Sehnlichster Weißheit-Wunsch / Zu vorgenommenem löblichen Lobewerk

[4] Ach daß die Weißheit wär ein Pfeil / und mich durchdrüng' /

ein glantz und mich erhellt'; ein wasser / und mich tränkte /

ein abgrunds-tieff' / und sie mich ganz in sie versenkte /

ein Adler / der mit mir sich zu der Sonne schwüng:

ein helle Quell' / so in die Sinnen rinnend sprüng'!

Ach! daß den Kunst- Geist sie mir aller Weißen schenkte!

daß nur was würdigs ich zu Gottes Lob erdenkte

und seiner Wunder Preiß nach wunsch durch mich erkling!

Ich such' je nicht mein Lob / die selbst-Ehr sey verflucht!

Gott! Gott! Gott! ist der Zweck / den ihm mein kiel erkohren.

Ich bin der Pinsel nur: sein Hand mahlt selbst die Frucht;

Ihr zimt die Ehr / wird was aus meinen Sinn gebohren.

Aus Gottes trieb kan ja kein Teuffels Laster fliessen.

mein einigs flugziel ist / zu Jesus Christus Füssen!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 4-5.
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