erhält dass sie sich wieder fortpflanzen.

Die Welt ist so lachend und die Gegend so frey dass ich wieder zeichnen würde, wenn die Umstände nicht wieder Ball mit mir spielten. Ich bin wie der Komet im Spiel den man zu allen Karten macht. Der Philosoph ist gepuzt und steht nun an mit wem er den Reyen eröffnen soll, sein [Herz]* Wiz wird ihn einen Ausweeg lehren da er seinem Herzen nicht folgen kann.

* Sie haben hier wieder ein weites Feld mich zu necken, dass ich in den fall komme Herz in Wiz zu korrigiren.


d. 3. Nov.

Steinen hab ich versäumt das Zettelchen mitzugeben, und von Ihnen hör ich auch nichts. Es lebe die Gegenwart, und ich wollt Sie wären wieder hier. Des Abends wird nun meist zu Hause geblieben. Gestern waren Herders da und der Herzog und Seckendorf bis 8 Uhr Musick nachher assen wir und zum Nachtisch las ich was das zu lachen machte und verdauen[253] half. Ich habe wieder eine Scheere zugerichtet um eine grose Heerde zu scheeren und gelegentlich zu schinden. Daran hindern mich eifrige Gedancken an einen Theater Bau dazu ich ohnablässig Risse krizzle und verkrizzle, nächstens ein Modell hinstellen werde dabey's bleiben wird.


Auf den Freytag ist das Schauspiel in Ettersburg zum Schluss diesiähriger Landunlust, vergebens hab ich meinen Mardochai loszuwerden gesucht, ich muss dies Kunstwerck noch einmal vortragen. Sie wissen und mögen von alle dem nichts wenn Sie da draussen stecken. Nun haben wir Ihnen Steinen bald geschickt, kommen Sie nun auch bald.

Zu Anfang künftger Woche wirds von Belvedere hereinkommen, und ich werde also auch für diesmal die Sorge für Fusböden, Ofen, Treppen und Nachtstühle losseyn. bis es wieder von vorn angeht.


Wenn Sie abwesend an meinen Seelenumständen Theil nehmen so dient zur Nachricht dass sie ruhig beschäfftigt, liebreich und possenhafft sind. Grüsen Sie Steinen und die Kinder.

Die Waldnern wird alle Tag koketter, mit meinen Lieben gehts auch nicht vom Flecke ich schiebs auf die Jahrszeit dass mich Mauern und Hängewercke mehr unterhalten als die Misels. Schreiben Sie mir nun auch wies Ihnen geht Sie sehn das liebe Ich füllt meinen ganzen Brief. Denn von der ganzen Cristenheit[254] hab ich Ihnen nichts zu erzehlen. Der Herzog ist wohl wir sind einmal viel zusammen.

G.


3/754.


An Charlotte von Stein

Sie haben nun keine Hinderniss mehr herzukommen, bey Ihnen ist alles gesäubert und mit besemenden gekehrt. Ich besuche Ihre Zimmer manchmal. Es ist aber unheimlich drinnen, Ihre Geister sind alle hinausgeweist. Kommen Sie ia bald, denn die Abwesenden sind wie die Todten fern, und ohne Gewalt, desswegen man auch guts von ihnen reden soll. Ein paar frische Veilgen hab ich für Sie aufgehoben die sollen Sie dürr kriegen. Ade. Grüsen Sie Steinen und die Kinder. Ich vermuthe dass mir der Bote auch einen Brief bringt. Dies schrieb ich am grünen Tisch in der Canzley. G. [Weimar] d. 9. Nov. 78.


3/755.


An Johann Friedrich Krafft

[Weimar] Den 11. November 1778.

Einen Überrock, Stiefel und Strümpfe erhalten Sie in diesem Pack und etwas Geld. Mein Plan für Sie diesen Winter ist folgender:

In Jena ist wohlfeil leben. Ich will mich umthun lassen nach einem Quartier, Tisch u.s.w., auf's[255] genauste eingerichtet für jemanden (will ich sagen), der mit einer geringen Pension, die er zu geniesen hat, in der Stille leben will.

Wenn das geschehn ist, schreib ich's Ihnen und Sie gehen hin, ziehen ein und ich schicke Tuch und Futter und Geld zu einem Rocke, den lassen Sie sich machen, und ich will dem Rektor sagen lassen, Sie wären mir empfohlen, wünschten auf der Akademie in der Stille zu leben einige Zeit, und möchten eingeschrieben sein.

Dann müssen Sie einen leidlichen Roman erfinden, allenfalls den Titel Sekretair behalten u.s.w., sich einschreiben lassen und dann fragt Niemand mehr nach Ihnen, kein Burgemeister und Amtmann. Einen Rock von mir hab ich Ihnen drum nicht geschickt, weil man den in Jena erkennen möchte. Schreiben Sie mir erst über die Idee. und wofür Sie sich allenfalls ausgeben wollen.

W. d. 11. Nov. 78.

G.


Durch eine Nachläßigkeit ist das Pack liegen blieben, der Brief kann aber noch fort.

Also antworten Sie mir auf das was vorsteht, eh will ich das Packt nicht fortschicken. Vielleicht ist's gut wenn Sie grad nach Jena in einen Gasthof gehen. Scheuen Sie sich dort vor nichts.

Und fassen Sie wieder Fuß auf der Erde! Man lebt nur einmal.

[256] Ich weis im ganzen Umfang, was das heißt: sich das Schicksal eines Menschen mehr, zu den übrigen Lasten auf den Hals binden, aber Sie sollen nicht zu Grunde gehen.

Ich überlaß es Ihrem Urtheil. Wollen Sie in Gera bleiben bis alles in der Ordnung in Jena ist. Das halt ich für besser. Und so sitzen Sie in Gera ruhig.

(sollte aber etwasvorfallen, so)

Gehn Sie grad nach Jena in einen Gasthof und melden mir's von da.

G.


3/756.


An Charlotte von Stein

Der Herzog hat besser Wetter zu seinem Ritt, ich gönn's Ihm, und auch dass er Sie sieht. Ich werde wieder was von Ihnen hören. Mein Wesen geht in der Stille fort, wenn Sie wieder kommen wird mein Thal wieder lebendiger werden. Adieu liebe. Grüsen Sie Stein und die Kinder und Kestnern. [Weimar] d. 15. Nov. 78.

G.


3/757.


An Charlotte von Stein

Es ist sehr gut dass Sie kommen, ich kan Sie nicht mehr im schwarzen Kochberg dencken. Gestern haben wir der Herzogin die erste Nacht ihrer Ankunft[257] erhellt, da sollten Sie auch bey seyn hofft ich. Grüsen Sie alle und Frizen besonders den das versprochne erwartet. Adieu. Dancke fürs Überschickte. [Weimar] d. 21. Nov. 78.


3/758.


An Johann Friedrich Krafft

Ihre Briefe vom 17. und 18. November habe ich heute den 23sten zusammen erhalten, und bin ihrem Inhalt insoweit zuvorkommen, daß ich mich für Jemanden, der mir empfohlen sei, der in Jena eng und still unter dem Schutz der Akademie leben wolle, um das Genauste erkundigt habe.

Bis die Antwort kommt, bleiben Sie ja in Gera ruhig, übermorgen will ich ein Päckchen an Sie abschicken und Ihnen mehr sagen.

Sie sind mir nicht zur Last, vielmehr lehrt mich's wirthschaften, ich verständle viel von meinem Einkommen, das ich für den Nothleidenden sparen könnte. Und glauben Sie denn, daß Ihre Thränen und Ihr Segen nichts sind? Der der hat, darf nicht segnen, er muß geben, aber wenn die Grosen und Reichen dieser Welt Güter und Rangzeichen austheilen, so hat das Schicksal dem Elenden zum Gleichgewichte den Segen gegeben, nach dem der Glückliche zu geizen nicht versteht.

Vielleicht findet sich bald, wo Sie mir nützlich[258] sein können, denn nicht der Projektmacher und Versprecher, sondern der im Geringen treue Dienste anbietet, ist dem willkommen, der so gern was Gut's und Dauerhaftes thun möchte.

Hassen Sie die armen Menschenfreunde mit Clauseln und Cautelen nicht, man muß recht fleisig beten, um bei so viel widrigen Erfahrungen den jugendlichen guten Willen, Muth und Leichtsinn (die Ingredienzien des Wohlthuns) zu erhalten. Und es ist mehr eine Wohlthat von Gott, wenn er uns, da man so selten was thun kann, einmal einen würcklich Elenden erleichtern heißt.

Bleiben Sie ruhig, bis Sie mehr von mir hören, lassen Sie sich mit Altenburg nicht ein; sollte sonst was vorkommen, so schreiben Sie mir. Ihre Briefe sind sehr lang gelaufen. Schreiben Sie mir, wann dieser ankommt, ich schicke ihn ab den 23. November 78.

d. 23. Nov. 78

G.


3/759.


An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, den 30. Nov. 1778.

Beiliegende Geschencke Deiner Freundinnen und Freunde zum Geburtstage, der uns überrascht hat, sollte ich mit einem begleitenden Gedichte zusammen binden. Da ich aber kaum zu diesem prosaischen Wunsche Zeit habe; so lebe wohl und gedencke unser.

G.[259]


3/760.


An Johann Heinrich Merck

[Weimar, 30. November und 3. December 1778.]

Die Trauben und die Rembrandts sind glücklich angekommen heut früh. Der Herzog war eben auf die Jagd zu gehn fertig, und lies mir sagen ich sollt hinüber kommen ohne mich anzuziehen.

Ich dacht es wäre wie gewöhnlich bey solchen Ambassaden was verdrüslichs fand aber die Geister die mich bewillkommten.

Obiges war den 30. heute den dritten sag ich dir nur noch, dass ich sehr in denen Blättgen obgleich nur wenige Zeit, gekramt, und sie noch nicht einmal alle gesehn habe. denn das will verdaut seyn. Der Herzog hat seine grose Freude über den tiefen herzlichen Sinn der Dinge hat sich schon Leibstücke aus ersehn und es war eben ein gros Fest. Adieu für diesmal. Nun erwarten wir was weiters, schick doch die Rembrands aus Rakens Aucktion alle dass wir das auslesen haben vielleicht sind bessere Abdrücke dabey. Wielands Bube hat ihn verdauen machen dass du sagst Schäcks habe bisher nur Einen Übersezzer gehabt und dass du Wieland den ältern ein Genie genannt hast.

Ade.

G.[260]


3/761.


An Charlotte von Stein

Vorm Jahr um diese Stunde war ich auf dem Brocken und verlangte von dem Geist des himmels viel, das nun erfüllt ist. Dies schrieb ich Ihnen dass Sie auch in der Stille an diesem Jahresfest theilnehmen. Behalten Sie mich lieb auch durch die Eiskruste, vielleicht wirds mit mir wie mit gefrornem Wein. [Weimar] d. 10. Dezemb. 78. Nachm. 2 Uhr.

G.[261]


3/766.


An Johann Friedrich Krafft

[Weimar] 14. Dezember 1778.

Ihren Brief vom 7. Dezember erhalte heut Freitags den 11ten früh.

[262] Und zuerst zu Ihrer Beruhigung, Sie sollen in nichts gezwungen sein, Sie sollen die hundert Thaler haben, wo Sie sich aufhalten, nun aber hören Sie mich.

Ich weiß, daß dem Menschen seine Vorstellungen Würcklichkeiten sind, und obgleich das Bild, das Sie sich von Jena machen, falsch ist, so weiß ich doch, daß sich nichts weniger als solch eine hypochondrische Ängstlichkeit wegraisonniren läßt. Jena hielt ich aus viel Ursachen für den besten Aufenthalt für Sie. Die Akademie und Stadt hat lang ihre alte Herrlichkeit und Wildheit verloren, die Studenten sind nicht schlimmer wie überall und viele darunter recht hübsche Leute. Man ist das Auf- und Abgehen so mancher Menschen gewohnt, daß ein einzelner nicht merckwürdig ist. Es leben viele Leute kümmerlich daselbst, daß Armuth kein Merkzeichen und Verachtung ist. Es ist doch immer eine Stadt, wo das Nothwendige eh zu haben ist, wer auf dem Lande im Winter krank würde ohne Wartung, wie elend wäre das. Ferner die Leute, zu denen ich Sie wies, sind gute Hausleute, die auch um meintwillen Ihnen gut würden begegnet sein. Bei allem, was Ihnen vorkommen konnte, war ich im Stand, Ihnen durch diesen oder jenen zu helfen. Sodann sasen Sie gewiß fest. Ich konnte Ihnen bei Ihrer Einrichtung behülflich sein, brauchte jetzt nur für Wohnung und Tisch gut zu sagen und erst nachher zu bezahlen. Ich hätte Ihnen auf Neujahr[263] ein Weniges gegeben, das übrige mit Credit gemacht. Sie wären mir näher gewesen. Jeden Markttag konnt ich Ihnen was schicken, manchmal an Wein, Viktualien, Geräthe, das mich nicht mehr kostete und Ihnen leidlicheres Leben machte, ich hätte Sie an meine Haushaltung näher anknüpfen können. Wie fatal ist die Communication mit Gera, nie kommt was zur rechten Zeit an und kostet Geld, das Niemand genießt. Sie wären vielleicht ein halb Jahr in Jena gewesen ohne daß Sie jemand bemerkt hätte. Dies ist die Lage, die mir Jena vor allem vorziehen ließ, Sie würden eben das thun, wenn Sie das Verhältniß mit ungetrübten Augen sähen. Wie wär's, wenn Sie eine Probe machten? Doch ich weiß, daß den Menschen von zitternder Nerve eine Mücke irren kann und daß dagegen kein Reden hilft.

Überlegen Sie's, Sie würden sich's um mir erleichtern, ich verspreche, daß Sie in Jena gut aufgehoben sein sollen. Können Sie's aber nicht über sich gewinnen, so bleiben Sie in Gera. Auf Neujahr sollen Sie 25 Thlr. haben und so die Vierteljahre jederzeit pränumerirt, Ostern, Johanni und Michäl. Anders kann ich meine Einrichtung nicht machen. Da es mir an meinem Platz so leicht ist, Geld zu haben, muß ich desto strenger in meiner Wirtschaft sein. Auch das, was ich Ihnen bisher gegeben habe, da es am Ende des Jahrs und ganz unerwartet kam, hat mir eine Lücke gemacht, die ich wieder flicken muß.[264] Schreiben Sie mir doch, wie viel's war? ich habe einen Posten nicht aufgeschrieben und finde einen Verstoß in meiner Rechnung.

Wenn Sie in Jena wären, könnt ich auch eher einigen Auftrag und vielleicht einiges Geschäfte Ihnen geben, Sie persönlich kennen lernen und so weiter.

Handeln Sie aber ganz nach Ihrem Herzen, und wenn meine Gründe nicht in Ihr Herz übergehen, Ihnen mit der Überzeugung nicht auch Ruhe und getrosten Muth in Jena versprechen, so bleiben Sie in Ihrer jetzigen Stille. Fangen Sie bald an, Ihr Leben zu beschreiben und schicken mir's stückweise, und sein Sie überzeugt, daß mir alles recht ist, was Sie beruhigen und zufriedenstellen kann, und daß ich Jena blos wählte, weil ich auf die bequemste und leichteste Art für mich, Ihnen das leidlichste Leben zu verschaffen hoffte.

G.[265]


3/762.


An Charlotte von Stein

Heut Mittag bin ich zur Herzoginn geladen, und heut Abend nach der Comödie will ich das zugedachte Stück Braten bey Ihnen verzehren. Dancke liebste dass Sie nach meinen Verworrenheiten fragen. Gott hat den Menschen einfach gemacht, aber wie er gewickelt wird und sich verwickelt ist schweer zu sagen.

[Weimar] d. 11. Dez. 78.

G.


3/763.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Was die Schachtel enthält ist allein für Sie. Drum wenn etwa schon Sozietät bey Ihnen seyn[261] sollte, so bitt ich die Schachtel nicht in ihrer Gegenwart aufzumachen, eine höfliche Austheilung würde mich sehr ärgern.

G.


3/764.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Meine Worte haben keinen schlimmen Sinn, sie waren nur kauderwelsch, wenn ich Sie sehe will ich sie leicht erklären. Lieben Sie mich uns machen Sie sich keine Plage um meinetwillen, denn das Leben ist vorübergehend, und die gute Zeit nicht wiederbringlich. Adieu beste.

G.


3/765.


An Charlotte von Stein

[Weimar.]

Heute komm ich zu Tisch wenn Sie mich mögen. Gestern war's ein bissgen wunderbaar.

Addio beste Frau! Sie haben also das kleine Ungeheuer bey sich gehabt.

G.[262]


3/767.


An Charlotte von Stein

Ich dachte Sie so weit von mir, und in der Herrlichkeit, dass mir so Ihr Grus in die Finsterniss desto lieber ist. Es ist sehr Nacht hier haussen, und wenn die Liebe nicht so ein Reflexgen herein würfe wärs völlige Egyptische Finsterniss, so aber wird's ein Clairobscur. Gute Nacht Engel. Gottlohns.

[Weimar] d. 23. Dez. 78.

G.[265]


3/768.


An Charlotte von Stein

Ein Bouquet für Sie und die Haare für Gustgen, und Tobacksraucher für Frizzen. Und eine Bitte um ein wenig Essen. Die Schüsseln schick ich und will sie um Ein Uhr wieder hohlen lassen. Wenn Sie eine Stickerinn haben ausgefunden mögt ich doch über das Muster und das Haar band noch erst sprechen. [Weimar] d. 2. Cristfeyertag [26. December] 78. Aus wiedrig kaltem äussern und leidlich warmen innern Wetter.

G.


3/769.


An Charlotte von Stein

[Apolda, 30. und 31. December 1778.]

Apolde d. 30 nachts halb zwölfe.

Warum ich Ihnen einen Boten schicke weis ich nicht, ich hatte ihn eh bestellt als ich wußte was ich Ihnen sagen wollte also wirds wohl beym alten bleiben. Sie waren sehr gut dass Sie mir was mitgaben, ich war gekommen Sie drum zu bitten und schämte mich vor Ihrer Mutter. Eigentlich hätt ich ein Halstuch gern gehabt, doch wollt ich nichts sagen und die Schleife war mir auch lieb, und iezt sehr lieb da ich von Ihnen weg bin. Es ist alles zu Bette. Seckendorf raucht noch eine Pfeife, und ich will auch[266] schlafen. Geben Sie dem Boten nichts mit er trifft uns nicht mehr.

Den lezten früh halb sieben. Wir sind wieder fix und erwarten den Tag. Ihrer Schleife hab ich einen schönen Guten Morgen aufgeküßt, und den lieben Knöpfgen, indess die Geschwister mit Ihnen noch ruhen. Adieu liebste. Ich hoffe Sie recht wohl wieder zu finden. Grüsen Sie Steinen und Frizzen. Adieu beste.

G.

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 4.
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