Gedanken des Großglaubigen Abrahams /

Als er äusserst-gehorsam seinen Sohn opffern wolte

[18] Ach Allvorsehender! solt ich nit deinem Wort

der Warheit / Herz bestrickt / Vernunfft-besiegt / nachleben?

kanst du nit / was du vor gegeben / wider geben?

wann tausend Söhn ertödt / so lebst du noch mein Hort!

An dich bind ich mein Heil / an kein Geschöpf noch Ort.

Es wird mein Same wol / wie Sternen Mänge / schweben.

dem Menschen-Stoff / der Erd / kanst neuen Geist einweben.

ist dieser schon geschlacht / die würkungskraft ist dort.

Zur Schein-Verrichtung jtzt des Bunds / den Grund ich lege:

der Warheits Pfeiler bleibt / dein Wort / vergeht die Erd.

Gehorsam / Glaub / Gedult nur treffen Gottes Wege.

Durch alle Ordnungs weiß / der Höchste spricht: Es werd'!

(wie in dem Bau der Welt) von dem was Er versprochen.

Ehe wird der Himmel selbst / als Gottes Zusag brochen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 18-19.
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